Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Drohende Gefahren im Auenwald
Kreisforstamt sperrt Spazierweg in Mißmahl’scher Anlage – Bäume könnten umstürzen
- Das Kreisforstamt in Biberach hat Bereiche der Mißmahl’schen Anlagen in Riedlingen gesperrt, weil absterbende Bäume umfallen und Spaziergänger verletzen könnten – sogar bei Windstille. Nach Angaben von Revierförster Tobias Lehmann bleiben die gefährdeten Bereiche des in weiten Teilen sumpfigen Areals bis zum Frühherbst abgeriegelt. „Mehr als ein Dutzend Bäume sind so geschädigt, dass sie jederzeit umstürzen könnten“, sagt Lehmann. Für Menschen herrsche Lebensgefahr. Das Landratsamt weist Besucher des Waldes darauf hin, die Sperrung des Weges zu beachten.
Die Vorsichtsmaßnahme war aus Sicht des Kreisforstamts unumgänglich, weil immer mehr Eschen am Pilz des Falschen Weißen Stängelbecherchens erkranken und absterben. Zugleich nagen Biber, die in den Mißmahl’schen Anlagen ihr Revier haben, größere Bäume an, die ebenfalls bald abknicken könnten. „Der Biber steht unter Naturschutz. Allerdings erschwert er schon unsere Arbeit“, sagt Lehmann, der sich um die Pflege des Waldbestands kümmert. Darüber hinaus stehen in dem Biotop auch einige alte Laubgewächse, deren Wurzeln vor allem wegen des jüngsten Hochwassers über einen längeren Zeitraum hinweg nass geblieben sind. Das trägt zur Schädigung von Bäumen bei, denn sie können nicht dauerhaft in sehr feuchtem Untergrund existieren. Erlen, Weiden und Pappeln gehören beispielsweise ebenfalls zu diesen Baumarten.
Vornehmlich problematisch sind aber Eschen, die in den Mißmahl’schen Anlagen eingehen. „Das Eschentriebsterben erkennen wir an toten und ausgetrockneten Stellen in der Baumkrone. In der zweiten Phase der Krankheit erkranken Eschen an weiteren Pilzen. Dann wird der Stamm von innen morsch. Das sehen meist nur Fachleute“, erklärt Tobias Lehmann. Genau deshalb hat der Revierförster dafür gesorgt, lieber vorsorglich einen ganzen Abschnitt des Waldes für Besucher abzuriegeln. In dem Fauna-flora-habitat liegt bereits viel Totholz, das als ökologisch wertvoll gilt. In den nächsten Monaten sollen die sterbenden, instabilen Bäume gefällt und beschnitten werden. „Wir gehen dabei differenziert vor und schauen uns jeden Baum genau an: Einige werden komplett gefällt, bei anderen entfernen wir nur bestimmte Äste“, erklärt Tobias Lehmann. Die Pflege sieht auch vor, neue, widerstandsfähige Baumarten neu zu pflanzen, unter anderem die Flatterulme. „Die kommt gut mit Hochwasser zurecht.“In dem Auenwald in der Nähe des Donaukanals steigt der Wasserpegel immer wieder stark. Im Moment steht der Wasserspiegel der Weiher so hoch, dass bestimmte kleine Halbinseln im urwaldartigen Lebensraum gar nicht für die Waldpflege zugänglich sind. Deshalb müssen sich die Förster etwas Zeit lassen, bis sie die Pflege dort vollenden können.
Obwohl die Stadt Riedlingen das Wald- und Naherholungsgebiet verwaltet, kümmert sich das Kreisforstamt um die Pflege sowie die Verkehrssicherheit von Wald und Wegen. Das hat die Stadt mit dem Landratsamt
vertraglich geregelt. Mittelund langfristig hat die Stadtverwaltung die Absicht, den Auenwald etwas anders zu gestalten. „Wir könnten uns vorstellen, dass in den Mißmahl’schen Anlagen ein Bewegungsparcours entsteht. Fallholz könnte dabei für Fitnessstationen benutzt werden“, sagt Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft. Die Stadt sei im Gespräch mit den Behörden, zumal bei diesem Austausch Ideen entwickelt würden, wie sich die Auenwälder vor den Toren der Altstadt ins Konzept der Landesgartenschau einbinden ließen.
Doch die Naturbelassenheit des sicherlich einmaligen Ökosystems an der Donau steht im Mittelpunkt. Die jetzige Sperrung der Spazierwege komme derzeit nicht nur den noch brütenden Vögeln zugute, sondern auch den Bibern. „Der Biber muss erstmal seine Zähne putzen, bevor wir die Wege wieder öffnen und weiter planen“, sagt Marcus Schafft.