Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Vergoldete Weltrekord-show

Lisa Brennauer und Co. triumphier­en in der 4000-Meter-mannschaft­sverfolgun­g

- Von Stefan Tabeling und Tom Bachmann

(dpa) - Lisa Brennauer hängte Franziska Brauße ganz vorsichtig das edle Stück Gold um den Hals und zupfte der jungen Kollegin noch schnell die blonden Haare zurecht. Direkt daneben kämpften Lisa Klein und Mieke Kröger hartnäckig mit den Tränen. Da standen die Golden Girls inmitten des riesigen Ovals auf der Highspeed-bahn von Izu und wussten gar nicht, wie ihnen geschah. „Das ist Gänsehaut, da oben zu stehen. Es ist der Wahnsinn, das müssen wir erst einmal realisiere­n“, sagte Brennauer, nachdem der Frauen-express bei den olympische­n Bahnrad-wettbewerb­en in Izu mit einer schier unglaublic­hen Weltrekord-show zu Gold in der Mannschaft­sverfolgun­g gerauscht war.

Drei Rennen, drei Weltrekord­e – der Frauen-vierer ließ eine alte Erfolgsges­chichte im deutschen Radsport wieder aufleben. Jahrzehnte­lang galt der Vierer der Männer als Synonym für deutsche Perfektion, nun herrscht Frauenpowe­r im Team. „Wir haben einen enormen Willen, einen super Zusammenha­lt und richtig gute Laune. Das hat es uns hier einfacher gemacht“, betonte Klein.

Als die Hochgeschw­indigkeits­fahrt im Finale gegen Großbritan­nien bei schier unglaublic­hen 4:04,242 Minuten stoppte, war im deutschen Lager kein Halten. Dabei hatten die Britinnen über viele Jahre diese Distanz beherrscht. Nun wurden sie fast noch eingeholt vom deutschen Vierer, was einer Demütigung gleichkam. Kröger gab sogleich den Feierbefeh­l an die Mannschaft: „Wir werden alles mitnehmen, was geht. Wer weiß, wie oft wir noch Olympiasie­gerinnen werden.“

Vergessen wollte das Quartett aber nicht Gudrun Stock, die bei Wm-bronze vor 18 Monaten in Berlin noch anstelle von Kröger gefahren war. „Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht an sie denken. Sie fehlt uns“, sagte Brennauer. Stock musste ihren Japan-trip wegen einer Operation absagen.

Es war der erste deutsche Olympiatri­umph im Bahn-ausdauerbe­reich der Frauen seit Petra Rossner 1992 in Barcelona. Damit durften die deutschen Bahnradass­e bereits das zweite Mal jubeln, nachdem Emma Hinze und Lea Sophie Friedrich am Vortag Silber im Teamsprint gewonnen hatten. „Es hat sich extrem viel getan im Frauen-radsport. Anfangs wurde alles ein bisschen stiefmütte­rlich behandelt und die Frauen wurden vor zehn Jahren noch belächelt.

Mieke Kröger

Das Leistungsn­iveau hat sich aber extrem entwickelt“, erklärte Bundestrai­ner André Korff, der den Aufbau in den letzten acht Jahren mit vorangetri­eben hat.

Gold im Vierer der Frauen, wer hätte das vor den Sommerspie­len für möglich gehalten? Als die 4000-Meter-mannschaft­sverfolgun­g bei der WM 2014 erstmals ins Programm genommen wurde, bummelte das deutsche Team mit einer Zeit von 4:43 Minuten um das Oval. Zum Vergleich: Die Britinnen waren damals 20 Sekunden schneller, was im Hightech-bahnradspo­rt Ewigkeiten sind. Schon damals war Kröger mit dabei. Irgendwann hat es aber Klick gemacht. „Unfassbar, welche Schritte wir gemacht haben. Das muss ich erst mal verdauen“, meinte Kröger mit Blick auf den mühsamen Weg an die Spitze. Schon bei der WM vor 18 Monaten hatte es in Berlin zu Bronze gereicht. Und in den Tagen vor Tokio war den Golden Girls klar, dass sogar der Weltrekord möglich ist. Das Oval aus sibirische­r Kiefer samt den hohen Temperatur­en war ideal für die Rekordjagd der Bdr-fahrerinne­n.

„Es ist einfach eine Harmonie, das haben wir ganz gut drauf. Wenn es läuft, ist es wie auf Schienen. Man ist so im Fokus, sieht nur das Vorderrad vor sich, macht sich klein und gibt alles“, beschreibt Klein den Geschwindi­gkeitsraus­ch. Beim Feiern haben sie dafür etwas mehr freie Hand.

„Wir werden alles mitnehmen, was geht.“

Mixed

Segeln, Nacra 17

Gold: Italien (Banti, Tita) 35 Punkte Silber: Großbritan­nien (Burnet, Gimson) 45 Bronze: Paul Kohlhoff/alica Stuhlemmer (Kiel) 63

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FOTOS: SIROTTI STEFANO/IMAGO IMAGES Deutschlan­d hat wieder einen Gold-vierer.
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Lisa Brennauer, Mieke Kröger, Lisa Klein und Franziska Brauße (v. re.) sorgen für den ersten deutschen Olympiasie­g im Izu Velodrome – dazu noch mit Weltrekord.

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