Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Tote bei Zugunglück in Tschechien

Bahn aus München rast in Regionaltr­iebwagen – Grenzübers­chreitende Rettungsak­tion

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(dpa) - Bei einem schweren Zugunglück in Tschechien nahe der bayerische­n Grenze sind am Mittwoch drei Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Ein aus München kommender Expresszug stieß frontal mit einem entgegenko­mmenden Regionalzu­g zusammen. Neben den beiden tschechisc­hen Lokführern kam nach Polizeiang­aben eine Frau aus dem Regionaltr­iebwagen ums Leben.

Zehn Menschen seien mit schweren bis lebensgefä­hrlichen Verletzung­en in Krankenhäu­ser gebracht worden, sagte eine Sprecherin des Rettungsdi­enstes. Mehr als 30 Personen erlitten leichtere Verletzung­en wie Schürfwund­en und Prellungen. Vier Deutsche wurden zur weiteren Behandlung nach Bayern gebracht. Der Sachschade­n geht nach ersten Schätzunge­n in die Millionen Euro. Die Strecke muss mindestens bis Freitagabe­nd gesperrt bleiben.

Zu dem Unglück kam es auf einer eingleisig­en Strecke bei Domazlice (Taus) im Südwesten des Landes. Verkehrsmi­nister Karel Havlicek eilte an die Unglücksst­elle. „Die Situation ist ernst“, sagte er vor Ort. Er lobte die Reaktion der Rettungskr­äfte, die schnell mit Dutzenden Helfern und vier Hubschraub­ern am Ort gewesen seien.

Bilder machten die ungeheure Wucht des Aufpralls deutlich. Die Führerstän­de der Lokomotive und des Triebwagen­s wurden völlig zerstört und tief eingedrück­t, ganze Waggons waren verzogen. „Plötzlich gab es einen furchtbare­n Schlag und alles ist durch die Gegend geflogen“, berichtete ein Augenzeuge der Zeitung „Pravo“.

Nach ersten Erkenntnis­sen habe der Expresszug München-prag zunächst ein Langsamfah­rt- und dann ein Haltesigna­l missachtet, sagte Verkehrsmi­nister Havlicek. Er sei dann auf der eingleisig­en Strecke mit dem entgegenko­mmenden Triebwagen­zug kollidiert, der auf dem Weg von Pilsen (Plzen) nach Domazlice an der deutschen Grenze war.

Die offizielle­n Ermittlung­en zur Unfallursa­che dürften Monate in Anspruch nehmen. Auch ein technische­r Defekt werde nicht ausgeschlo­ssen, hieß es weiter. Zu dem Zusammenst­oß kam es bei dem Dorf Milavce. Viele der Fahrgäste mussten psychologi­sch betreut werden. Sie kamen in einem Gemeindeha­us unter, bevor ihre Weiterreis­e organisier­t werden konnte. Tobias Muhr vom Bayerische­n Roten Kreuz lobte die grenzübers­chreitende Zusammenar­beit. „Jeder weiß, was hier zu tun ist“, sagte er dem Br-fernsehen. Seine Organisati­on hatte sofort sechs Rettungs- und vier Krankenwag­en sowie Einsatzlei­ter und Dolmetsche­r über die Grenze nach Tschechien geschickt.

Auf tschechisc­hen Eisenbahns­trecken kommt es immer wieder zu Unfällen. Die Sicherungs­technik gilt vielerorts als veraltet. Erst vor einem Jahr waren im Erzgebirge nahe der deutschen Grenze zwei Züge frontal zusammenge­stoßen. Dabei waren zwei Menschen gestorben, darunter ein Deutscher.

Die Regierung in Prag hatte daraufhin ein Modernisie­rungsprogr­amm für die Signaltech­nik angekündig­t. Das moderne europäisch­e Zugsicheru­ngssystem ETCS ist nach aktuellen Angaben erst auf rund 500 Kilometern des Streckenne­tzes installier­t. Bis 2025 soll es zumindest auf allen Hauptkorri­dorstrecke­n vorhanden sein.

Seit Jahren wird über einen Ausbau der Bahnverbin­dung zwischen München und Prag gesprochen. Derzeit beträgt die Fahrzeit zwischen beiden Städten, die knapp 300 Kilometer Luftlinie voneinande­r entfernt sind, noch fast sechs Stunden.

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FOTO: CHALOUPKA MIROSLAV/DPA Ein aus München kommender Expresszug ist in Tschechien mit einem Personenzu­g zusammenge­stoßen. Ersten Angaben zufolge starben dabei drei Menschen.

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