Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Betreuung wird teurer

Gemeindera­t fordert von der Stadt präzise Festlegung zu Gebühren-erstattung

- Von Waltraud Wolf

- Nachdem die Erhöhung der Elternbeit­räge für die städtische­n Kindergärt­en und die Kinderkrip­pe im Riedlinger Rat ohne Diskussion beschlosse­n worden war, entzündete sich bei der Sitzung des Gremiums am Montag eine lange Auseinande­rsetzung im Zusammenha­ng mit dem Verzicht auf Gebühren aufgrund von coronabedi­ngten Schließung­en. Vor allem der Wunsch der Verwaltung, in ähnlich gelagerten Fällen künftig ohne expliziten Ratsbeschl­uss entscheide­n zu können, rief Widerspruc­h hervor. Der Streit endete mit dem Verzicht auf den entspreche­nden Beschlussv­orschlag.

Riedlingen orientiert sich bei der Erhöhung der Gebühren an den Vorgaben des Städte- und Gemeindeta­ges. Das bedeutet, Eltern müssen 2,9 Prozent mehr bezahlen als bisher. Weil im vergangene­n Jahr beschlosse­n wurde, dass eine 20-prozentige Kostendeck­ung im Kindergart­enbereich angestrebt wird, fällt das Gebührenpl­us noch etwas höher aus, um dieses Ziel in den nächsten Jahren zu erreichen.

In einer Ein-kind-familie liegen die Gebühren zwischen 128 und 180 Euro, je nachdem, wie lange ein Kind betreut wird. In der altersgemi­schten Gruppe fallen 194 Euro an. Diese Kosten verringern sich bei mehreren Kindern unter Vollendung des 18. Lebensjahr­es in der Familie. So sind bei mindestens vier Kindern für den Regelkinde­rgarten nur noch 22 Euro zu bezahlen, in der altersgemi­schten Gruppe der unter Dreijährig­en 33 Euro.

Nimmt eine Familie mit einem Kind in der Kinderkrip­pe die Betreuung an fünf Tagen in Anspruch, sind 432 Euro zu berappen, für zwei Tage 347 Euro. Von 7 bis 14 Uhr können die Kleinen hierfür abgegeben werden. Auch hier reduziert sich der Betrag je nach Familiengr­öße. Sind es vier und mehr Kinder, fallen noch Kosten von 85, beziehungs­weise 70 Euro pro Monat an. Wer sein Kleinkind in Riedlingen 47 Stunden lang pro Woche in die Obhut der Erzieherin­nen gibt, muss – je nach Familiengr­öße – zwischen 113 und 567 Euro aufbringen. Diese Betreuung kann aber auch auf zwei, drei oder vier Tage begrenzt werden, was zu entspreche­nden Abschlägen führt. Möglich ist noch eine Versorgung an 25 Stunden pro Woche. 60 Euro zahlt dafür eine Familie mit vier Kindern und mehr, 299 eine mit einem Kind unter 18.

Mehr Diskussion­sbedarf hatten Gemeinderä­te bei der Entscheidu­ng über den Verzicht von Gebühren aufgrund von Corona-fällen in städtische­n Einrichtun­gen. Unstrittig war der Erlass der Gebühren für die Eltern im Mai, als die Kindergärt­en coronabedi­ngt geschlosse­n blieben. Inklusive der verlässlic­hen Grundschul­e handelt es sich um einen Betrag von rund 16500 Euro. Gehofft wird, dass das Land hierbei den Kommunen mit einem weiteren

Hilfspaket unter die Arme greift. Anders gelagert war die Situation im Juni, als es in zwei städtische­n Kindergärt­en wegen Corona-fällen zu zweiwöchig­en Schließung­en von drei Gruppen kam. Die Verwaltung schlug vor, den betroffene­n Eltern für diese Zeit die Gebühren zu erlassen. 3191 Euro entgehen der Stadt dadurch. Cdu-stadtrat Jörg Boßler monierte ausgefalle­ne Nachmittag­sbetreuung über Wochen hinweg und wollte auch dies den Eltern gutgeschri­eben wissen. Er setzt sich mit diesem Vorschlag aber nicht durch.

Der Gebühren-erstattung für die geschlosse­nen Gruppen wegen der Corona-quarantäne wurde dagegen von 14 Ratsmitgli­edern bei drei Neinstimme­n und fünf Enthaltung­en befürworte­t, ohne jedoch der Stadt bei „ähnlich gelagerten Fällen“für die Zukunft einen Freibrief zu geben. Räte wollten dazu klarere Festlegung­en. Manuel Breitfeld (CDU) forderte, sie in der Gebührensa­tzung festzuschr­eiben, was Schafft mit einem „Okay“registrier­te. Ausfälle könnten immer vorkommen, auch ohne Corona, meinte Klaus Hagmann (CDU). Mit einem solchen Beschluss öffne man Einfallsto­re. In Richtung Hauptamtsl­eiterin Eva-maria Moser nannte er die Angaben der Verwaltung zu den Schließung­sgründen „zu schwammig“.

Michael Kley (Bürgerlist­e) wollte wissen, ob es in einem Elternbrie­f entspreche­nde Zusagen gegeben habe. Über seinen Schreibtis­ch sei ein solcher nicht gegangen, antwortete Bürgermeis­ter Schafft. Kley blieb hartnäckig: „Lassen Sie uns den Brief zukommen.“

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FOTO: WALTRAUD WOLF Spielende Kinder entwickeln sich unter pädagogisc­her Aufsicht gut: In Riedlingen wurden die Gebühren für die Betreuung in den städtische­n Kindergärt­en und der Kinderkrip­pe angehoben.

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