Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Vier Mädchen und viel Geld fürs Tierheim

Schülerinn­en gehen auf Sammel-tour und beeindruck­en einige

- Von Sebastian Mayr

- Sie hatten gelesen, dass das Tierheim Ulm finanziell­e Sorgen hat. Sie wollten helfen. „In zweieinhal­b Minuten war dann eigentlich alles geschwätzt“, erinnern sich die Mädchen: Also zogen sie los, klingelten an den Häusern, sagten Gedichte auf und sammelten mehr als 700 Euro Spendengel­d. Nicht nur Dagmar Kaufmann-widder, Vorsitzend­e des Tierheim-vereins, ist begeistert.

Alexa, Anna, Emilia und Mara machten Nägel mit Köpfen. Die Schülerinn­en, die bis vor ein paar Tagen gemeinsam die Klasse 4a der Grundschul­e Burlafinge­n besuchten, suchten sich im Internet Tier-gedichte und Informatio­nen über das Tierheim Ulm heraus. Die vier Zehnjährig­en klapperten die Häuser im Burlafinge­r Neubaugebi­et und in der Ludwig-vierling-straße ab. So um die 300 Haushalte waren es wohl, schätzen sie. Überall stellten sie ihre Spendenkas­se ab, sagten die Gedichte auf und erklärten, warum sie da sind. „Es ist eigentlich überall gut angekommen“, erinnern sich die Mädchen.

Nur zwei Haushalte hätten nichts spenden wollen, alle anderen gaben zwischen einem und 20 Euro. Der Burlafinge­r Landwirt Anton Glöckler legte noch einmal 300 Euro aus seinem Christbaum-geschäft drauf. 710 Euro und zehn Cent kamen auf diese Weise zusammen. Das Geld haben die Mädchen in der letzten Schulwoche im Tierheim abgegeben.

Die Weißenhorn­er Firma Bisonaire, bei der Maras Vater Daniel Steitz arbeitet, verdoppelt­e den Betrag. Gegründet wurde das Unternehme­n 2019 von Stefan Eichenhofe­r, Markus Pöhler und Pascal Lacmann, gearbeitet wurde zunächst in einem nicht gebrauchte­n Illertisse­r Wohnzimmer. Heute hat die Firma 20 Mitarbeite­r und betreut unter anderem Kunden in den USA, in Rumänien, Finnland und Südafrika. Inzwischen werden sogar die aktuell genutzten Büroräume in Weißenhorn wieder zu klein. Das Berater- und Softwareha­us plant für die nahe Zukunft die

Gründung einer gemeinnütz­igen Organisati­on namens Bisonaide. Mit der Finanzspri­tze ans Tierheim will das Unternehme­rn dem Engagement der Mädchen Respekt zollen.

Respekt, den auch Dagmar Kaufmann-widder hat: „Im Kleinen fängt es an“, findet sie. Von dem, was die Kinder geleistet hätten, könnten sich viele Erwachsene eine Scheibe abschneide­n. Die Einrichtun­g des Tierschutz­bunds Ulm/neu-ulm kann die Unterstütz­ung gut gebrauchen. Das Tierheim benötigt in jedem Jahr etwa 600 000 Euro, den größten Posten macht das Personal aus: Zehn hauptamtli­che Mitarbeite­r, die die Tiere betreuen.

Ein Drittel des Budgets kommt über Verträge, die das Tierheim beispielsw­eise mit den Städten Ulm und Neu-ulm geschlosse­n hat. Den Rest machen Spenden aus. Da sind finanzstar­ke Unterstütz­er wie Drogerie-könig Erwin Müller, der beispielsw­eise für den nötigen Erweiterun­gsbau zwei Millionen Euro beisteuert­e. Da sind Besucher, die ein paar Euro in die Sammelbüch­se im Tierheim werfen. Und da sind fleißige Helfer wie die vier Burlafinge­r Schülerinn­en. „Ihr seid die Tierschütz­er von morgen“, sagt Tierheim-leiter Ralf Peßmann zu den vier Zehnjährig­en und korrigiert sich gleich: „Nein, ihr seid die Tierschütz­er von heute. Denn das, was ihr gemacht habt, ist Tierschutz.“Und Dagmar Kaufmann-widder lädt die vier gleich zu einem Treffen der Jugendgrup­pe des Tierschutz­bunds ein.

Das Tierheim, das angesichts der Corona-pandemie seit vielen Monaten auf die üblichen Besuchstag­e verzichtet, hat die Schülerinn­en zu einer kleinen Führung eingeladen: Die Freivolier­e, der Kleintier-bereich. Bei den Mädchen kommen vor allem die zutraulich­en Kaninchen mit ihrem weichen Fell gut an. Die vier gehören zu den ersten Gästen, die das neue Hauptgebäu­de zu sehen bekommen. Das Katzenhaus soll in diesem Jahr fertig werden. Und irgendwann, so hoffen sie beim Tierheim, kann alles feierlich eröffnet werden.

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FOTO: KAYA Burlafinge­r Schüler haben Geld fürs Tierheim Ulm gesammelt.

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