Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Katastroph­enschutz bleibt Ländersach­e

Innenminis­ter Seehofer will Verantwort­ung nicht an sich ziehen – Kritik der Opposition

- Von Claudia Kling und dpa

- Nach der verheerend­en Unwetterka­tastrophe in Westdeutsc­hland mit mindestens 179 Todesopfer­n soll die Zusammenar­beit von Bund, Ländern und Kommunen beim Katastroph­enschutz verbessert werden. Für eine neue zentrale Führungsro­lle der Bundesbehö­rden zeichnet sich aber bislang noch keine Mehrheit ab. Auch nach Ansicht von Bundesinne­nminister Horst Seehofer sollte der Bund nicht die Verantwort­ung für den Katastroph­enschutz an sich ziehen. Die im Katastroph­enfall

notwendige­n Entscheidu­ngen müssten weiter vor Ort getroffen werden, ein Eingreifen in die Kompetenze­n von Ländern und Kommunen wäre der falsche Weg, sagte der Csu-politiker am Montag im Bundestag bei einer Sondersitz­ung des Innenaussc­husses. Nach der Sitzung schlug Seehofer vor, die Verantwort­lichen in Kommunen und Ländern künftig bei einer bestimmten Gefahrenst­ufe zu verpflicht­en, die Bevölkerun­g zu warnen. Mit Blick auf die vielen ehrenamtli­chen und spontanen Helfer im Katastroph­engebiet sagte Seehofer, dies sei ein Beispiel dafür, „wie in Deutschlan­d zusammenge­standen wird“.

Unionsfrak­tionsvize Thorsten Frei (CDU) befürworte­t derweil das Vorhaben, das Bundesamt für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK) zu einem nationalen Kompetenzz­entrum auszubauen. „Das ist ein richtiger und vernünftig­er Ansatz“, sagte Frei der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Länder seien nicht bereit, Kompetenze­n abzugeben. Deshalb sei es wichtig, das anzugehen, „was kurz- und mittelfris­tig geändert werden kann“. Kritik an der Entscheidu­ng des Innenminis­ters kam dagegen von der Opposition im Bundestag. „Seehofers Aussagen sind sehr enttäusche­nd“, sagte die Fdpinnenex­pertin Sandra Bubendorfe­rlicht aus dem bayerische­n Mühldorf am Inn. Das BBK müsse zur Zentralste­lle ausgebaut werden, um in großen Lagen besser koordinier­en zu können. Diese Forderung erhoben am Montag auch die Grünen. „Selbst der Bundesinne­nminister sagt, man brauche bessere Koordinier­ung. Aber an den bestehende­n Zuständigk­eiten will er nichts verändern“, kritisiert­e die Innenpolit­ikerin Irene Mihalic.

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