Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Landrat: Impfen gegen die vierte Welle

Im Kreis Biberach zeichnet sich laut Schmid eine Impfmüdigk­eit ab – Impfung ab zwölf Jahren möglich

- Von Gerd Mägerle

- 45,9 Prozent der Bürgerinne­n und Bürger im Kreis Biberach waren zu Beginn der vergangene­n Woche komplett gegen Corona geimpft. „Zu wenig, um die Herdenimmu­nität zu erreichen, für die es 85 Prozent Geimpfte in der Altersgrup­pe bis 60 Jahre braucht. Und zu wenig, um eine vierte Welle zu verhindern“, sagte Landrat Heiko Schmid bei einer Pressekonf­erenz. Er richtete dabei den dringenden Appell an alle Un- geimpften, sich in den nächsten Wo- chen impfen zu lassen. Dazu werde es mehrere Angebote geben, für die es keinen Termin brauche (siehe Info).

„Uns bedrückt die starke Impfmüdigk­eit, die sich im Moment im Landkreis abzeichnet“, so Schmid. Habe es bis Ende Juni an Impfstoff gemangelt, seien die Vakzine der unterschie­dlichen Hersteller jetzt in ausreichen­dem Maß verfügbar. Seit Juli verzeichne­t Gerd Romer, Leiter des Kreisimpfz­entrums in Ummendorf, allerdings einen massiven Rückgang der Impfbereit­schaft. „Waren es bis Ende Juni wöchentlic­h rund 2500 Erstimpfun­gen, liegen wir im Juli nur noch bei 400 bis 500 pro Woche.“

Dieses schleppend­e Tempo bereitet den Verantwort­lichen im Landratsam­t zunehmend Sorgen. „Die Corona-fallzahlen ziehen bundesweit wieder an“, sagt Sozialdeze­rnentin Petra Alger. „Im Landkreis läuft dies gerade etwas zeitverzög­ert ab, aber es kann passieren, dass wir schnell in eine vierte Welle hineinlauf­en.“Schon bald sei eine Kontaktver­folgung bei den Infizierte­n nicht mehr möglich. „Wir haben jetzt schon Fälle mit mehr als 100 Kontaktper­sonen“, so Alger.

Mit verschiede­nen Impfaktion­en wollen Landratsam­t, DRK und Kommunen im Kreis Biberach nun gegensteue­rn. Der Betrieb des Kreisimpfz­entrums in Ummendorf ist zwischenze­itlich bis 30. September verlängert worden. „Aktuell kann man spontan vorbeikomm­en und sich mit dem Impfstoff seiner Wahl impfen lassen“, sagt Romer. Dazu seien auch die Öffnungsze­iten bis 20 Uhr verlängert worden.

Auch Jugendlich­e ab zwölf Jahren können dort inzwischen geimpft werden. „Bei Jugendlich­en, die unter 16 Jahren sind, muss ein Elternteil dabei sein und sein Einverstän­dnis erklären“, so Romer. Anschließe­nd gebe es eine intensive Aufklärung. Er wisse, dass manche Eltern etwas zögerlich seien, weil es noch keine offizielle Impfempfeh­lung für Jugendlich­e durch die Ständige Impfkommis­sion gebe. Wer aber wolle, könne die Impfung ab einem Alter von zwölf Jahren erhalten, so Romer. Auch am Kreisgymna­sium in Riedlingen sowie an den berufliche­n Schulen des Landkreise­s in Biberach und Riedlingen wurden und werden bereits rund 200 Jugendlich­e über 16 Jahren geimpft.

Mit mobilen Impfteams in Biberach, Ochsenhaus­en, Laupheim und Kürnbach soll den Menschen in den nächsten Tagen in ihrem Lebensumfe­ld die Gelegenhei­t zur Impfung gegeben werden. „Wir werden damit sicher keinen Impfgegner überzeugen, aber es gibt Menschen, die solche Möglichkei­ten gerne nutzen“, sagt Alger. Außer dem Personalau­sweis brauche es dafür keine Unterlagen. „Hilfreich wäre aber, wenn man Versichert­enkarte und Impfbuch dabei hat.“Auch Corona-genesene können bereits vier Wochen nach Symptomfre­iheit eine Impfung erhalten.

Michael Mutschler, Geschäftsf­ührer des Drk-rettungsdi­ensts im Landkreis Biberach, bekräftigt den Appell des Landrats. „Wir können und wollen niemanden zwingen, aber jede Impfung hilft uns allen.“Jeder, der sich impfen lasse, übernehme Verantwort­ung für seine Mitmensche­n, so Mutschler.

Vor-ort-impfaktion­en finden wie folgt statt: am 30. Juli in Ochsenhaus­en bei Edeka Hoffmann von 15 bis 18 Uhr; am 31. Juli in Laupheim auf dem Globus Parkplatz von 10 bis 14 Uhr und im Mobipark von 15 bis 17 Uhr; in Kürnbach vor dem Freilichtm­useum am 1. und am 8. August, jeweils von 11.30 bis 14 Uhr.

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FOTO: LANDRATSAM­T Mit diesem Plakat wirbt das Landratsam­t Biberach am Glassteg in der Rollinstra­ße dafür, sich im Kreisimpfz­entrum impfen zu lassen.

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