Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Heiratsant­rag nach Zittersieg

Olympiafuß­baller zu zehnt 3:2 gegen Saudi-arabien – Kruses Glück kommt nach Abpfiff

- Von Jordan Raza und Eric Dobias

(dpa) - Max Kruse lieferte mit seinem Heiratsant­rag vor laufender Tv-kamera den emotionale­n Höhepunkt eines Kraftakts mit Happy End für die deutschen Fußballer. „Schatz, ich liebe dich und ich frage dich, ob du meine Frau werden willst“, schickte der Ersatzkapi­tän der Dfb-auswahl nach dem mühevollen 3:2 (2:1) gegen Saudi-arabien am Ard-mikrofon einen ganz besonderen Gruß in die Heimat an seine Freundin Dilara. Später verkündete er mit einem „She said YES“bei Instagram strahlend die Einwilligu­ng.

Kurz zuvor hatte sich Kruse mit seinen ebenso erschöpfte­n wie erleichter­ten Teamkolleg­en jubelnd in den Armen gelegen. Mit dem Zittersieg wendeten Deutschlan­ds Kicker in Unterzahl das drohende Vorrundena­us bei den Olympische­n Spielen ab und hielten ihren Medaillent­raum am Leben. „Ich glaube, in den letzten zehn Minuten konnte keiner mehr richtig laufen. Wir haben unser Herz auf dem Platz gelassen“, sagte Torwart Florian Müller vom VFB Stuttgart.

Mit einem Erfolg im abschließe­nden Vorrundens­piel gegen die Elfenbeink­üste am kommenden Mittwoch kann das DFB-TEAM den Einzug ins Viertelfin­ale aus eigener Kraft perfekt machen. Dann fehlt allerdings Abwehrspie­ler Amos Pieper, der wegen einer Notbremse in der 67. Minute die Rote Karte sah. Nadiem Amiri (11. Minute), Ragnar Ache (43.) und Felix Uduokhai (75.) erzielten am Sonntag in Yokohama die Treffer für die deutsche Mannschaft, die sich gegen den Außenseite­r sehr schwer tat. Für Saudi-arabien war Sami Al-nadschi (30./50.) zweimal erfolgreic­h.

„Man hat erkennen können, dass es ein bisschen besser geworden ist“, sagte Trainer Stefan Kuntz und fügte mit Blick auf das weitere Turnier hinzu: „Was mich stolz macht, ist, dass die Mannschaft extrem schnell zusammenge­wachsen ist. Du brauchst solche Spiele, wo du mit einem Sieg belohnt wirst.“Ähnlich sah es Amiri. „Wenn du solche Spiele gewinnst, gibt dir das mehr Kraft als ein 3:0 oder 4:0“, sagte er. „Wir haben einen dünnen Kader, aber mit diesem Team kannst du eine Medaille gewinnen.“

Dafür muss gegen die Elfenbeink­üste, die Brasilien am 2. Spieltag ein torloses Remis abgetrotzt hat und punktgleic­h mit der Seleção (beide vier Zähler) die Gruppe D anführt, aber eine weitere Leistungss­teigerung her. Kruse hat daran keine Zweifel: „Die wichtigste deutsche Eigenschaf­t, die Leidenscha­ft, war da. Das war heute ein Willenssie­g.“

Nach der 2:4-Niederlage im Auftaktspi­el gegen Brasilien hatte Stefan Kuntz seine Startforma­tion auf drei Positionen umgestellt. Eduard Löwen vom Bundesliga­aufsteiger VFL Bochum ersetzte den gesperrten Kapitän Maximilian Arnold. Zudem durften Cedric Teuchert vom 1. FC Union Berlin und Stürmer Ache von Eintracht Frankfurt von Beginn an ran.

Das erwies sich als Glücksgrif­f. Ache belebte die Offensive und hatte schon in der 4. Minute die erste Chance des Spiels – sein Kopfball verfehlte aber knapp das Ziel. Sieben Minuten später bereitete Teuchert mit einem Pass in den Rücken der Abwehr die Führung durch Amiri vor. Nach einer halben Stunde war der Vorteil jedoch dahin. Einen Schuss von Salem Aldawsari wehrte Müller zu kurz ab, so dass Al-nadschi zum Ausgleich abstauben konnte. Wieder agierte die deutsche Abwehr viel zu passiv.

Auch offensiv lief bei der Kuntztrupp­e nicht viel zusammen. Dennoch gab es vor der Pause noch einmal Grund zum Jubel. Nach einer weiten Flanke von Pieper scheiterte Ache mit einem Direktschu­ss zunächst am saudischen Torhüter, der Nachschuss des 22-Jährigen saß dann aber. Für den nachnomini­erten Ache war es bereits das zweite Turniertor.

Kurz nach Wiederbegi­nn folgte der nächste Rückschlag. Mit einem einfachen Doppelpass wurde die Dfb-abwehr ausgehebel­t, und wieder vollendete Al-nadschi. Und es kam noch schlimmer: Pieper rammte den durchlaufe­nden Al-dawsari und sah dafür nach Videobewei­s die Rote

Karte. Doch plötzlich ging ein Ruck durch das dezimierte DFB-TEAM. Uduokhai traf nach einem Kruse-eckball per Kopf, danach hätten Benjamin Henrichs und Ache die Führung sogar ausbauen können. Mit großer Leidenscha­ft wurde der knappe Vorsprung in der Schlusspha­se verteidigt.

Das gefiel denn auch Stefan Kuntz: „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie das letzte Korn gibt, bevor sie aufgibt.“

Saudi-arabien - Deutschlan­d 2:3 (1:2). – Deutschlan­d: Müller - Henrichs, Raum, Uduokhai, Pieper Amiri (ab 73. K. Schlotterb­eck), Maier (ab 70. Stach), Löwen - Ache (ab 83. Richter), Teuchert (ab

69. Torunarigh­a), Kruse. – Tore: 0:1 Amiri (11.), 1:1 Al-nadschi (30.), 1:2 Ache (43.), 2:2 Al-nadschi (50.), 2:3 Uduokhai (75.).– Rote Karte: Pieper (67.), Notbremse (nach Videobewei­s).

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FOTOS: SVEN SIMON/IMAGO IMAGES; ARD/SPORTSCHAU/OLYMPIA/DPA Späte Glücksmome­nte: Felix Uduokhai (linkes Bild) bejubelt sein Siegtor zum 3:2, Max Kruse (rechtes Bild) nutzt sein Tv-interview zum Heiratsant­rag an Freundin Dilara.
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