Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Für Fuß- und Handballer zählt nur der Sieg
Stefan Kuntz muss mit 14 Mann auskommen – Alfred Gislason hofft auf seinen Kapitän
(Sid/dpa) - Zumindest Japans Jugend hat den Glauben an Stefan Kuntz und die deutschen Fußballer noch nicht verloren. „Gewinnen Sie und kommen Sie zurück nach Yokohama“, stand auf Deutsch auf einem Plakat, das zwei kleine Jungen vor dem „Finale“gegen die Elfenbeinküste für das DFB-TEAM gepinselt hatten. Als Kuntz die Aufmunterung sah, posierte er mit den Kindern und nach oben gerecktem Daumen für ein Foto.
Das Problem: Um tatsächlich noch einmal in Yokohama zu spielen, müssten Kuntz und Co. schon das Endspiel erreichen. Bis dahin ist es nach zwei mäßigen Auftritten gegen Brasilien (2:4) und Saudi-arabien (3:2) aber ein langer Weg, der schon am Mittwoch (10 Uhr MESZ/ZDF und Eurosport) enden könnte: Im letzten Gruppenspiel, das nördlich von Tokio in Miyagi sogar vor ein paar Zuschauern stattfindet, zählt nur ein Sieg, um das Viertelfinale zu erreichen und das Aus zu verhindern.
Zwar könnte auch ein Remis reichen, wenn Brasilien zeitgleich hoch gegen Saudi-arabien verliert. Weil das aber nahezu ausgeschlossen ist, muss Kuntz erst gar nicht groß rechnen. „Wir wissen genau, was wir erreichen müssen. Bei einem Sieg sind wir weiter“, sagte der Europameister von 1996. Schwierig wird für Kuntz das Personalpuzzle, nach der Roten Karte gegen Abwehrspieler Amos Pieper stehen ihm erneut nur 14 Feldspieler
zur Verfügung. „Der Trainer hat nun zwei Möglichkeiten: Entweder stellt er das System um und überrascht die Elfenbeinküste damit oder er bringt Jordan Torunarigha oder mich“, sagte Keven Schlotterbeck nach der Ankunft in Miyagi.
Handball-bundestrainer Alfred Gislason kann hingegen wieder auf Uwe Gensheimer setzen. Nach dessen Roter Karte in seinem 200. Länderspiel gegen Argentinien kommt dem Kapitän in der Neuauflage des olympischen Halbfinales von Rio 2016 (28:29) gegen Frankreich an diesem Mittwoch (14.30 UHR/ZDF und Eurosport) eine besondere Bedeutung zu. Der 34 Jahre alte Linksaußen von den Rhein-neckar Löwen ist nach drei Jahren bei Paris Saint-germain Insider des französischen Handballs – derzeit aber auch das Sorgenkind im deutschen Team. Denn wie schon zuletzt bei der WM in Ägypten kommt der Kapitän in Tokio schwer in Fahrt. Beim 33:25 gegen Argentinien saß Gensheimer 45 Minuten lang nur auf der Bank und sah dann nach seiner einzigen Aktion die Rote Karte, weil er dem gegnerischen Torwart einen Siebenmeter an den Kopf geworfen hatte. „Wir müssen von Beginn an voll da sein“, sagte Gensheimer – das gilt ganz besonders für ihn. „Die Franzosen haben auf jeder Position überragende Spieler, da kommt ein großes Kaliber auf uns zu. Wir sind aber selbstbewusst genug um zu wissen, dass wir mit einer guten Leistung auch gegen Frankreich die Chance haben, zwei Punkte zu gewinnen.“
Die müssen auch her, schließlich ist nach der knappen Auftakt-niederlage gegen Europameister Spanien und dem Pflichtsieg gegen Argentinien im Kampf um die beste Ausgangsposition für die angepeilte K.o.runde unbedingt ein Erfolg gegen die Franzosen Pflicht. „Wir sind nicht der Favorit, werden aber alles für einen Sieg geben. Das könnte ein Big Point werden. Alle sind hungrig“, verkündete Bundestrainer Gislason und fügte hinzu: „Frankreich ist in einer super Verfassung, da müssen wir ein sehr gutes Spiel machen.“