Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Verkehrserziehung nicht nur für die Schwächsten
Zum Bericht „Die Unsicherheit bekämpfen" vom 17. Juli:
Es ist natürlich richtig und sinnvoll, dass Kinder Verkehrserziehung bekommen und lernen sich an die Verkehrsregeln zu halten. Und ich habe auch Hochachtung vor den Polizisten, die diese Aufgabe mit Geduld und Hingabe wahrnehmen.
Um die Sicherheit radfahrender Kinder zu gewährleisten ist aber ein ganzheitliches Konzept erforderlich, wie auch Nele Schreiber vom ADFC in dem Artikel feststellt. So wäre zum Einen eine geeignete Verkehrsinfrastruktur, die den Kindern einen sicheren Schulweg ermöglicht wünschenswert. Das ist erfahrungsgemäß eine schwierige Aufgabe, da sie finanzielle Mittel der Kommunen erfordert und gleichzeitig mit Einschränkungen für den Kraftverkehr wie Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Abtretung von Verkehrsraum an die Radfahrer verbunden ist. Hierzu fehlt häufig der politische Wille und auch der gesellschaftliche Rückhalt.
Zum anderen, und das verlangt weder politischen Willen noch finanzielle Mittel, ist ein tolerantes und solidarisches Miteinander erforderlich. Wenn sich Auto- und Motorradfahrer rücksichtsvoll verhalten und vorausschauend fahren, verzeiht das auch den ein oder anderen Fehler von Kindern im Straßenverkehr. Es drängt sich oft der Eindruck auf, dass nur Kinder auf die Straße geschickt werden sollen, die ganz sicher fahren und die Verkehrsregeln sicher befolgen, damit auf der anderen Seite freie Fahrt für freie Bürger herrscht. Kinder haben im Straßenverkehr zu funktionieren, damit der
Kraftverkehr ungehindert vorankommt. Aber die Stadt gehört allen, und Kinder reagieren oft unberechenbar.
Möchten wir eine Gesellschaft, die den uneingeschränkten Vorwärtsdrang fördert, oder ist uns daran gelegen ein Umfeld zu schaffen, das das wichtigste was wir für die Zukunft haben, nämlich unsere Kinder aufnimmt und bewahrt. Vielleicht können wir auf so manche unnötige Fahrt innerhalb der Stadt verzichten? Und wenn wir dann mal fahren, können wir vielleicht für unseren Weg ein paar Minuten mehr Zeit einplanen und die Geschwindigkeit so anpassen, dass ein Fahrfehler eines Kindes nicht in einer Katastrophe endet. Es ist nicht immer notwendig am Limit des Erlaubten zu fahren, auch wenn uns das unsere Leistungsgesellschaft suggeriert.
Ein paar Minuten Zeitverlust können wir alle verkraften, aber wenn ein Kind im Straßenverkehr zu Schaden kommt verlieren alle, das Kind und dessen Angehörige, die übrigen Unfallbeteiligten und die gesamte Gesellschaft.
Michael Ecker, Riedlingen
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