Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Traum vom Finale lebt

Tischtenni­s-männer wollen Höhenflug fortsetzen

- Von Kristina Puck

(dpa) - Für einen kurzen Moment stöhnte Dimitrij Ovtcharov auf und lehnte sich gegen die Absperrung. Mit dem entscheide­nden Sieg zum 3:2 gegen Taiwan hatte der deutsche Spitzenspi­eler die Tischtenni­sherren in Tokio erneut ins olympische Halbfinale geführt. Er wirkte erleichter­t und zugleich erschöpft. Doch schon am Mittwochab­end Ortszeit (12.30 Uhr MESZ) soll nun mit einem Erfolg gegen Japan die nächste Olympiamed­aille her. Dass die Tribünen auch beim Duell mit den Gastgebern fast leer bleiben, sehen Ovtcharov und seine Teamkolleg­en mit gemischten Gefühlen.

„Es wäre schon geil, das hier zu erleben mit einer vollen Halle und dann auch noch zu gewinnen. Das ist ja wirklich ein Erlebnis“, sagte der Einzel-bronzemeda­illengewin­ner. Sein Teamkolleg­e Timo Boll hält es für dieses Duell für einen Vorteil, dass bei den Spielen in Japan inmitten der Coronaviru­s-pandemie bei fast allen Wettbewerb­en Fans ausgeschlo­ssen sind. „Wir freuen uns auf die Partie. Zum Glück ohne 10 000 Zuschauer gegen uns“, erklärte der 40-Jährige und betonte: „Wir haben uns hohe Ziele gesteckt.“

Und dafür soll diesmal gegen Japan nicht Schluss sein. Vor fünf Jahren in Rio de Janeiro waren es die Japaner gewesen, die den Deutschen den Einzug ins Endspiel vermasselt­en. Am Ende hatten die deutschen Männer das Turnier mit Bronze abgeschlos­sen – mit der dritten Medaille in der dritten Olympia-auflage des Mannschaft­s-wettbewerb­s. „Es ist gefühlt in jedem Spiel alles möglich. Ich erwarte ein ganz enges Spiel, aber wir haben das Ziel, ins Finale zu kommen“, sagte Ovtcharov.

Am Dienstag im Viertelfin­ale gegen Taiwan war es auf das entscheide­nde Einzel von ihm angekommen. Vorher hatte der Topspieler die Neuauflage seines Medaillenm­atches im Einzel-wettbewerb gegen Lin Yun-ju verloren. Das knappe 2:3 in fünf Sätzen fand der ehemalige Weltklasse­spieler Roßkopf vom Niveau her diesmal sogar noch besser.

Doch als es darauf ankam, behielt Ovtcharov dann im fünften deutschen Match des Tages mit einem 3:0 (11:8, 11:9, 11:7) gegen Chuang Chih-yuan die Nerven. Für die weiteren Punkte hatten Boll und Patrick Franziska im Doppel gesorgt, als sie beim 3:1 (11:0, 6:11, 11:6, 12:10) gegen Chen Chien An und Chuang Chih-yuan eindrucksv­oll begannen. In seinem Einzel blieb Boll zudem ohne Satzverlus­t. „Heute im Viertelfin­ale rauszugehe­n, wäre echt bitter gewesen“, sagte Ovtcharov und räumte ein: „Es wird auch physisch langsam hart, nicht nur psychisch. Es ist ein langes Turnier, sehr viele harte Spiele.“

Sollte es für die an zwei gesetzten Deutschen wie 2016 nicht gegen Japan reichen, bliebe die Chance auf Bronze. Die wollen auch die deutschen Frauen packen. „Der Vorteil ist, dass wir nichts zu verlieren haben“, so Bundestrai­nerin Jie Schöpp.

„Wir freuen uns auf die Partie. Zum Glück ohne 10 000 Zuschauer gegen uns.“

Timo Boll

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