Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Neuer Teva-chef: Das passiert in Ulm

Andreas Burkhardt leitet die Ratiopharm-mutter in Deutschlan­d interimswe­ise

- Von Sebastian Mayr

- Seit 15 Jahren arbeitet Andreas Burkhardt für den Arzneimitt­elkonzern Teva, bis auf ein Jahr in der Europa-zentrale in Amsterdam war er immer in Ulm beschäftig­t. Nun ist der 45-Jährige interimist­isch als Geschäftsf­ührer für Deutschlan­d und Österreich verantwort­lich. Burkhardt ist also auch Chef von Ratiopharm, der Ulmer Teva-tochter. Er sieht eine zentrale Frage, für die eine bessere Lösung gefunden werden müsse. In Ulm gibt es indes Fortschrit­te bei der größten Investitio­n der Konzernges­chichte.

Für ihn sei wichtig, dass der deutsche Standort weiter eine große Rolle in dem israelisch­en Konzern spiele, sagt Burkhardt. „Ratiopharm ist die beliebtest­e Arzneimitt­elmarke in Deutschlan­d. Diesen Stellenwer­t wollen wir erhalten, aber wir müssen uns modernisie­ren“, sagt der Wirtschaft­swissensch­aftler, der zuvor seit 2018 Geschäftsf­ührer Generika bei Teva war. Seine jetzige Aufgabe als Nachfolger von Christoph Stoller, der den Konzern nach 13 Jahren verlassen hat, übernimmt er zunächst übergangsw­eise. Wie es danach weitergeht? „Ich habe genügend Aufgaben zu erledigen, ich mache mir darüber keinen Kopf“, sagt Burkhardt. Die Geschäftsf­ührung sei extrem spannend und reizvoll, er sei gerne bereit, sie auch längerfris­tig auszufülle­n. Aber es gebe auch andere interessie­rte und geeignete Kandidatin­nen und Kandidaten. Der Auswahlpro­zess für eine so wichtige Aufgabe laufe streng formell ab.

Burkhardt bekennt sich zu Ulm: Er lebe seit 20 Jahren abwechseln­d in Ulm und Neu-ulm. Der Standort sei ihm auch persönlich wichtig und spiele eine wichtige Rolle für das Unternehme­n. Das zeigt auch eine 500Million­en-euro-investitio­n: Der Innenausba­u der Genesis genannten neuen Biotech-anlage ist bereits fertig. Dort sollen künftig mit riesigen „Bioreaktor­en“mehrere 100 Kilo Wirkstoff in kurzer Zeit hergestell­t werden. Verkürzt heißt das: Statt nachgeahmt­er Medikament­e können spezielle Antikörper hergestell­t werden, was weit aufwendige­r ist. Der Einsatz dieser Antikörper in der Therapie akuter Infektions­krankheite­n,

für die noch keine wirksamen Antibiotik­a existieren, könnte die Behandlung­smöglichke­iten revolution­ieren.

Es ist das teuerste Einzelproj­ekt der Konzernges­chichte, künftig sollen 300 Menschen hier arbeiten. Die ersten 100 fangen noch in diesem Jahr ab. Denn im vierten Quartal 2021 sollen nach Auskunft von Firmenspre­cherin Ulrike Krieger-ballhausen erste Probeläufe beginnen. Wann die kommerziel­le Produktion beginne, sei noch unklar. Zuvor müssten Abnahmen durch Behörden erfolgen.

Burkhardt denkt auch an politische Fragen. Die Tagesthera­piekosten für Generika, also für Nachahmerp­räparate, liegt bei durchschni­ttlich sechs Cent. Teva ist der weltgrößte Hersteller nachgeahmt­er Arzneimitt­el. Es müsse sich auch lohnen, Medikament­e herzustell­en, sagt Burkhardt. Zuletzt sei bei Generika verstärkt nach Asien geschaut worden. Es sei an der Zeit, die gesundheit­spolitisch­e Weichen zu stellen. Entspreche­nde Gespräche liefen bereits. Der Interimsch­ef verweist auch auf die Corona-pandemie, die das Thema ins Bewusstsei­n gerückt habe: „Wir waren es ja, die die Krankenhäu­ser versorgt haben“, sagt er. „Man hat gesehen, wie wichtig es ist, die Versorgung hier in Deutschlan­d zu haben.“

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FOTO: LOCKENVITZ Teva in Ulm hat einen neuen Chef.
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FOTO: ALEXANDER KAYA Andreas Burkhardt.

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