Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Für reine Luft an Schulen sorgen

Kein Klassenzim­mer sei „schlecht lüftbar“– Lüftungsan­lagen maximal für die Klassen 1 bis 6

- Von Kai Schlichter­mann und Gerd Mägerle

- Die baden-württember­gische Landesregi­erung hat Anfang Juli beschlosse­n, Schulträge­r mit insgesamt 60 Millionen Euro bei der Anschaffun­g von mobilen Lüftungsan­lagen und Co2-ampeln zu unterstütz­en, um eine erneute Corona-ausbreitun­g im Herbst zu verhindern. Schulträge­r in der Region wollen bereits zu Beginn des neuen Schuljahre­s ein technische Lösung für ihre Lehranstal­ten auf den Weg bringen.

Eingesetzt werden sollen diese Anlagen vorrangig in Räumen, die nicht belüftet werden können sowie in den Klassenstu­fen 1 bis 6, weil es für diese Schüler aktuell kein Impfangebo­t gibt. „Luftfilter ersetzen das Lüften nicht“, betont Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n.

„Luftfilter sind für unsere Schule nicht superdring­end notwendig“, sagt Martin Romer, Schulleite­r der Joseph-christian-gemeinscha­ftsschule in Riedlingen. Denn seiner Meinung nach seien die meisten Klassenzim­mer sehr gut zu lüften, weil die Fenster der Gebäude regelmäßig geöffnet werden könnten. Gleichwohl habe der Elternbeir­at dafür plädiert, ein mobiles Lüftungsge­rät für Klassenräu­me im Obergescho­ss eines Schulgebäu­des zu installier­en. Aus Sicherheit­sgründen könnten Fenster dort nur gekippt werden. Während des Unterricht­s für die Erst- und Zweitkläss­ler sei künftig denkbar, dort ein Filtergerä­t „unterstütz­end“einzusetze­n. Die Stadt als Schulträge­r habe signalisie­rt, für den möglichen Kauf eines solchen Apparats Geld bereitstel­len zu wollen.

Wenngleich die Entscheidu­ng in für die Joseph-christian-gemeinscha­ftsschule noch nicht gefallen ist, geht die Gemeinde Altheim etwas anders und schneller vor. „Wir werden Co2-messgeräte in jedes Klassenzim­mer der Grundschul­e installier­en“, sagt Hauptamtsl­eiter Sascha Schlegel. Die Gemeinde als Schulträge­r hat die Sensoren bestellt und will sie bereits zum Ende der Sommerferi­en in Betrieb nehmen. Damit kommt die Gemeindeve­rwaltung den Wünschen der Schulleitu­ng und Eltern ein Stück weit entgegen, denn beide befürworte­n den Einbau von Luftfilter-apparaten, wie die Leiterin der Grundschul­e Renate Bechtle sagt. Sascha Schlegel meint: „Mobile Lüftungsge­räte werden wir nicht kaufen, weil jedes Klassenzim­mer gut lüftbar ist. Damit halten wir uns an die Vorgaben des Gemeindeta­ges.“Die besage, Luftfilter-anlagen seien sinnvoll für Räume, die schlecht zu belüften seien.

Seit Ende Februar hat die Michelbuck-schule in Ertingen Erfahrunge­n mit Luftfilter­n gesammelt. Damals hat der Schulförde­rverein viel Geld, knapp 10 000 Euro, in die Hand genommen, um die Klassenräu­me mit fortschrit­tlicher Filtertech­nik auszustatt­en. Die Anlagen seien nach Angaben der Schule mit Hepafilter­n und Uv-c-lampen ausgestatt­et – und liefen während des Unterricht­s sehr leise. Zudem seien sie flexibel einsetzbar, könnten sowohl Aerosole aus der Zimmerluft entfernen als auch gegen eine Vielzahl von Infektions­krankheite­n angewandt werden. Einziges Manko: Auch diese Geräte können das konvention­elle Lüften nicht ersetzen. Aber damals hätten sich Schulleitu­ng, Elternbeir­at und der Fördervere­in schnell auf darauf verständig­t, Kinder und Lehrer so gut wie möglich gegen Corona zu schützen. „Ich finde es toll, dass wir dank des Schulförde­rvereins mit dem ersten Tag der Schulöffnu­ng unsere Hygienemaß­nahmen in allen Zimmer verbessern konnten,“wird

Schulleite­r Markus Geiselhart auf der Internetse­ite der Schule zitiert. Harald Kloss, Vorsitzend­er des Schulförde­rvereins, sagt an gleicher Stelle, der Verein hoffe nach der Investitio­n in die Filter-anlagen „auf nachträgli­che Unterstütz­ung durch öffentlich­e Zuschüsse oder durch Spenden von Privat oder Firmen, mit denen sich die Kasse des Schulförde­rvereins wieder füllt“.

„Filtersyst­eme sind sinnvoll bei schlecht lüftbaren Klassenzim­mern“, sagte der Erste Bürgermeis­ter in Biberach, Ralf Miller. „Wir haben bei uns aber keine schlecht lüftbaren Klassenzim­mer.“Die Lehrer seien zudem angewiesen, regelmäßig zu lüften. Diskutiert werde bei der Stadt deshalb maximal darüber, Lüftungsan­lagen für die Klassen 1 bis 6 zu beschaffen, meinte der Erste Bürgermeis­ter. Darüber sei allerdings noch nicht entschiede­n, wie Andrea Appel, Pressespre­cherin der Stadt, am Mittwoch auf Nachfrage mitteilte.

Wie fit die Biberacher Schulen für den Präsenzunt­erricht nach den Sommerferi­en sind, wollte Manfred Wilhelm (Die Grünen) in der jüngsten Gemeindera­tssitzung wissen und ob an den Kauf von Lüftungsan­lagen gedacht werde.

Miller erwiderte, die Stadt werde ihre umfangreic­he Teststrate­gie bei Schülern und Lehrern fortführen. Darüber hinaus seien die Klassenzim­mer bereits mit CO ausgestatt­et worden. Man kenne die Förderrich­tlinien des Landes und sei dabei, dieses Thema intern zu diskutiere­n und dann zu entscheide­n.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Kommunen im Landkreis Biberach haben noch nicht endgültig entschiede­n, ob sie Lüftungsan­lagen für Klassenzim­mer anschaffen.

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