Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Niedrigzinsen prägen das Geschäftsjahr
Federseebank verzeichnet 2020 Zuwachs bei Wohnungsbaukrediten – Doch Zinserträge sinken
- Trotz Corona-pandemie ist das vergangene Geschäftsjahr für die Federseebank „zufriedenstellend“verlaufen. Vorstandsvorsitzender Klemens Bogenrieder konnte den Mitgliedern auf der Generalversammlung im Kurzentrum Bad Buchau einen Bilanzgewinn in Höhe von rund 237 650 Euro präsentieren. Für ihre Mitglieder schüttet die Bank viereinhalb Prozent Dividende aus.
Wohl zum letzten Mal blickte Vorstandsvorsitzender Klemens Bogenrieder im großen Saal des Buchauer Kurzentrums auf das vergangene Geschäftsjahr zurück. Wohl ab November wird die kleine Buchauer Bank – diesen Plänen stimmten auch die Mitglieder in der Versammlung einhellig zu – in die Vr-bank Riedlingen-federsee aufgehen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sei die Fusion nicht notwendig, hatte auch Vorstandsmitglied Ulrich Bossler im Vorfeld betont.
So ist im vergangenen Jahr die Bilanzsumme um 6,3 Millionen (5,2 Prozent) auf 127,7 Millionen Euro „wiederholt kräftig“gewachsen. Trotz Corona-krise hatten die Kunden fleißig auf ihre Spar- und Girokonten eingezahlt. Ein Teil dieser Kundeneinlagen gehe allerdings an die genossenschaftlichen Verbundpartner. Rechne man sie mit ein, seien die betreuten Kundeneinlagen sogar um acht Millionen (5,7 Prozent) auf 147,6 Millionen Euro gewachsen, so Bogenrieder. 106 Millionen Euro entfielen auf Giro- und Sparkonten, rund 41 Millionen Euro auf Bauspar-, Versicherungs- und Depotguthaben bei den Verbundpartnern. „Bevorzugt waren insbesondere Geldanlagen in Lebensversicherungen und in Wertpapierdepots“, stellte Bogenrieder fest, wobei hier der Nachhaltigkeitsgedanke zunehmend an Bedeutung gewinne.
Auch bei den Kundenkrediten verzeichnete die Federseebank einen Zuwachs um drei Millionen Euro (4,8 Prozent) auf 66,2 Millionen Euro, wobei wiederum 14,3 Millionen Euro an die Verbundpartner der Bank vermittelt wurden. Den Schwerpunkt bildeten erneut Wohnungsbauinvestitonen – ob privat oder gewerbliche Bau- und Kaufvorhaben. „Die Vorteile für Bauherren und Käufer liegen bei nach wie vor günstigen Zinsen und dadurch höhere Tilgungsmöglichkeiten“, beobachtet der Vorstandsvorsitzende. Hinzu kämen Förderprogramme von Bund und Land, etwa für klimaeffiziente Gebäude. Die Kehrseite: hohe Immobilienpreise und Baukosten.
Bauherren und Käufer könnten die Finanzierung ihrer Vorhaben jedoch gut stemmen, so Bogenreider: „Wir verzeichnen bisher keinen Anstieg der Kreditrisiken, auch dank einer robusten Konjunktur in unserem Landkreis.“
Insgesamt summieren sich Kredite und Einlagen auf ein betreutes Kundengesamtvolumen von 213,8 Millionen Euro. Mit einem Zuwachs von elf Millionen Euro (5,4 Prozent) liege die Federseebank damit sogar leicht über dem Verbandsdurchschnitt (fünf Prozent). Die Kundeneinlagen, die nicht in Kredite fließen, investiere die Bank in festverzinsliche Anleihen und Investmentfonds. Auch in diesem Bereich sei der Bestand um 3,7 Millionen (6,4 Prozent) auf 61,4 Millionen Euro angewachsen. Allerdings hatte die Corona-krise zu massiven Turbulenzen an der Börse geführt. „Das haben auch wir vorübergehend deutlich gespürt“, so Bogenrieder. Bis zum Jahresende hätten sich die Kurse „jedoch wieder vollständig erholt“.
Die Federseebank zählte 2864 Mitglieder zu Beginn des Jahres 2020, die 14 321 Geschäftsanteile in Höhe von 2,864 Millionen Euro halten. 46 Mitglieder kamen im Laufe des Jahres hinzu, 56 schieden aus, so dass zum Jahresende 2854 Mitglieder 14 091 Geschäftsanteile über 2,818 Millionen Euro halten.
In der Gewinn- und Verlustrechnung bildet der Zinsüberschuss die wichtigste Ertragsquelle. Er ging von zwei Prozent 2019 auf 1,81 Prozent zurück. „Das ist eine wesentliche Folge der langanhaltenden Niedrigzinsphase“, erklärte Bogenrieder. Die Federseebank liege damit zwar besser als der Verbandsdurchschnitt, der Trend sei aber weiter rückläufig. Mit einer nachhaltigen Zinserhöhung sei frühestens ab 2023 zu rechnen, berief sich der Vorstandsvorsitzende auf einen Artikel im Handelsblatt: „Die Sparer und auch wir müssen noch lange auf auskömmliche Zinsen warten.“
Und auch die Corona-pandemie prägte das vergangene Geschäftsjahr. Weil weniger Beratungsgespräche möglich waren, sanken die Vermittlungserlöse. „Der Provisionsüberschuss ging von 0,51 auf 041 Prozent deutlich zurück, während der Vergleichswert des Verbands sogar leicht auf 0,59 Prozent gestiegen ist“, so Bogenrieder. Gewachsen im Corona-jahr ist dagegen das Warengeschäft, vor allem der Verkauf von Heizöl und Kraftstoffe. Die niedrigen Weltmarktpreise und auch der reduzierte Mehrwertsteuersatz hätten sich hier bemerkbar gemacht. Aus Gewinnen und Verlusten ergibt sich ein Jahresüberschuss von 165 472,67 Euro.
Angesichts der sinkenden Zinserträge bleibe jedoch die Frage, wie sich Kosten einsparen ließen. Als Antwort darauf hat die Federseebank im Juli 2020 ihre halbtags geöffnete Filiale in Tiefenbach geschlossen. „So eine Entscheidung fällt schwer“, betonte Bogenrieder. Die Tankstelle bleibe aber erhalten. „Mit der geplanten Fusion verbinden wir konkret das Ziel, nicht zuerst an Personal und Geschäftsstellen sparen zu müssen“, so Bogenrieder. Stattdessen verspreche man sich eine Einsparung bei internen Kosten etwa für Prüfung und Meldewesen.