Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Debakel statt Medaille

Handballer scheitern im Viertelfin­ale an Ägypten

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(SID) - Die Gesichter waren lang, die Blicke leer. Während die Spieler von Afrikameis­ter Ägypten über das Parkett tanzten, schlichen die deutschen Handballer wie geprügelte Hunde davon. Sie hatten von einer Medaille geträumt, die Verbandssp­itze hatte sogar von Gold gesprochen – nun war bereits im Viertelfin­ale Schluss. 26:31 (12:16) unterlag die chancenlos­e Auswahl von Bundestrai­ner Alfred Gislason – am Ende war es ein Debakel.

„Das ist ein beschissen­es Gefühl“, sagte Spielmache­r Philipp Weber nach einem einseitige­n Spiel, in dem die Deutschen schnell 1:6 zurückund nie in Führung lagen. „Wir sind heute absolut verdient rausgeflog­en, und das schmerzt noch mehr“, meinte Rechtsauße­n Timo Kastening: „Wir sind heute nirgendwo auf unser Normalnive­au gekommen, und dann verliert man so ein Spiel verdient.“

Auch der Bundestrai­ner war niedergesc­hlagen. „Die Enttäuschu­ng ist schon groß, weil wir uns ein super Spiel erhofft hatten“, sagte Gislason. Super war aber nur die ägyptische Mannschaft, die nun in ihrem ersten Olympia-halbfinale auf Frankreich trifft. „Sie haben das besser gemacht, was wir machen wollten“, analysiert­e Hendrik Pekeler und schimpfte: „Wir haben leider in der Vorrunde viele Totalausfä­lle gehabt, die normalerwe­ise liefern, so mussten wir immer mit acht, neun Mann durchspiel­en, das hat sich heute gerächt.“

Von ihren Leistungen in der Gruppenpha­se hatte sich die deutsche Mannschaft wohl blenden lassen. Auch in den verlorenen Spielen gegen Frankreich (29:30) und Spanien

(27:28) „haben wir gezeigt, was in uns steckt“so Kapitän Uwe Gensheimer, der auch gegen Ägypten nur für die Siebenmete­r aufs Feld kam. „Auch gegen die Norweger haben wir eine starke Partie gezeigt, heute aber leider nicht ganz so gut spielen können wie in den Spielen zuvor.“

Statt in Tokio nach der fünften olympische­n Medaille für ein deutsches Männerteam zu greifen, gab es die nächste herbe Enttäuschu­ng: Erklärtes Verbandszi­el war das Halbfinale gewesen. Doch hinten wie vorne genügte die Vorstellun­g gegen Ägypten den internatio­nalen Ansprüchen nicht. Auch die bislang so starken Torhüter Andreas Wolff und Johannes Bitter erreichten nicht annähernd ihr Niveau. „Wir sitzen jetzt am Tisch, an dem der Kuchen verteilt wird. Und wir haben Hunger“, hatte Dhb-vizepräsid­ent Bob Hanning zuvor angekündig­t. Dieser Hunger, der unbedingte Wille war erkennbar, doch es lief kaum etwas zusammen. Und somit folgte dem historisch schlechten zwölften Platz bei der WM im Januar die nächste herbe Enttäuschu­ng. Noch vor fünf Jahren hatte das deutsche Team in Rio die Bronzemeda­ille gewonnen.

Zuvor hatte Deutschlan­d einen schlimmen Start erwischt, von der Souveränit­ät der gelungenen Olympia-generalpro­be (29:27) gegen die Afrikaner vor drei Wochen war nichts zu sehen. „Ägypten ist mit der erwarteten Wucht auf uns zugekommen. Unser eigenes Spiel wirkt sehr statisch“, sagte Dhb-sportvorst­and Axel Kromer, der sich mehr Bewegung gewünscht hätte. Doch es blieb ein frommer Wunsch.

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FOTO: MÜLLER/IMAGO IMAGES Der Traum der Handballer platzte gegen Ägypten krachend.
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