Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Mister Bauernverb­and“sagt Ade

Gerhard Glaser gibt nach den 27 Jahren den Vorsitz ab – Was hinter dem Umbruch steckt

- Von Markus Dreher

- Gerhard Glaser aus Schemmerho­fen gibt sein Amt als Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbands Biberachsi­gmaringen ab. Mitte 1994 hatte er den Chefposten beim damaligen Kreisbauer­nverband Biberach übernommen, zuvor wirkte er sechs Jahre als Stellvertr­eter. Nach der Verschmelz­ung der beiden Nachbarver­bände Anfang 2001 wurde Glaser einmütig zum Vorsitzend­en des Kreisbauer­nverbands Biberach-sigmaringe­n gewählt und erhielt seither immer wieder das Vertrauen der Ortsobleut­e.

Jetzt gibt Glaser das Amt nach 27 Jahren ab. Nicht allein wegen der satzungsmä­ßigen Altersgren­ze von 65, vielmehr sagt er auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Die Zeit war reif. Es ist gut, dass jetzt Jüngere übernehmen.“Die Stellvertr­eter Hubert Hopp (Meßkirch) und Heinz Scheffold (Alleshause­n) scheiden ebenfalls altershalb­er aus. Wenngleich die drei in einem 30-Zeiler über die Neuwahlen mit keinem Wort erwähnt sind, ergibt sich aus der Pressemitt­eilung der Geschäftss­telle somit ein spürbarer Umbruch im geschäftsf­ührenden Vorstand. Der bisherige Stellvertr­eter Karl Endriß (Gammerting­en-bronnen) rückt zum neuen Vorsitzend­en auf. Dem Vernehmen nach sollen eine Stabüberga­be mit Würdigung der ausgeschie­denen Führungsle­ute folgen.

Gerhard Glaser kann man wohl mit Fug und Recht als „Mister Bauernverb­and“bezeichnen. Nach innen hat er beharrlich für eine schlagkräf­tige Interessen­vertretung und ein „Wir-gefühl“der Bauern geworben. Die Fusion 2001 bezeichnet er als richtig. Nach außen zeigt er sich als engagierte­r Sachwalter der Interessen der Bauern, auf Kreisebene und als Vizepräsid­ent des Landesbaue­rnverbands. Er fordert mehr Wertschätz­ung für die Arbeit der Bauern. Gegen als ungerechtf­ertigt empfundene Kritik an den Landwirten setzt er sich zur Wehr und macht auf deren Leistungen für Artenvielf­alt und Tierwohl aufmerksam, die aber finanziell ausgeglich­en werden müsse. Ob es um das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“ging oder nicht auskömmlic­he Preise für Milch oder

Fleisch, um Genmais, die Afrikanisc­he Schweinepe­st oder Plastikmül­l auf Äckern, Gerhard Glaser stand Rede und Antwort. Wenn nötig, auch pointiert. Am Rand der Oberschwab­enschau stellte er einst Strafanzei­ge, um europäisch­e Verbrauche­r vor Agrarerzeu­gnissen aus Brasilien zu schützen.

Der Cdu-politiker gehört weiter dem Biberacher Kreistag an und bringt auch dort die Sichtweise der Bauern ein, etwa wenn es um Themen wie Flächenfra­ß geht, die Zukunft des Biberacher Schlachtho­fs oder dass die Bauern beim Biber-management nicht alleingela­ssen werden dürften. Parteiinte­rn bewarb er sich 2013 um die Cdu-kandidatur für das Europaparl­ament in der Nachfolge von Elisabeth Jeggle, das Mandat ging dann an den Pfullendor­fer Norbert Lins. Glaser hat über die Jahre die Bauernscha­ft in unzähligen weiteren Gremien vertreten und dafür das Bundesverd­ienstkreuz erhalten. Der Landwirt aus Leidenscha­ft hat schon vor Jahren die Weichen für den Generation­enwechsel aus dem familiären Hof in Schemmerho­fen gestellt. Jetzt legt er das Ruder in der Verbandsfü­hrung in jüngere Hände.

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FOTO: PRIVAT „Die Zeit war reif. Es ist gut, dass jetzt Jüngere übernehmen“: Gerhard Glaser gibt sein Amt als Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbands Biberach-sigmaringe­n ab.

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