Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

130 Millionen Euro für Luftfilter an Schulen

Kommunen können bald Fördergeld beim Land Baden-württember­g beantragen

-

(dpa) - Die Kommunen im Südwesten können aller Voraussich­t nach in der kommenden Woche die Förderung mobiler Luftfilter für ihre Schulen beantragen. Zuvor hatte es ein Hin und Her über die Frage gegeben, ob Land und Bund jeweils eigene Richtlinie­n oder eine gemeinsame Orientieru­ng erstellen. Zuletzt rangen Land und Bund um eine gemeinsame Regelung, die Ende dieser Woche stehen sollte. Die Luftfilter sollen das Corona-infektions­risiko an Schulen deutlich reduzieren.

Die Kommunen hatten auf eine frühere Vorlage gepocht, um mit der Installati­on der Filtergerä­te noch in den Schulferie­n beginnen zu können. Das Staatsmini­sterium erklärte die Verzögerun­g damit, dass die Förderung so gestaltet werden sollte, dass die Kommunen größtmögli­chen Nutzen aus beiden Geldtöpfen ziehen könnten. „Wir wollten sicherstel­len, dass sich das Bundes- und das Landesprog­ramm nicht kannibalis­ieren“, erläuterte eine Sprecherin des Staatsmini­steriums.

Die Bundesförd­erung beträgt 26 Millionen Euro und ist nur für mobile Geräte für die Klassen eins bis sechs in schwer lüftbaren Unterricht­sräumen gedacht. Das Land fördert die Ausstattun­g aller Räume mit kleinen oder nur kippbaren Fenstern für alle Klassenstu­fen.

Für die 60 Millionen Euro vom Land können auch C02-ampeln besorgt werden, die anzeigen, wann es wieder Zeit zum Lüften ist. Falls noch Geld übrig ist, können Landesmitt­el auch für Geräte in gut belüftbare­n Räumen für Kitas und die Klassen eins bis sechs verwendet werden.

Die kommunalen Ausgaben von insgesamt 34 Millionen Euro werden zu 50 Prozent vom Land bezuschuss­t. Außerdem stellt das Land zehn Millionen Euro für Geräte an Kitas bereit – sodass insgesamt rund 130 Millionen für gesündere Luft ausgegeben werden können.

Der Städtetag verweist die Kommunen auf das geplante „Windhundve­rfahren“, bei dem die ersten Anmeldunge­n auch zuerst gefördert werden. Dieses solle zwar entschärft werden. Aber: „Im Falle einer Überbuchun­g könnte der Zeitpunkt der Anzeige des voraussich­tlichen städtische­n Gesamtbeda­rfs an Geräten für die Mittelzuwe­isung allerdings relevant werden“, sagte der Städtetags­dezernent für Bildung Norbert Brugger.

Er wies den Vorwurf der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) zurück, die Kommunen hätten das Thema verschlafe­n. Es gebe in vielen Gemeinden bereits Beschlüsse über den Bedarf an Luftfilter­n. Doch Michael Fleischer, Chef der Grünen im Aalener Gemeindera­t, kann der Einschätzu­ng der GEW etwas abgewinnen. Die Verwaltung müsse beim Thema Corona „zum Jagen getragen“werden. Statt zu handeln, werde der Schwarze Peter an Land und Bund weitergere­icht.

Bis zu 2,6 Millionen Euro will die Stadt Karlsruhe für mobile Luftreinig­ungsgeräte und Co2-ampeln für Schulen und Kitas bereitstel­len. 560 unzureiche­nd lüftbare Räume von 3032 sowie 70 in Kitas wurden in der Fächerstad­t identifizi­ert.

Die Landeshaup­tstadt Stuttgart will mit bis zu einer Million Euro schwer lüftbare 250 Schulräume mit mobilen Luftreinig­ungsgeräte­n ausstatten. Sie mietet die Geräte.

Beschlüsse mit dem Fokus auf schwer lüftbaren Schulräume­n fassten Gemeinderä­te auch in Reutlingen, Heilbronn, Konstanz, Villingens­chwenninge­n und Ravensburg.

In Mannheim stieß der Beschluss zur Anschaffun­g von mobilen Geräten für schwer lüftbare Schulräume für 200 000 Euro auf Gegenwehr der Eltern. In einer Petition verlangte der Gesamtelte­rnbeirat von der Stadt, unverzügli­ch die Mittel für alle 2000 Unterricht­sräume bereitzust­ellen.

 ?? SYMBOLFOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/DPA ?? Ein Luftfilter­gerät steht in einem Fachraum eines Gymnasiums. Die Kommunen in Baden-württember­g können voraussich­tlich in der kommenden Woche eine Förderung beantragen.
SYMBOLFOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH/DPA Ein Luftfilter­gerät steht in einem Fachraum eines Gymnasiums. Die Kommunen in Baden-württember­g können voraussich­tlich in der kommenden Woche eine Förderung beantragen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany