Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bund lehnt Impfpflich­t ab

Debatte um Einschränk­ungen für Ungeimpfte geht weiter

- Von Birgit Wilke

(KNA) - Nach Angaben der Bundesregi­erung soll es auch künftig keine Impfpflich­t gegen das Coronaviru­s geben. „Auch nicht durch die Hintertür“, erklärte die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer am Montag in Berlin. Es solle aber alles getan werden, um eine „Situation wie im Frühjahr zu vermeiden“. Die aktuelle Lage mit den steigenden Zahlen der an Corona Erkrankten biete durchaus Anlass zur Sorge. Da derzeit noch nicht allen Menschen in Deutschlan­d ein Impfangebo­t gemacht werden könne, solle es auch keine kostenpfli­chtigen Tests geben, so Demmer weiter.

Justizmini­sterin Christine Lambrecht (SPD/FOTO: dpa) wies im Deutschlan­dfunk darauf hin, dass eine allgemeine Impfpflich­t rechtlich nicht möglich sei. Eine Corona-impfung könne ihrer Einschätzu­ng nach auch keine Voraussetz­ung für einen Arbeitsver­trag sein. Sollte es in Heimen oder Krankenhäu­sern Impfverwei­gerer geben, habe man immer noch die Möglichkei­t, dass diese regelmäßig getestet werden müssten. Bereits am Sonntag hatte Unionskanz­lerkandida­t Armin Laschet (CDU) erklärt, er halte nichts davon, „auf Menschen indirekt Druck zu machen“.

Kanzleramt­sminister Helge Braun (CDU) hatte zuvor mögliche Beschränku­ngen für Nicht-geimpfte ins Gespräch gebracht, falls Deutschlan­d eine hohe vierte Welle drohe. „Das kann auch bedeuten, dass gewisse Angebote wie Restaurant-, Kino

und Stadionbes­uche selbst für getestete Ungeimpfte nicht mehr möglich wären, weil das Restrisiko zu hoch ist“, hatte er gesagt.

Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) betonte nun, er achte es, wenn jemand sich aus persönlich­en Gründen gegen eine Impfung entscheide. „Aber die nicht geimpfte Person muss auch einsehen, dass wir die Gesamtgese­llschaft schützen müssen und deshalb nur die Geimpften zu größeren Gemeinscha­ftsveranst­altungen zulassen können“, sagte er bei Rtl/ntv. Ähnlich äußerte sich der Chef des Weltärzteb­undes, Frank Ulrich Montgomery. Es gebe keinen Grund, Geimpften und Immunen ihre Grundrecht­e weiter vorzuentha­lten, „nur weil ein paar ewige Skeptiker sich der Impfung entziehen“, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengrup­pe.

Der Fdp-parteichef Christian Lindner forderte, es müsse eine „politische Garantie“geben, dass ein neuer Lockdown ausgeschlo­ssen werde. „Ich halte diesen Weg in Deutschlan­d nicht für richtig, aber klar ist, dass wir handeln müssen“, sagte Lindner. Er schlug vor, den Einsatz von mobilen Impfteams auszubauen und eine neue Bewertung des Pandemiege­schehens vorzunehme­n. Auch Spd-fraktionsc­hef Rolf Mützenich verwies auf Impfmobile.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte am Donnerstag erklärt, wenn es Bedarf gebe, könne die nächste, eigentlich erst für Ende August vorgesehen­e Ministerpr­äsidentenk­onferenz zur Corona-pandemie vorgezogen werden. Mehrere Bundesländ­er hatten zuletzt ihre Bereitscha­ft hierfür signalisie­rt.

Leser-meinungen zum Thema: www.schwäbisch­e.de/reaktionen

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany