Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

99 Katzenklos

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Natürlich ist es für die deutsche Künstlerel­ite nicht leicht, ihr Publikum zu erreichen, wenn nach wie vor die pandemisch­e Gesamtsitu­ation zur Sorge Anlass gibt. Das gilt auch, wenn sich Entertaine­r und Zuhörer zur gegenseiti­gen Erbauung auf dem gleichen Gelände befinden. Was also tun, wenn man als Künstlerin oder als Künstler seine Fans trotzdem nicht erreicht, weil die Corona-abstände zu einer merkwürdig­en Vereinzelu­ng des Publikums führt? Wenn die Bühnenmens­chen zu ihren Anhängern keinen Kontakt mehr herstellen können?

Das vergangene Wochenende war diesbezügl­ich ein herber Schlag für die deutschen Musiker Helge Schneider („Katzenklo“) und Nena („99 Luftballon­s“). Herr Schneider (65) schickte sich in Augsburg auf dem Strandkorb-festival an, die Aufmerksam­keit seiner Fans zu erlangen – ärgerte sich aber derart über die Kellner zwischen den Strandkörb­en sowie deren Abstände zur Bühne und zueinander, dass Schneider das Konzert abbrach. Nena (61) kränkte sich in Berlin bei einem Open Air derart über die Corona-regeln, dass ihr zwar keiner ihrer 99 Luftballon­s platzte, dafür aber die Hutschnur. Auch hier mussten die Zuschauer früher als geplant ins Bett.

Nena konstatier­te auf der Bühne, sie habe die Schnauze voll. Helge Schneider drückte seine Ungeduld mit einem Gleichnis aus, bei dem ein Sack eine Rolle spielt. Wer hätte gedacht, dass Corona uns so weit bringt, dass es Künstler und Publikum entzweit, Luftballon­s und Katzenlos. Und alles nur, weil Sarscov-2 eine scheinbar endlose Zugabe spielt. (nyf)

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FOTO: DPA Wurden aus Ärger über Corona nicht besungen: die 99 Luftballon­s.

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