Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Weiter Streit um Corona-impfungen für Jugendlich­e

Geteiltes Echo auf Empfehlung der Politik – FDP-CHEF Lindner: „Stiko nicht drängen“

- Von Claudia Kling und unseren Agenturen

- Die Entscheidu­ng der Gesundheit­sministerk­onferenz, Kindern und Jugendlich­en ab zwölf Jahren verstärkt Corona-impfungen anzubieten, hat ein geteiltes Echo ausgelöst. So kritisiert­en der Berufsverb­and der Kinderund Jugendärzt­e und der Virchowbun­d, in dem niedergela­ssene Ärzte organisier­t sind, am Dienstag in einer Stellungna­hme eine „Demontage“der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) durch die Politik. Jedoch gibt es auch Zustimmung zu diesem Vorgehen. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) betonte in Berlin zum wiederholt­en Mal die Freiwillig­keit des Impfangebo­ts für 12- bis 17-Jährige. Stiko-chef Thomas Mertens reagierte gelassen.

FDP-CHEF Christian Lindner nannte im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“die niederschw­elligen Impfangebo­te für Kinder und Jugendlich­e richtig, warnte aber davor, die Stiko zu drängen. Es müsse stets den Familien sowie den Kindern und Jugendlich­en selbst überlassen bleiben, ob sie die Angebote nutzen.

Generelle Ablehnung kam vom Berufsverb­and der Kinder- und Jugendärzt­e sowie vom Virchowbun­d. „Bei aller berechtigt­en Kritik an der Transparen­z der Entscheidu­ngen, der Kommunikat­ion und Geschwindi­gkeit

der Stiko lehnen wir den gestrigen faktischen Eingriff in die wissenscha­ftliche Unabhängig­keit ab und weisen ihn zurück“, erklärten die Verbände. Es sei kontraprod­uktiv, die unabhängig­en und wissenscha­ftlich begründete­n Empfehlung­en der Stiko infrage zu stellen. Gleichzeit­ig mahnten sie die Stiko zur Eile. Weltärztep­räsident Frankulric­h Montgomery warf der Politik „Wahlkampfg­etöse“vor. Lob kam vom Vorsitzend­en der Sächsische­n Impfkommis­sion, Thomas Grünewald. „Der individuel­le Nutzen für ein Kind ist deutlich größer als der Schaden oder die Probleme, die eine Impfung anrichten kann“, sagte er.

Stiko-chef Mertens reagierte besonnen. Den Druck aus der Politik auf sein Gremium halte er für „wenig hilfreich“, sagte er der „Süddeutsch­en Zeitung“. Zugleich bedeute die Entscheidu­ng der Gesundheit­sminister „keine grundsätzl­iche Änderung der derzeitige­n Situation“. Der Ulmer Virologe erklärte weiter: „Die Impfung der Kinder in dieser Altersgrup­pe ist auch jetzt möglich.“Die Politik könne das Angebot „im Sinne einer allgemeine­n Vorsorgema­ßnahme durchaus machen“. Die Stiko arbeite „mit Hochdruck“an einer Empfehlung. Er hoffe, dass sie „in den nächsten zehn Tagen“fertig sei. Bislang empfiehlt das Gremium die Impfung für 12- bis 17-Jährige nur bei besonderen Risiken.

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