Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Scheuer und der Handschuh der Geschichte
Es ist schon eine Weile her, dass ein Politiker aus den Reihen der Union nach dem „Mantel der Geschichte“griff. Zugegeben, nicht jedem bietet sich eine dermaßen gute Gelegenheit wie einst Helmut Kohl. Am weitesten weg von Entscheidungen historischer Dimension ist unter den aktuellen Unionsministern aber wohl der Mann aus dem Ressort Verkehr. Wenn Andreas Scheuer nach einer Textile greift, ist es bestenfalls ein Lachsack.
Offenbar ist dies dem guten Mann durchaus bewusst. Scheuer hat sich jedenfalls vor ein paar Jahren ein altes Cabrio gekauft. Das Besondere daran? Jenen BMW 325ix fuhr früher kein Geringerer als Franz Josef Strauß. Scheuer, das darf vermutet werden, erhoffte sich gewiss, dass er sich bei Spazierfahrten im Freistaat zumindest ein bisschen fühlen könnte wie einst die Csu-legende. Dass auch ihm der Ruhm der Geschichte durch die langen Haare weht, wenn er über mautfreie Straßen rollt.
Nun erzählte er der „Zeit“, dass er im Handschuhfach des Wagens – wo sonst? – die Handschuhe des Csuübervaters gefunden habe. „Ich habe sie nie anprobiert“, sagte Scheuer. Er habe sie einfach dort liegen lassen. „Sie wissen ja, wie das mit Fußstapfen und Handschuhen ist.“Um ehrlich zu sein: Wir wissen nur, wie das mit den Fußstapfen ist. „Da trete ich in große Handschuhe“? Das ist uns noch nicht untergekommen. Lieber zitieren wir Strauß selbst. „Ich fahre gern Auto, vor allem Alpenpässe“, sagte FJS. „Vielleicht können Tiefenpsychologen daraus Schlüsse ziehen.“Hobbypsychologen mutmaßen an dieser Stelle: Scheuer fährt wohl am liebsten Einbahnstraßen. (jos)