Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Marsch will RB den Weg über den Berg weisen
Leipzigs neuer Trainer hat einen Titel zum Ziel – Bringen soll ihn „ein Mix aus Ballbesitz und Balljagd“
(SID) - Jesse Marsch hat keine Angst vor großen Namen. Das hat der neue Trainer von RB Leipzig schon als Spieler in der nordamerikanischen Profiliga MLS bewiesen, als er in einem Gerangel dem Superstar David Beckham die Stirn bot. „Er fragte: ,Who the fuck are you?‘“, verriet Marsch dem Sportbuzzer, „ich hätte mir an seiner Stelle auch diese Frage gestellt. Er war weltberühmt, ich war Jesse aus Wisconsin und hatte ihn gerade getackelt.“
Auch die Bundesligafans fragen sich, wer dieser Jesse Marsch ist. Auf jeden Fall unterscheidet sich der Usamerikaner in vielerlei Hinsicht von seinem Vorgänger Julian Nagelsmann – aber eines eint sie: die Gier nach Erfolg. „Wir müssen zusammen das Ziel haben, einen großen Titel zu holen“, sagte der 47-Jährige. Im Dfbpokal ist dieses Ziel am ehesten zu erreichen, in der ersten Runde tritt der zweimalige Finalist am Samstag bei Zweitligist SV Sandhausen an.
Vor allem müssen sich die Leipziger aber in den direkten Duellen mit Bayern München und Borussia Dortmund titelreif präsentieren. In diesen Begegnungen sei es wichtig, „über den Berg zu gehen“, sagte Marsch, „wir wollen gegen die besten Mannschaften unser bestes Spiel zeigen“. Und zwar wieder mit deutlich mehr RB-DNA. Marsch, der im Red-bull-imperium zuerst in New York, dann als Assistent von Ralf Rangnick in Leipzig und schließlich als Cheftrainer in Salzburg tätig war, ist ein Verfechter des aggressiven Pressings. „Er kennt unsere DNA wie kein Zweiter und hat unseren Spielstil verinnerlicht“, meinte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff.
Nagelsmann hatte den Rb-profis das stürmische Anrennen zuletzt ein wenig abgewöhnt, um mehr Spielkontrolle im Ballbesitz zu haben. Eine komplette Abkehr davon werde es zwar nicht geben, aber man wolle vertikaler, schneller und offensiv mit mehr Pressing spielen, verriet Marsch: „Wir wollen einen Mix aus Ballbesitz und Balljagd.“
In der Menschenführung übrigens ist Jesse Marsch auch ein anderer Typ als sein Vorgänger Nagelsmann: Er spricht noch mehr mit den Profis und lässt sie an der langen Leine.