Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Schutz gegen Elementarschäden ist wichtiger denn je
Reißende Flüsse statt Straßen, vollgelaufene Keller und unbenutzbare Häuser: Flut und Starkregen bedrohen auch in der Region die Existenzen zahlreicher Einwohner. Die Betroffenen stehen nicht nur vor Aufräumarbeiten, sondern auch vor der Frage, ob ihre Versicherung die Schäden abdeckt. Besonders Schäden durch Überflutung sind in vielen Verträgen nicht in den Hausrat eingeschlossen. Hier kommen die wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum sollte man Versicherungsschutz jetzt überprüfen?
seinen gerade
Die meisten Menschen können solche Schäden, etwa nach einem Brand, nicht selbst ausgleichen. „Eine Wohngebäudeversicherung ist deshalb für jeden Hauseigentümer ein Muss", heißt es beispielsweise auf der Seite www.verbraucherzentrale.de. In der Grunddeckung bieten die meisten Wohngebäudeversicherungen Schutz gegen die Gefahren Feuer, Rohrbruch, Leitungswasser und Naturgefahren wie Sturm und Hagel. Da Naturkatastrophen auch in unseren Regionen keine Seltenheit mehr sind, ist eine Zusatzabsicherung gegen sogenannte Elementargefahren empfehlenswert. Ältere Verträge sollten dahingehend geprüft werden, ob sie zusätzlich die grobe Fahrlässigkeit mit absichern.
Welche Versicherung greift bei Flut- und Starkregenschäden?
Reine Gebäude- oder Hausratversicherungen decken Starkregenoder Flutschäden meistens nicht. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ist eine Wohngebäudeversicherung
mit einem erweiterten Naturgefahrenschutz, der sogenannten Elementarschadenversicherung, vonnöten. Schäden am Hausrat, also allem was nicht fest am Gebäude montiert ist, deckt die Hausratversicherung mit Elementarschadenversicherung.
Was für Schäden sind das, die am Haus entstehen können?
In der Regel laufen Keller oder Erdgeschosse mit Wasser voll. Hiernach ist laut dem GDV oft ein Abpumpen von Wasser oder eine Trockenlegung nötig. In schlimmen Fällen übernimmt die Versicherung aber auch die Kosten für Abriss und Wiederaufbau.
Wie viel kostet so eine Versicherung und wie hoch ist die Selbstbeteiligung?
„Die Höhe der Versicherungsprämie hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie vom Wert des Hauses, der Bauart oder der Lage“, sagt Claudia Frenz vom Bund der Versicherten (BDV). Häuser in Risikolage werden häufig nur bei einer hohen Prämie versichert. Hier ist häufig eine hohe Selbstbeteiligung vereinbart, um eine erschwingliche regelmäßige Belastung zu erreichen.
Kann man eine Elementarschadenversicherung für jedes Haus abschließen?
Für fast alle. Der GDV schätzt, dass 99 Prozent der deutschen Privathäuser „problemlos versicherbar“sind. Dass überhaupt kein Schutz möglich ist, ist also sehr unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich. Teuer werden Versicherungen immer dort, wo das Risiko einer Flut besonders groß ist. „Doch besonders hier ist die Elementarschadenversicherung dringend zu empfehlen“, sagt Frenz vom BDV.
Woher weiß ich, wie hoch mein individuelles Risiko ist?
Immobilienbesitzer und Mieter können unter www.naturgefahren-check.de auf einem Portal der GDV ihr Naturgefahrenrisiko ermitteln. Die Onlineplattform zeigt, welche Schäden Unwetter in der Vergangenheit am eigenen Wohnort verursacht haben, wie viele Gebäude im vergangenen Jahr in der Region betroffen waren, wie hoch die teuersten Schäden durch Starkregen, Sturm oder Hagel ausfielen und welche Hochwassergefahr besteht.
Wann zahlt die Versicherung nicht?
Zum Beispiel, wenn bei Starkregen und Sturm alle Fenster geöffnet waren. „Schwierig wird es immer dann, wenn der Versicherungsnehmer elementare Vorsichtsmaßnahmen missachtet hat“, sagt Christian Ponzel vom GDV. Dann übernimmt die Versicherung womöglich nur einen Teil der Kosten. Frenz vom BDV rät aus diesem Grund, bei Vertragsabschluss darauf zu achten, dass in dem Versicherungstarif auf den Einwand der „groben Fahrlässigkeit“verzichtet wird.
Wie gehe ich nach der Entstehung eines Schadens vor?
Die GDV rät, umgehend den Versicherer zu informieren – noch bevor Aufträge an Handwerker vergeben werden. Mieter wenden sich an ihren Vermieter. Der Schaden sollte möglichst gering gehalten werden. Hausbesitzer sollten also zum Beispiel zerstörte Fenster provisorisch abkleben und herumliegende Gegenstände wegräumen. Gleichzeitig
ist es ratsam, Schäden mithilfe von Fotos zu dokumentieren. Hilfreich können zusätzlich auch Kaufbelege sein.
Kann die Versicherung den Vertrag nach einem Schadensfall kündigen?
„Ja, kann sie – der Versicherungsnehmer aber auch, beispielsweise, wenn er mit der Leistung des Versicherers nicht zufrieden ist“, sagt Frenz vom BDV. Davon ist allerdings unbedingt abzuraten, denn eine bessere Versicherung zum gleichen Preis ist nach einem Schadensfall vermutlich nicht zu finden. Kündigt die Versicherung dem Versicherungsnehmer, hat der Kunde kaum eine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren und muss das hinnehmen.
Was passiert, wenn man nicht versichert ist?
Unabhängig von einem Schaden kann man sich jederzeit um den Versicherungsschutz der Elementarschadenversicherung bemühen. Und in der Regel wird es zum Abschluss eines Vertrages kommen. Eine staatliche Unterstützung soll es laut GDV nur noch in Härtefällen geben. „Es ist auf jeden Fall ratsam, seinen Versicherer zu kontaktieren und offen zu besprechen, ob eine Elementarschadenversicherung auch jetzt noch nach Entstehung des Schadens abgeschlossen werden kann“, rät Ponzel. Es bestehe durchaus die Chance, dass ein Versicherer sich darauf einlässt.
Muss ich meine Rettung vom Hausdach im Notfall selbst bezahlen?
Nein, sagt Ponzel vom GDV. Bei einer Evakuierung oder Notfallrettung übernimmt die Kommune die Kosten für die Rettung. So wie es auch wäre, wenn das Haus brennt.