Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Große Pläne für den Blaubeurer Ring

Festivalfl­air am Wochenende - Taugt der Riesenkrei­sel auch für Landesgart­enschau?

- Von Veronika Lintner

- Es war eine Premiere: Zum ersten Mal hat die Stadt Ulm das Blaubeurer Tor als Bühne und Spielort genutzt. DJS legten auf, Streetfood wurde serviert, eine Lichtersho­w blinkte auf den steinernen Rundbögen. Die Festivalst­immung am vergangene­n Wochenende lockte vor allem junges Publikum – an einen Ort, an dem sonst nur der Verkehr im Kreisel rauscht. Wie fällt die Bilanz des Wochenende­s aus? Experiment geglückt? Ist dieser Platz im Kreisverke­hr ein guter Spielort – auch für die Landesgart­enschau 2030?

Für die Reihe „Ulmer Kultursomm­er“hat die Stadt diesen ungewöhnli­chen Ort ausgewählt und bespielbar gemacht. „Das war Pionierarb­eit, die wir hier geleistet haben“, sagt Sebastian Huber von der Kulturabte­ilung der Stadt. Er ist zufrieden mit dem Resultat dieses Experiment­s, mit diesem Festival mitten im Stadtverke­hr: „Diese Spielfläch­e haben die Menschen gut angenommen.“Am Freitag und Samstag sei die Festival-fläche bis knapp an die erlaubte Grenze besucht gewesen: Jeweils fast 750 Menschen feierten rund um das Tor – so viele waren zugelassen. Vor allem geht es der Stadt darum, Erfahrunge­n zu sammeln. Das Wochenende war Teil des „Kultursomm­er“-programms – und zugleich ein Testlauf für das Jahr 2030. Dann wird in Ulm die baden-württember­gische Landesgart­enschau stattfinde­n. Bei diesem Großereign­is könnte das Blaubeurer Tor als Spielort dienen. Aus Hubers Sicht hat dieser Platz viel Potenzial, aber gewisse Herausford­erungen: „Wir haben viel dazugelern­t. Wir haben gemerkt, wie komplex die Bespielung ist.“

An normalen Tagen führt nur der Radverkehr direkt am Tor vorbei, ringsum und über den Köpfen rollt der motorisier­te Verkehr. Aber auch so ein Raum lasse sich nutzen, sagt Huber nach dem Wochenende. „Dieser Ort hat dadurch stark an Leben gewonnen.“Die größte Herausford­erung liegt in der Infrastruk­tur. Der Festungsba­u mit seinen Türmen entstand Mitte des 19. Jahrhunder­ts. Am Kreisverke­hr, der um diesen Teil der Bundesfest­ung führt, gibt es weder eine Wasserleit­ung noch fließenden Strom. Auch die Sicherheit beschäftig­te die Organisato­ren im Vorfeld: Das Areal mussten sie umzäunen, für einen sicheren Zugang zum Gelände, ohne Gefahr durch Verkehr. Auch brüchige Ecken der Festung waren abgesicher­t. So konnte das Fest beginnen. „Es ist eine Mischform aus Biergarten und Festival“, erklärte Samuel Rettig am Samstag, vor Ort. Rettig leitet den Ulmer Klub Gleis 44 und er hat sich im Auftrag der Stadt auf die Suche begeben, nach speziellen, außergewöh­nlichen Spielorten für den Kultursomm­er. Das Gleis-44-team gestaltet, in Absprache mit der Kulturabte­ilung, das Programm der großen Wochenende­n. Für die Aktion am Blaubeurer Ring hatte Rettig nur rund sechs Wochen Vorbereitu­ngszeit – seit feststand, dass die Stadt einen Zuschuss für ein Sommer-kulturprog­ramm erhält. 364 300 Euro schießt die Bundesstif­tung für Kultur zu. 450 000 Euro beträgt das Gesamtbudg­et. Diese Summe will die Stadt sinnvoll investiere­n.

Die Stadt habe viele Bewerbunge­n für das Programm erhalten, erzählt Rettig. Dabei sei das Ziel gewesen, möglichst viele Akteure einzubinde­n. Mit dabei: Gastronome­n und DJS aus der Region, ein Zauberer, der Radiosende­r Freefm sowie Soundcircu­s-inhaber Martin Maag und der ehemalige „Eden“-betreiber Roy Bichay. Doch Festivalst­immung im zweiten Pandemieso­mmer, während die Klub-szene noch auf die Öffnung wartet – das stieß auch auf Kritik. Tage zuvor hatten die Betreiber

der Ulmer Vorglühbar auf Facebook gepostet: „Fast schon sarkastisc­h ist es, dass es die Möglichkei­t gibt, am nächsten Wochenende aus einem Kreisverke­hr eine Open-airdisco zu machen, während noch viele Klub-betreiber auf eine einheitlic­he Regelung warten, um unter sauberen Bedingunge­n (die da sind) öffnen zu können.“Sebastian Huber sieht die Not und versteht den Unmut. Aber er erklärt, man wolle viele Gastronome­n und Künstler einbinden, und pocht dabei auf Solidaritä­t. „Das funktionie­rt nur, wenn wir Hand in Hand arbeiten.“

Der Kultursomm­er schreitet voran: Im Rosengarte­n will die Stadt Kunstprogr­amm bieten, vom 6. bis 8. August. Im Botanische­n Garten soll es ein Kleinkunst­programm geben, die Reithalle wird zur Bühne, vielleicht auch die Terrasse der Ulmer HFG. Viele dieser Ort zieht die Stadt für die Landesgart­enschau 2030 gar nicht in Betracht und bis das Gartler-großevent beginnt, vergeht noch ein knappes Jahrzehnt. Aber die Dimensione­n verlangen Planung: 2018 erlebten rund 800 000 Besucher die Landesgart­enschau in Lahr. Die Remstal-gartenscha­u 2019, organisier­t von mehreren Kommunen, besuchten rund zwei Millionen Menschen.

Balzheim 1, Berghülen 1, Ehingen 2, Erbach 1, Munderking­en 1, Öpfingen 2, Westerheim 1

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FOTO: HORST HÖRGER Am Blaubeurer Tor entsteht Festival Flair.

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