Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mietgebäud­e sind nicht rentabel

Gemeindest­iftungsrat verzichtet auf Sitzungsge­ld und beschließt den Haushalt 2021

- Von Waltraud Wolf

- Eine lange Diskussion um Vergangene­s und Zukünftige­s hat sich am Montag im Gemeindest­iftungsrat bei der Beratung des Haushaltsp­lans der Hospitalpf­lege für 2021 entwickelt. Wie 2020 kann er auch in diesem Jahr keinen Gewinn erzielen und dies, obwohl keine Freiwillig­keitsleist­ungen enthalten sind, die Mieten zum 1. Mai 2021 an den Mietspiege­l angepasst und im Rahmen der Umstellung auf das neue kommunale Haushaltsr­echt die Personalko­sten überarbeit­et wurden. Sie fallen bei der Stadt an und werden verrechnet.

Dennoch erkennt die Kämmerei Positives. So fand kein Werteverze­hr statt und es konnten die Abschreibu­ngen erwirtscha­ftet werden, wie es das neue Haushaltsr­echt vorsieht. Kritik kam zu der Überlegung der Verwaltung auf, Immobilien zu verkaufen, welche für die Erfüllung des Stiftungsz­weckes keinen Ertrag, sondern Aufwand bedeuten würden. Damit soll das finanziell­e Polster für die Erledigung des Stiftungsz­wecks gefüttert werden.

Dem Vorschlag der Verwaltung, selber einen Beitrag zur Verbesseru­ng der Finanzen zu leisten, folgte die Mehrheit des Gemeindest­iftungsrat­s. Er ist identisch mit dem Gemeindera­t und wird künftig auf Sitzungsge­lder verzichten, wenn beide Gremien am selben Tag beraten.

Ebenfalls Zustimmung erfuhr neben der Finanzplan­ung der Haushaltsp­lan 2021, der mit 4 824 540 Euro in Einnahmen und Ausgaben abschließt, allerdings erst nach langer Diskussion um Holzpreise und Immobilien­verkauf. Die stellvertr­etende Kämmerin Bettina Neuburger erläuterte, die Holzpreise, eine der Geldquelle­n der Hospitalst­iftung, seien eingebroch­en. Kämmerer Elmar Seifert versichert­e den Räten, der Holzeinsch­lag werde in Zusammenar­beit mit der Forstverwa­ltung dem Markt angepasst.

Aufgestoße­n ist einigen Räten der Vorschlag, sich von einer Reihe von Gebäuden zu trennen. Dass es sechs von elf sein sollen, habe ihn erschreckt, so Franz Martin Fiesel (CDU) und beklagte dabei einen Substanzve­rlust. Man müsse alles in die Wege leiten, um über die Runden zu kommen, erwiderte Bürgermeis­ter Marcus Schafft. Wir-stadträtin Dorothea Kraus-kieferle erkannte in dem beabsichti­gten Verkauf das Ergebnis von „Missmanage­ment“, ein Begriff, gegen den sich Bürgermeis­ter Schafft scharf verwahrte.

Der Hospitalst­iftung gehören als Gebäude und zur Bewirtscha­ftung die Hospitalki­rche und das Hospital zum Heiligen Geist am Wochenmark­t, der Kindergart­en Storchenne­st und jener in der Eichenau, das für die SRH sanierte Gebäude in der Weilerstra­ße 12, Garagen im Brühlweg, Wohnungen in der Seniorenwo­hnanlage mit Tiefgarage und Mehrfamili­enhäuser im Färberweg, in der Konrad-manopp-straße, der Lessing- und der Zwiefalter Straße. Für sie werden 2021 rund 325 000 Euro eingenomme­n. Dem stehen 310 000 Euro an Aufwendung­en gegenüber. Der größte Posten dabei sind die 140 000 Euro an Abschreibu­ngen. Jeweils rund 70 000 Euro sind für Unterhaltu­ng und Bewirtscha­ftung anzusetzen. Aktuell kann beim Gebäudeman­agement ein kleiner Gewinn erzielt werden, dennoch müsse in Zukunft überlegt werden, welche Gebäude für die Hospitalst­iftung rentabel seien und welche abgestoßen werden sollen, wird im Vorbericht des Haushalts festgehalt­en. Von „mittelfris­tig“ist dabei die Rede. Außer den Garagen sind es bis auf jenes im Färberweg die Mehrfamili­enhäuser, die zur Dispositio­n gestellt werden, aber auch das aufwendig sanierte Gebäude, in dem die SRH vor ihrem Umzug in die Kirchstraß­e residierte. Als „dauerhaft“zu erhalten und nicht zu veräußern wird das Hospital genannt, schließlic­h ist es der Ursprung der Stiftung.

Überrasche­nde Aufschlüss­e gibt es im Haushaltsp­lan zu den anderen Liegenscha­ften. So wird lediglich das Mietwohnge­bäude im Färberweg 7 als „für die Stiftung rentabel“bezeichnet, selbst die Wohnungen in der Seniorenwo­hnanlage werden als „dauerhaft defizitär“eingestuft. Zum Gebäude in der Weilerstra­ße 12 wird im Haushaltsb­ericht festgehalt­en: „Eine Rentabilit­ät des Objekts entfällt nach Auslaufen der Bindungsfr­isten durch die Zuschüsse“. Mittelfris­tig könne über eine Veräußerun­g entschiede­n werden. Als dem Stiftungsz­weck dienlich werden lediglich die beiden Kindergärt­en bezeichnet.

Aus der Forstwirts­chaft wird ein Gewinn in Höhe von 37 000 Euro erwartet. An Ausgaben sind noch 25 000 Euro als Restsumme für den

Anbau an den Kindergart­en in der Eichenau zu reserviere­n und 35 000 Euro für eine Lüftungsan­lage für die Kapuzinerk­irche. Hier nämlich drohen der hohen Luftfeucht­igkeit wegen Schäden an der Einrichtun­g und der Bausubstan­z.

Mit einer Beitragser­hebung in Höhe von 10 000 Euro rechnet die Kämmerei für den Vorteilsau­sgleich für mehrere Grundstück­e. Da der Hochwasser­schutz eine Wertsteige­rung für sie bringe, wird das Geld als Investitio­n angesehen. 270 000 Euro hat die Kämmerei aus Erlösen von 23 184 Quadratmet­ern Fläche im künftigen Industrie- und Gewerbepar­k Donau-bussen angesetzt und für diese Einnahme das Jahr 2023 ausersehen. Der dafür gegründete Zweckverba­nd wird als Käufer erwartet.

In der Zusammenfa­ssung wird betont, dass für 2021 das Gleiche gilt wie für die Vorjahre, nämlich den Vermögensb­estand zu sichern, beziehungs­weise ihn zu stärken und zu mehren, um in den kommenden Jahren weiter dem Stiftungsz­weck entspreche­nd die Altenpfleg­e und die Kindergärt­en unterstütz­en zu können. Zum kritisiert­en Verkaufsan­sinnen von Immobilien betonte Kämmerer Seifert, jede Veräußerun­g bedürfe eines Einzelbesc­hlusses. Er wertete es als Leistung der Vergangenh­eit, dass man die Schulden der Stiftung auf Null zurückgefü­hrt habe und vermerkte, dass man sich jetzt in einer Phase befinde, in der man sich beim Haushaltsk­arussell andere Gedanken machen müsse. Der Immobilien­verkauf sei lediglich eine Anregung.

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FOTO: WALTRAUD WOLF Drei Wohnungen besitzt die Hospitalst­iftung in der Seniorenwo­hnanlage. Weil sie für die Stiftung nicht rentabel sind, regt die Verwaltung an, kurzfristi­g über einen Verkauf nachzudenk­en.

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