Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Tesla knackt die Milliarde
Us-autobauer meldet Rekordgewinn im zweiten Quartal
(dpa/sz) - Der Us-elektroautobauer Tesla hat erstmals mehr als eine Milliarde Us-dollar in einem Vierteljahr verdient. Das Unternehmen von Elon Musk verzehnfachte den Überschuss im zweiten Quartal im Jahresvergleich auf 1,1 Milliarden Dollar (rund 900 Millionen Euro). Dabei trug der Handel mit Abgaszertifikaten, der traditionell die Bilanz aufbessert, weniger zu dem Rekordgewinn bei als sonst. Den Ausschlag gab vielmehr, dass Tesla mehr als doppelt so viele Autos auslieferte als ein Jahr zuvor. Die Aktie reagierte im nachbörslichen Handel am Montag mit einem Kursplus von gut sechs Prozent.
Laut Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer liegt die Ursache für Teslas ersten Milliardengewinn zu großen Teilen auch in China. Das Unternehmen habe die operativen Kosten um 49 Millionen Us-dollar auf 1,57 Milliarden Us-dollar im zweiten Quartal gesenkt. „Der Grund sind nach unserer Einschätzung die deutlich kostengünstigeren Eisen-phosphat-batteriezellen für die in China produzierten Grundmodelle des Model 3“, teilte Dudenhöffer der „Schwäbischen Zeitung“mit.
Tesla betonte, der Bau des ersten Werks in Europa in Grünheide bei Berlin liege im Plan. In diesem Jahr sollen dort demnach – genau wie im texanischen Austin – die ersten Autos des Kompakt-suv Model Y vom Band laufen. Einen Rückschlag gab es indes bei Teslas Semi-truck – die ersten Auslieferungen des Sattelschleppers wurden ins Jahr 2022 verschoben. Musk legte sich im Gespräch mit Analysten auch nicht fest, ab wann genau der Elektro-pickup Cybertruck in Texas gebaut werden soll. Es hieß lediglich, er folge auf das Model Y, das Priorität habe.
Tesla peilte bislang an, seine Auslieferungen 2021 nach über einer halben Million Autos im Vorjahr um 50
Prozent zu steigern. Nun betonte der Konzern, er rechne mit noch stärkerem Wachstum. Das tatsächliche Tempo werde aber davon abhängen, wie gut Tesla die Halbleiterknappheit meistern könne, sagte Musk gleichzeitig. In den vergangenen Monaten gelang es Tesla etwa, fehlende Chips durch andere zu ersetzen und die Software anzupassen.
Der Elektroauto-pionier profitierte zudem abermals stark vom Handel mit Abgaszertifikaten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern. Tesla setzte mit diesem Geschäft im zweiten Quartal 354 Millionen Dollar um. Da die Erlöse eine quasi hundertprozentige Gewinnspanne haben, sind sie für Tesla äußerst lukrativ. Allerdings sanken die Einnahmen: Vor einem Jahr steuerten die Zertifikate noch 428 Millionen Dollar bei, im ersten Quartal 2021 sogar noch mehr als 500 Millionen Dollar.
„Co2-gutschriften spielen eine geringere Rolle und trotzdem macht Tesla den Riesensprung im Gesamtgewinn. Damit bleibt das Unternehmen Benchmark für die klassischen Autobauer durch deutliche Senkungen bei der kostenträchtigsten Komponente des Elektroautos, der Batterie“, bewertet Dudenhöffer die Entwicklung. Spannend sei nun der Einsatz größerer Batteriezellen. „Dies wird in den nächsten Monaten erfolgen. Aus heutiger Sicht verspricht das eine weitere deutliche Kostensenkung beziehungsweise Reichweitenerhöhung der Fahrzeuge“, glaubt Dudenhöffer.
Tesla erreichte im zweiten Vierteljahr auch bei Auslieferung und Produktion Bestwerte. Das Unternehmen brachte 201 304 E-autos an die Kundschaft und stellte 206 421 Wagen her – so viele wie seit Firmengründung 2003 noch nie in einem Quartal. Der Umsatz wuchs um 98 Prozent auf zwölf Milliarden Dollar.