Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ulmer Weinfest startet unter Beobachtun­g

Heute geht’s los: Es ist die erste solche Veranstalt­ung seit Langem – Ausgefeilt­es Konzept

- Von Sebastian Mayr

- Am Montag war das Ordnungsam­t da, mit fünf Leuten. Sie schauten sich alles an, ließen sich das Konzept erläutern. Und seien dann zufrieden gewesen, erinnert sich Oliver Loser. Der Gastronom und Hotelier ist einer der drei Weinfest-wirte, die auf dem Münsterpla­tz nicht mehr und nicht weniger als das erste größere Fest seit beinahe zwei Jahren geben.

Am Mittwoch, 4. August, geht es los. 18 Tage lang dürfen jeweils maximal 1500 Menschen kommen, in zwei Schichten. Erste Abende sind schon ausgebucht. Was ist mit all den anderen Ulmer Festen?

Veranstalt­ungen wie das Ulmer Volksfest im Juli sind pandemiebe­dingt ebenso ausgefalle­n wie der große Rummel rund um den Schwörmont­ag. Der Ulmer Weihnachts­markt soll 2021 dagegen wieder stattfinde­n, ist Jürgen Eilts von der Ulmmesse entschloss­en.

Im üblichen Feierkalen­der stehen aber noch mehr Termine, etwa der Kleinbraue­rmarkt. Er findet eigentlich im Frühjahr statt, was heuer nicht möglich war. Nachgeholt werde er nicht, sagt Ulms City-managerin Sandra Walter. Die entspreche­nden Planungen hätte man im Mai angehen müssen, erklärt sie. Damals sei die Lage noch zu unsicher gewesen. Walter ist aber überzeugt, den Menschen in den kommenden Monaten noch etwas bieten zu können.

Am 18. September sollen Kulturnach­t, Green Parking Day und der Fachhändle­rmarkt rund um die Platzgasse steigen. Und für den 10. Oktober plant die City einen verkaufsof­fenen Sonntag, der den Antikmarkt und den Kunsthandw­erkermarkt begleitet. Aktuell würden Märkte in der Corona-verordnung genauso eingestuft wie der stationäre Einzelhand­el, erläutert die Citymanage­rin. Entspreche­nd groß ist Sandra Walters Zuversicht, dass die Vorhaben auch wirklich umgesetzt werden können.

Groß ist die Zuversicht auch bei Michael Speiser („Speiser Event“) und seinen Kompagnons Michael Freudenber­g („Wilder Mann“) und

Oliver Loser („Wirtshaus zur Brezel“). Sandra Walter würdigt den Mut, das Weinfest trotz aller Widrigkeit­en vorzuberei­ten. „Es wurde im Vorfeld viel abgewogen“, erinnert sie sich. Das Ergebnis: Anders als im vergangene­n Jahr soll im August auf dem südlichen Münsterpla­tz Rebensaft ausgeschen­kt werden, es ist die 14. Auflage des Weinfests. „Es ist der richtige Zeitpunkt“, findet Oliver Loser. Er weiß auch: „Wir stehen genau unter Beobachtun­g.“

Das Weinfest mit seinem Konzept ist so etwas wie der Testballon. Besucherin­nen und Besucher können sich vorab unter ulmerweinf­est.de einen Platz reserviere­n. An jedem Tag gibt es zwei Schichten: eine von 16.30 bis 19.15 Uhr, die andere von 19.30 bis 23 Uhr. In der Pause dazwischen werden die Tische gereinigt und desinfizie­rt.

In den Zeitfenste­rn können jeweils 750 Plätze vergeben werden. Kurzentsch­lossene können zum Eingang kommen und sich nach freien Plätzen erkundigen. Am begehrtest­en sind die späten Schichten am Freitag und am Samstag, sie sind nach Veranstalt­er-angaben teilweise schon ausgebucht.

Für die ersten Weinfestta­ge ist der Andrang dagegen bislang geringer – wohl wegen der unsicheren Wetterlage. Dabei betont Michael Speiser: „Wir sind auch für schlechtes Wetter gut aufgestell­t.“80 Prozent der Plätze seien überdacht.

In den vergangene­n Jahren hat es drei Bereiche gegeben, die sich jeweils einer Weingegend gewidmet hatten. Dort wurde der jeweilige Wein ausgeschen­kt und das dazu passende Essen angeboten. In diesem Jahr ist das System anders. „Wir sind drei in einem“, sagt Michael Freudenber­g. In einer Küche werden Gerichte gekocht, die von den Speisekart­en aller drei Wirte stammen, überall gibt es den eigens fürs Weinfest abgefüllte­n Sauvignon Blanc des Pfälzer Winzers Emil Bauer sowie 75 weitere Tropfen aus der ganzen Welt.

Was neu ist: Zwei Sommeliers, Marcel Mühlberger von der Vinothek Freiheit und Rino Corda von der Bottega 18, beraten die Gäste auf Wunsch zusätzlich und haben auch eine „Schatzkist­e“mit zusätzlich­en Weinen dabei, die nicht auf der Karte stehen. „Ich war die letzten Jahre immer Gast und freue mich, dass ich jetzt dabei sein kann“, sagt Mühlberger und Corda findet: „Zusammensi­tzen, reden, feiern – das braucht jeder von uns.“

Wer das will, muss zunächst einmal zehn Euro bezahlen. Dafür gibt es den Sitzplatz, eine Pizza als Vorspeise und ein Weinfest-glas zum Mitnehmen. Letztere wurden in früheren Jahren auf Wunsch verkauft. „Wer zwölf Mal kommt, muss nicht zwölf Mal Glas und Vorspeise nehmen“, schränkt Michael Freudenber­g ein. Man habe immer für alle Gäste eine Lösung gefunden, das werde wieder so sein. 15 000 Gläser hat das Ulmer City-marketing bestellt. „Es waren auch noch welche da und wir sind bereit, noch welche nachzubest­ellen“, sagt Sandra Walter.

Ein Glas Wein können Gäste diesmal allerdings nicht ordern. Das Hygienekon­zept sieht vor, dass nur ganze Flaschen ausgegeben werden. Dafür denken die Wirte an größere und durstige Runden: 15 Weine gibt es in der 1,5-Liter-magnumflas­che und auch Doppelmagn­um-flaschen sind im Angebot.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Die Veranstalt­er freuen sich (von links): Rino Corda, Oliver Loser, Sandra Walter, Michael Speiser, Michael Freudenber­g und Marcel Mühlberger stoßen auf den Auftakt des 14. Ulmer Weinfests an.

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