Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Delta-variante dämpft Stimmung
Ifo-geschäftsklima fällt zur Überraschung von Analysten erstmals seit Jahresbeginn
(dpa) - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli überraschend eingetrübt. Der Ifoindex für das Geschäftsklima sank um 0,9 Punkte auf 100,8 Zähler, wie das Münchner Institut am Montag bekannt gab. Das führende deutsche Konjunkturbarometer, das auf einer Umfrage unter etwa 9000 Unternehmen basiert, fiel damit erstmals seit Beginn des Jahres. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf 102,5 Punkte gerechnet.
Ausschlaggebend für den Rückgang ist die Einschätzung der künftigen Geschäfte. Hier ging der entsprechende Indexwert zurück, während die Bewertung der aktuellen Lage erneut besser war. „Lieferengpässe bei Vorprodukten und Sorgen um wieder steigende Infektionszahlen belasten die deutsche Wirtschaft“, kommentierte Ifo-präsident Clemens Fuest.
Nach Einschätzung von Fuest hat der Optimismus in den Chefetagen deutscher Firmen „merklich“abgenommen. Im Dienstleistungssektor, der zuletzt besonders stark von den Lockerungen der Corona-maßnahmen profitierte, habe sich das Geschäftsklima verschlechtert. Fuest wies aber darauf hin, dass die Dienstleister nach wie vor mit steigenden Umsätzen rechnen, wenn auch nicht mehr so stark wie im Juni.
„Der Pandemieverlauf ist weiterhin ein Risikofaktor für die wirtschaftliche Entwicklung“, kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Seiner Einschätzung nach deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Wirtschaft das Konjunkturhoch
hinter sich lasse und im Herbst „vom Aufholmodus in den Normalmodus“wechseln werde.
Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im Sommerhalbjahr kräftigen wachsen werde. Eine mögliche vierte Coronawelle und die Reaktion der Politik darauf dürften die Wirtschaft aber im vierten Quartal belasten.