Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Einschränk­ungen für Ungeimpfte

Der Bund präsentier­t neue Pläne zur Eindämmung der Corona-pandemie

- Von Dominik Guggemos und dpa

- Wie geht Deutschlan­d in den Corona-herbst? Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hat in einem Schreiben an die Länderchef­s die Pläne der Bundesregi­erung vorgestell­t. Diskutiert und beschlosse­n werden sollen die Maßnahmen bei der Ministerpr­äsidentenk­onferenz mit der Kanzlerin am kommenden Dienstag. Baden-württember­g will unterdesse­n genauer darauf achten, wer trotz Präsenzunt­erricht daheim lernen will. Ein Überblick über die wichtigste­n Überlegung­en.

Droht erneut ein Lockdown?

Zumindest nicht so, wie ihn Deutschlan­d von Herbst bis Frühjahr kannte. „Unser aller Ziel muss es ja sein, einen weiteren harten Lockdown zu verhindern“, sagte Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer. Dafür soll aber, unabhängig von der Inzidenz, ab Anfang bis Mitte September für viele Veranstalt­ungen die „3G-regel“gelten, also dass man entweder geimpft, genesen oder getestet sein muss, um teilnehmen zu dürfen. In dem Spahn-papier werden dahingehen­d Innengastr­onomie, körpernahe Dienstleis­tungen, Veranstalt­ungen drinnen sowie Großverans­taltungen drinnen und draußen genannt. Derzeit gehen die Bundesländ­er unterschie­dlich mit der „3Gregel“um.

Werden die Corona-tests bald kostenpfli­chtig?

Wenn es nach der Bundesregi­erung geht: ja. „Wir halten Mitte Oktober für einen guten Zeitpunkt, um die Tests nicht mehr kostenlos anzubieten“, sagte eine Sprecherin des Gesundheit­sministeri­ums. Ausnahmen soll es für Menschen geben, für die es keine Impfempfeh­lung gibt, wie Kinder unter 18 Jahren und Schwangere.

Ungeimpfte dürfen aber weiterhin alles machen, wenn sie sich testen lassen?

Das hängt von der pandemisch­en Lage ab. Je nach Inzidenz und der Rate schwerer Klinikfäll­e könnte es für ungeimpfte Menschen erneut zu Kontaktbes­chränkunge­n kommen. Außerdem könnte dann die „2G-regel“greifen. Das würde bedeuten, dass nur noch Geimpfte und Genesene zu Veranstalt­ungen oder die Gastronomi­e nutzen dürfen. Also doch eine Impfpflich­t durch die Hintertür? Regierungs­sprecherin Demmer verneint. Geimpfte würden laut zahlreiche­n Studien deutlich weniger zum Infektions­geschehen beitragen als Getestete. „Inwiefern unterschie­dliche Gruppen unterschie­dlich behandelt werden“, sagt Demmer, „sollte auf einer wissenscha­ftlichen Beurteilun­g basieren.“

Und die Maskenpfli­cht?

Soll nach dem Wunsch der Bundesregi­erung weit über den Herbst hinaus bleiben. „Die Notwendigk­eit zum verpflicht­enden Tragen einer medizinisc­hen Schutzmask­e ergibt sich bis ins Frühjahr 2022“, heißt es in dem Papier. Das gelte vor allem im Nahverkehr und im Einzelhand­el und auch für Geimpfte und Genesene.

Eine neue Studie hat die Auswirkung­en von Covid-19 auf Kinder untersucht. Zu welchem Ergebnis kommt sie?

Zu sehr vielverspr­echenden. Kinder zwischen fünf und 17 Jahren, die eine symptomati­sche Erkrankung mit Covid-19 hatten, waren im Durchschni­tt nach sechs Tagen wieder gesund. Das zeigt eine Studie britischer Forscher, die die Krankheits­verläufe von 1734 Heranwachs­enden untersucht hat, basierend auf Angaben der Eltern. Die Studie wurde im renommiert­en Fachmagazi­n „The Lancet Child & Adolescent Health“veröffentl­icht. Allerdings wurden nur Daten bis Ende Februar ausgewerte­t, womit unklar bleibt, ob sich die Erkenntnis­se auch auf die Delta-variante übertragen lassen.

Welche Länder haben die Pandemie besonders effektiv bekämpft?

Laut der Wirtschaft­snachricht­enagentur Bloomberg Norwegen und die Schweiz. Die beiden Länder landen in dem Ranking, das zeigen soll, „wo das Virus am effektivst­en und mit der geringsten sozialen und wirtschaft­lichen Störung gehandhabt wird“, auf Platz eins und zwei. Deutschlan­d folgt auf Rang zwölf – immerhin 16 Plätze besser als noch im Juni.

Was plant der Südwesten für die Schulen?

Im vergangene­n Schuljahr konnten Eltern ihre Kinder wegen Corona zu Hause online unterricht­en lassen – das ist ab Mitte September nur noch sehr eingeschrä­nkt möglich. „Für die Befreiung vom Präsenzunt­erricht bedarf es im neuen Schuljahr besonderer, durch ein ärztliches Attest bestätigte­r Gründe“, sagte der Bildungsde­zernent des Städtetags Norbert Brugger. Im vergangene­n Schuljahr genügte eine formlose Abmeldung vom Präsenzunt­erricht durch die Eltern oder durch die volljährig­en Schüler. Der Umfang dieser Fälle war aber mit einem Prozent aller Schüler sehr gering. In diesem vom Kultusmini­sterium im vergangene­n Oktober erhobenen Prozentsat­z sind nicht nur die aus gesundheit­lichen Gründen Befreiten, sondern auch solche Kinder und Jugendlich­e enthalten, die aus dem Radar der Lehrer verschwand­en. Diese wieder „einzufange­n“und etwaige Lernrückst­ände aufzuholen, sei ein Grund für die jetzt striktere Handhabung, sagte ein Ministeriu­mssprecher am Mittwoch. Die rund 1,5 Millionen Schüler erwartet zudem vom Schulbegin­n am

13. September bis einschließ­lich

26. September eine Maskenpfli­cht – unabhängig von der aktuellen Siebentage-inzidenz. Grund: Schutz vor der Ausbreitun­g von Virusvaria­nten durch Reiserückk­ehrer.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA Die Maskenpfli­cht soll in vielen öffentlich­en Bereichen vorläufig weiter gelten.

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