Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Große Pläne für den Blaubeurer Ring
Festivalflair am Wochenende - Taugt der Riesenkreisel auch für Landesgartenschau?
- Es war eine Premiere: Zum ersten Mal hat die Stadt Ulm das Blaubeurer Tor als Bühne und Spielort genutzt. DJS legten auf, Streetfood wurde serviert, eine Lichtershow blinkte auf den steinernen Rundbögen. Die Festivalstimmung am vergangenen Wochenende lockte vor allem junges Publikum – an einen Ort, an dem sonst nur der Verkehr im Kreisel rauscht. Wie fällt die Bilanz des Wochenendes aus? Experiment geglückt? Ist dieser Platz im Kreisverkehr ein guter Spielort – auch für die Landesgartenschau 2030?
Für die Reihe „Ulmer Kultursommer“hat die Stadt diesen ungewöhnlichen Ort ausgewählt und bespielbar gemacht. „Das war Pionierarbeit, die wir hier geleistet haben“, sagt Sebastian Huber von der Kulturabteilung der Stadt. Er ist zufrieden mit dem Resultat dieses Experiments, mit diesem Festival mitten im Stadtverkehr: „Diese Spielfläche haben die Menschen gut angenommen.“Am Freitag und Samstag sei die Festival-fläche bis knapp an die erlaubte Grenze besucht gewesen: Jeweils fast 750 Menschen feierten rund um das Tor – so viele waren zugelassen. Vor allem geht es der Stadt darum, Erfahrungen zu sammeln. Das Wochenende war Teil des „Kultursommer“-programms – und zugleich ein Testlauf für das Jahr 2030. Dann wird in Ulm die baden-württembergische Landesgartenschau stattfinden. Bei diesem Großereignis könnte das Blaubeurer Tor als Spielort dienen. Aus Hubers Sicht hat dieser Platz viel Potenzial, aber gewisse Herausforderungen: „Wir haben viel dazugelernt. Wir haben gemerkt, wie komplex die Bespielung ist.“
An normalen Tagen führt nur der Radverkehr direkt am Tor vorbei, ringsum und über den Köpfen rollt der motorisierte Verkehr. Aber auch so ein Raum lasse sich nutzen, sagt Huber nach dem Wochenende. „Dieser Ort hat dadurch stark an Leben gewonnen.“Die größte Herausforderung liegt in der Infrastruktur. Der Festungsbau mit seinen Türmen entstand Mitte des 19. Jahrhunderts. Am Kreisverkehr, der um diesen Teil der Bundesfestung führt, gibt es weder eine Wasserleitung noch fließenden Strom. Auch die Sicherheit beschäftigte die Organisatoren im Vorfeld: Das Areal mussten sie umzäunen, für einen sicheren Zugang zum Gelände, ohne Gefahr durch Verkehr. Auch brüchige Ecken der Festung waren abgesichert. So konnte das Fest beginnen. „Es ist eine Mischform aus Biergarten und Festival“, erklärte Samuel Rettig am Samstag, vor Ort. Rettig leitet den Ulmer Klub Gleis 44 und er hat sich im Auftrag der Stadt auf die Suche begeben, nach speziellen, außergewöhnlichen Spielorten für den Kultursommer. Das Gleis-44-team gestaltet, in Absprache mit der Kulturabteilung, das Programm der großen Wochenenden. Für die Aktion am Blaubeurer Ring hatte Rettig nur rund sechs Wochen Vorbereitungszeit – seit feststand, dass die Stadt einen Zuschuss für ein Sommer-kulturprogramm erhält. 364 300 Euro schießt die Bundesstiftung für Kultur zu. 450 000 Euro beträgt das Gesamtbudget. Diese Summe will die Stadt sinnvoll investieren.
Die Stadt habe viele Bewerbungen für das Programm erhalten, erzählt Rettig. Dabei sei das Ziel gewesen, möglichst viele Akteure einzubinden. Mit dabei: Gastronomen und DJS aus der Region, ein Zauberer, der Radiosender Freefm sowie Soundcircus-inhaber Martin Maag und der ehemalige „Eden“-betreiber Roy Bichay. Doch Festivalstimmung im zweiten Pandemiesommer, während die Klub-szene noch auf die Öffnung wartet – das stieß auch auf Kritik. Tage zuvor hatten die Betreiber
der Ulmer Vorglühbar auf Facebook gepostet: „Fast schon sarkastisch ist es, dass es die Möglichkeit gibt, am nächsten Wochenende aus einem Kreisverkehr eine Open-airdisco zu machen, während noch viele Klub-betreiber auf eine einheitliche Regelung warten, um unter sauberen Bedingungen (die da sind) öffnen zu können.“Sebastian Huber sieht die Not und versteht den Unmut. Aber er erklärt, man wolle viele Gastronomen und Künstler einbinden, und pocht dabei auf Solidarität. „Das funktioniert nur, wenn wir Hand in Hand arbeiten.“
Der Kultursommer schreitet voran: Im Rosengarten will die Stadt Kunstprogramm bieten, vom 6. bis 8. August. Im Botanischen Garten soll es ein Kleinkunstprogramm geben, die Reithalle wird zur Bühne, vielleicht auch die Terrasse der Ulmer HFG. Viele dieser Ort zieht die Stadt für die Landesgartenschau 2030 gar nicht in Betracht und bis das Gartler-großevent beginnt, vergeht noch ein knappes Jahrzehnt. Aber die Dimensionen verlangen Planung: 2018 erlebten rund 800 000 Besucher die Landesgartenschau in Lahr. Die Remstal-gartenschau 2019, organisiert von mehreren Kommunen, besuchten rund zwei Millionen Menschen.
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