Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Was bleibt von den Spielen? Tokio soll kein Rio werden
So schlimm wie in Rio soll und kann es nicht werden. Von den Sommerspielen vor fünf Jahren ist an mancher Stelle eine Geisterlandschaft geblieben, Unkraut und Rost bahnen sich ihren Weg. Mit den Athleten hat, so scheint es, jegliche Zivilisation die teuren Bausünden verlassen. Und was geschieht in Tokio? „Die Spiele passen sich dem Gastgeber und den Menschen im Land an, nicht umgekehrt“, sagt Tania Braga, die beim Internationalen Olympischen Komitee für das „Erbe“der Spiele verantwortlich ist. Gemäß der Agenda 2020, die Ioc-präsident Thomas Bach seit seiner Wahl vor acht Jahren vorangetrieben hat, sollten Kosten reduziert und nach Möglichkeit bestehende Arenen verwendet werden. In Tokio werden nach Ioc-rechnung 35 bestehende Sportstätten für die Paralympics (24. August bis 5. September) genutzt, achtmal allerdings mussten Bagger aus dem Nichts eine Sportstätte erschaffen – für insgesamt rund 2,5 Milliarden Euro. Allein 1,1 Milliarden Euro wurden fällig für den Abriss des Olympiastadions von 1964 und den Bau einer modernen Arena an identischer Stelle. 68 000 Menschen sollten darin Platz finden, nur blieben die Ränge wegen der Corona-pandemie praktisch leer – wie eigentlich überall. Als Nationalstadion wird der Bau weiterleben, allerdings bei unregelmäßiger Nutzung: Vorgesehen sind Spiele der japanischen Nationalmannschaften im Rugby und Fußball, dazu herausragende Einzelereignisse wie das Fußball-pokalfinale. „Natürlich müssen wir über die Kosten und den finanziellen Nutzen sprechen. Doch es geht auch darum, was die Menschen in Tokio nach den Spielen davon haben werden“, sagte Tanaka Akira als Vertreter der japanischen Hauptstadt. Konkrete Gespräche, wie neu geschaffene Arenen genutzt werden sollen, würden nach den Spielen „weitergeführt“, so Akira. Auf dass die „weißen Elefanten“der Vergangenheit angehören – zumindest bei Sommerspielen. (SID)