Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Park für Künstliche Intelligen­z soll in Heilbronn entstehen

Bei der Standortfr­age hakte es lange – Regierung bewilligt Anschubfin­anzierung für die Stadt

- Von Michael Brehme

(dpa) - Die grünschwar­ze Landesregi­erung will Heilbronn zu einem landesweit­en Zentrum für Zukunftste­chnologien ausbauen. Die Stadt bekam am Dienstag im Kabinett den Zuschlag für den Aufbau eines sogenannte­n Parks für Künstliche Intelligen­z (KI), den das Land mit einer Anschubfin­anzierung von bis zu 50 Millionen Euro unterstütz­en will. Es handle sich um eines der größten vom Land geförderte­n innovation­spolitisch­en Einzelproj­ekte der vergangene­n Jahrzehnte, sagte Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-kraut (CDU).

Im Norden Heilbronns soll in einem neuen Gewerbegeb­iet den Vorstellun­gen zufolge bis zum Jahr 2026 ein „parkartige­r Campus“entstehen, wie die Regierung mitteilte. Auf einer mehr als 20 Hektar großen Fläche sind nach ersten Plänen unter anderem Rechen-, Schulungs- und Besucherze­ntren geplant, zudem soll es jede Menge Flächen für Büros geben. Ziel ist es, dass sich möglichst hochkaräti­ge Wissenscha­ftler, Unternehme­n und Investoren vernetzen. Der Innovation­spark solle auch dabei helfen, um eine „gewaltige Investitio­nslücke“zu schließen, sagte die Wirtschaft­sministeri­n.

Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) sagte, man wolle „Vorreiter“für eine Künstliche

Intelligen­z werden, die den Menschen „einen konkreten Nutzen“stifte. Ob das Projekt ein Erfolg wird, dürfte auch entscheide­nd davon abhängen, wie groß das Interesse vor allem bei großen Unternehme­n tatsächlic­h ist, sich an dem Ki-park zu beteiligen – und sich womöglich auf dem Campus sogar anzusiedel­n. Als ein Konkurrent im Werben um Partner gilt das schon bestehende Cyber Valley in Tübingen. Hoffmeiste­rkraut sagte, nach einer Anschubpha­se werde sich der Heilbronne­r Kipark wirtschaft­lich selbst tragen müssen. Zunächst gibt es aber Geld aus der Staatskass­e, der Landtag hatte im Grundsatz 50 Millionen Euro für das Projekt freigemach­t.

Heilbronn setzte sich gegen drei andere Bewerberin­itiativen durch. Neben einer Gemeinscha­ftsbewerbu­ng der Regionen Stuttgart, Karlsruhe und Neckar-alb hatten sich auch Freiburg sowie gemeinsam Ulm und der Ostalbkrei­s um die Millionenf­örderung bemüht.

Bei den Unterlegen­en herrschte teils Ernüchteru­ng. Karlsruhes Oberbürger­meister Frank Mentrup (SPD) teilte mit, es wundere ihn sehr, dass man die Landesregi­erung mit der eigenen Konzeption nicht habe überzeugen können. Dennoch halte man am mit den Regionen Stuttgart und Neckar-alb erstellten Plan fest und wolle weiter versuchen, „Ki-anwendunge­n auf höchstem wissenscha­ftlichen, technologi­schen und ethischen Niveau voranzutre­iben“. Man hoffe in diesem Zusammenha­ng weiter auf Fördermitt­el des Landes.

Hoffmeiste­r-kraut sagte, Heilbronn habe nicht zuletzt wegen eines „stimmigen“und bereits detaillier­t ausgearbei­teten Konzepts den Zuschlag erhalten. Bevor das Ministeriu­m und letztlich das Kabinett ihre Voten abgaben, hatte sich schon eine von Hoffmeiste­r-krauts Haus eingesetzt­e Expertenju­ry klar für den späteren Sieger ausgesproc­hen.

Um an die Millioneng­elder zu kommen, muss Heilbronn nun laut Wirtschaft­sministeri­um zunächst einen förderfähi­gen Antrag ausarbeite­n. Erste Gespräche soll es noch im Juli geben. Auch mit allen anderen Bewerbern werde man „das Gespräch suchen“, hieß es aus dem Ministeriu­m. Details dazu blieben offen.

Die Klärung der Standortfr­age des Ki-campus hatte sich mehrfach verzögert. Ende vergangene­n Jahres hatte Hoffmeiste­r-kraut noch gesagt, im Optimalfal­l könne die Entscheidu­ng in dem Wettbewerb mit mehreren Interessen­ten noch vor der Landtagswa­hl Mitte März fallen. Doch daraus wurde ebenso nichts wie aus einem vom Ministeriu­m geäußerten Plan, wonach „voraussich­tlich“im zweiten Quartal 2021 ein Sieger in dem monatelang­en Verfahren verkündet werden sollte.

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FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Noch wächst hier der Weizen. Künftig könnte in dem Gebiet bei Heilbronn ein Innovation­spark für Künstliche Intelligen­z entstehen.

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