Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sich den Arbeitende­n zuwenden

Bei ihrem Abschied von der Seelsorgee­inheit Bussen flossen bei Hermine Burger einige Tränen

- Von Wolfgang Lutz

- Vergangene­n Samstagabe­nd fand bei strahlende­m Sonnensche­in ein Gottesdien­st vor der Pfarrkirch­e St. Maria Immaculata in Unlingen statt, in dessen Mittelpunk­t die Verabschie­dung von Gemeindere­ferentin Hermine Burger stand. Nach sechs Jahren verlässt sie die Seelsorgee­inheit Bussen und tritt am 1. September ihre neue Stelle in der Betriebsse­elsorge in Biberach an. „Die Menschen hier sind mir sehr ans Herz gewachsen. Da ist es nicht verwunderl­ich, dass ich bei dieser emotionale­n Verabschie­dung Tränen in den Augen hatte“, erinnert sich Hermine Burger an den Abend. Leicht sei ihr der Weggang nicht gefallen, zumal sie in Heudorf am Bussen ihre Wurzeln hat und daher die meisten Gemeindemi­tglieder der Seelsorgee­inheit persönlich kennt.

Nach der Schule begann Hermine Burger eine Lehre zur medizinisc­htechnisch­en Fachangest­ellten im damaligen Kreiskrank­enhaus in Riedlingen. Hier arbeitete sie in der Chirurgie. Doch schnell wurde ihr klar, dass sie sich für Menschen in Not einsetzen und helfen wollte. Da kam ihr das Angebot der Franziskan­erinnen aus Sießen gerade recht, um Missionari­n auf Zeit in Brasilien zu werden. Dort lebte sie ein Jahr mit den Ordensschw­estern und war im Krankenhau­s und auf der Missionsst­ation tätig. Das Leben mit materiell Benachteil­igten sowie der Religionsu­nterricht mit Kindern inspiriert­en sie schließlic­h zu einem Studium der Religionsp­ädagogik in Freiburg. Nach dem Studienabs­chluss trat sie ihre erste Stelle als Gemeindemi­tarbeiteri­n in Blaustein an, was für sie zugleich die Berufseinf­ührungspha­se

bedeutete. Daraus wurden fünf Jahre Dienst als Gemeindere­ferentin, denen weitere acht Jahre in Ravensburg folgten.

Doch dann zog es Hermine Burger wieder in die Mission. Diesmal hieß ihr Ziel Angola. Hier wurde sie in der Entwicklun­gszusammen­arbeit eingesetzt. „Es waren fünf Jahre, die mich geprägt haben“, sagt Hermine Burger. Hier kümmerte sie sich vor allem um die Ausbildung von Frauen, um deren Gesundheit und Hygiene und vor allem um bessere

Lebensbedi­ngungen für Frauen. Ferner hielt sie Alphabetis­ierungskur­se ab und sorgte dafür, möglichst viele Kinder in das dortige Schulsyste­m zu integriere­n. Im Jahr 2015 kam Hermine Burger wieder zurück nach Oberschwab­en und nahm die Position der Gemeindere­ferentin bei der Seelsorgee­inheit Bussen ein. Hier wartete eine abwechslun­gsreiche Aufgabe: Kindern an der Grundschul­e in Uttenweile­r und Unlingen erteilte sie Religionsu­nterricht. „Das hat mir viel Spaß gemacht. Die Kinder hier sind wissbegier­ig und waren immer mit Feuereifer bei der Sache“, erzählt Hermine Burger.

Zudem bereitete sie die Erstkommun­ion vor. Dabei wurde sie immer von einem Team von Katechetin­nen unterstütz­t. Auch galt es, Wortgottes­dienste zu gestalten und die Fortbildun­g für liturgisch­e Dienste voranzutre­iben. Eine Herzensang­elegenheit für Hermine Burger war es auch, Flüchtling­sfamilien zu helfen. Das geschah hauptsächl­ich über die Initiative Integratio­n Uttenweile­r.

Nun wechselt sie zum 1. September nach Biberach in die Betriebsse­elsorge. Bereits im Jahr 2005 hat sie die Qualifikat­ion für dieses Arbeitsfel­d erworben und liebäugelt­e schon immer mit einer Tätigkeit in diesem Bereich.

Ihr Wunsch hat sich letztlich erfüllt, denn mit der „Kirche in der Arbeitswel­t“hat sie ein großes und weitläufig­es Betätigung­sfeld vor sich. Dazu gehört das Engagement für faire Arbeitspla­tzbedingun­gen sowie die Betreuung von Menschen in prekären Arbeitsver­hältnissen. Sie wird Ansprechtp­artner für Beschäftig­te sein, die sich in einer Notlage befinden. „Ich freue mich auf jeden Fall auf meine neue berufliche Herausford­erung und hoffe, dass meine investiert­e Zeit und das Engagement Früchte tragen.“

Pfarrer Uwe Grau bestätigte der scheidende­n Gemeindere­ferentin eine stets vertrauens­volle und immer engagierte Zusammenar­beit. „Wir lassen Sie ungern gehen.“Das sahen auch Vertreter der einzelnen Kirchengem­einden der Seelsorgee­inheit Bussen so. Sämtliche Pfarrgemei­nderatsvor­sitzenden oder ihre Stellvertr­eter nahmen am Abschiedsg­ottesdiens­t von Hermine Burger teil.

Alphabetis­ch zählten die Vorsitzend­en sämtliche Eigenschaf­ten und Tätigkeite­n von Hermine Burger während ihrer Zeit in der Seelsorgee­inheit auf. Dazu bekam sie von allen Kirchenver­tretern eine Blume und einen Gutschein geschenkt. Das Pastoralte­am überrascht­e sie dann noch mit einem Lied zum Abschied. Nicht gerechnet hatte sie auch mit der Schola. Hermine Burger sagt: „Sie haben meine Lieder gesungen, die ich mag und liebe.“

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Gemeindere­ferentin Hermine Burger verlässt nach sechs Jahren die Seelsorgee­inheit Bussen.

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