Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Osakas geplatzter Gold-traum bringt die Sorgen zurück
Die Tränen der Naomi Osaka (Foto: AFP) rissen eine ganze Nation aus ihrem goldenen olympischen Tennistraum. „Vielleicht“, sagte sie leise und mit dieser seltsam ausdruckslosen Stimme, „vielleicht war doch alles ein bisschen zu viel für mich.“Diese ganzen verdammten Erwartungen, dieser Druck, vor dem sie vor ein paar Wochen schon mal geflüchtet ist – Naomi Osaka hat dem in Tokio nicht standgehalten. Wenige Tage, nachdem sie das olympische Feuer entzündet hatte, platzte die Blase mit einem freudlosen 1:6, 4:6 gegen die Tschechin Marketa Vondrousova im Achtelfinale erneut, das erhoffte und eigentlich schon so sicher geglaubte Tennisgold verwandelte sich in stumpfes Blech. Doch viel mehr als um die verlorene Medaille dürften sich Familie und Freunde im Heimatland ihrer japanischen Mutter um die psychische Gesundheit von Naomi Osaka sorgen. „Ich habe definitiv das Gefühl, dass es eine Menge Druck gab“, sagte die 23-Jährige auf einer Pressekonferenz, nachdem sie zuvor kommentarlos aus dem Ariake Tennis Park verschwunden war. Osaka sollte bei ihrem Comeback nach ihrem aufsehenerregenden Rückzug von den French Open eines der Gesichter dieser Sommerspiele in ihrer japanischen Heimat werden. Die Nummer zwei der Tenniswelt war Topfavoritin für das Damen-einzel. Zwei Matches hatte sie in Tokio souverän gewonnen, dann folgte dieser folgenschwere schwache Auftritt. Wie es nun weitergeht, ließ Osaka zunächst offen.