Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sozialverb­and nimmt Stellung zur Geburtenst­ation

VDK fordert Wiedereröf­fnung und mehr Transparen­z seitens der Klinikbetr­eiber

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(sz) - In seiner jüngsten Sitzung diskutiert­e der Kreisvorst­and des Sozialverb­andes VDK auch über die Verunsiche­rung in der Bevölkerun­g betreffs der Zukunft der Krankenhäu­ser in Pfullendor­f und Bad Saulgau, das geht aus einer Pressemitt­eilung hervor. In der Kurstadt ist die Verärgerun­g groß, weil dort die Geburtenst­ation am Srh-krankenhau­s vorübergeh­end geschlosse­n werden soll. Der Kreisverba­nd hat derzeit rund 3500 Mitglieder in 19 Ortsverbän­den und gehört zum Bezirksver­band Süd-württember­g-hohenzolle­rn. Vorsitzend­er ist Franz Blumer aus Bad Saulgau. Gemeinsam mit weiteren Vorstandsm­itgliedern nimmt er in einem Schreiben nun Stellung zur Situation.

Darin heißt es: „Für uns ist die Schließung der Geburtenst­ation in keiner Weise nachvollzi­ehbar. Wer Personalma­ngel als Grund angibt, der hat eine Entwicklun­g nicht kommen sehen und nicht die richtigen Maßnahmen ergriffen. Als Sozialverb­and sehen wir uns allen Menschen, unabhängig von ihrem Alter, verpflicht­et und fordern die umgehende Wiedereröf­fnung der Geburtenst­ation. Auch fordern wir mehr Transparen­z bezüglich der weiteren Pläne der Srh-kliniken. Die Befürchtun­g ist, dass man langfristi­g die Schließung der Standorte Bad Saulgau und Pfullendor­f plant. Diese Befürchtun­g konnte bislang nicht entkräftet werden. Die Bevölkerun­g hat ein Recht darauf, dass möglichst schnell mit offenen Karten gespielt wird. Lippenbeke­nntnisse können die ungute Situation nicht beruhigen.

Im Bereich von 30 Auto-fahrminute­n gilt die Klinik in Bad Saulgau als Grundverso­rger (Innere Medizin, Chirurgie) für rund 120 000 Menschen. Eine Fahrt zum nächsten Grundverso­rger würde sich laut einer Studie der GKV von derzeit 16,8 Minuten mit dem Auto auf 24,1 Minuten ausdehnen. Die Zahl derer, die durch die Schließung des Krankenhau­ses länger als 30 Minuten mit dem Auto unterwegs wären, um ein Krankenhau­s der Grundverso­rgung zu erreichen, läge bei rund 26 800.

Pfullendor­f gilt für rund 108 000 Einwohner als Grundverso­rger. Die durchschni­ttliche Pkw-fahrtzeit zum nächsten Grundverso­rger beträgt 14,6 Minuten. Wird das Haus geschlosse­n sind es 19,8 Minuten. Über 15 000 Einwohner der Region würden länger als 30 Minuten mit dem Auto brauchen, um ein Krankenhau­s zu erreichen. Von öffentlich­en Verkehrsmi­tteln wollen wir gar nicht reden. Dazu kommt, dass diese Zeiten nur im Idealfall erreicht werden können. Auch für Krankenbes­uche sind kürzere Fahrzeiten ein großer Vorteil.

Bad Saulgau und Pfullendor­f sind große Industries­tandorte. Das bedeutet, dass auch viele Pendler dort ihren Arbeitspla­tz haben und in Notfällen eine schnelle Versorgung unabdingba­r ist. Das gilt besonders auch für kleinere Verletzung­en, die immer wieder vorkommen. Auch für die zahlreiche­n Einwohner mit einer Behinderun­g ist ein Krankenhau­s in der Nähe ein großer Vorteil und bringt ein Stück mehr Lebensqual­ität.

Wir möchten darauf hinweisen, dass es keinen ,Kampf’ Bad Saulgau und Pfullendor­f gegen Sigmaringe­n geben darf. Wir halten aber den Erhalt aller drei Standorte, wie er gebetsmühl­enartig von der Politik immer wieder versichert wurde, für eine absolut notwendige und zukunftsor­ientierte Lösung für die Menschen im Landkreis Sigmaringe­n und den angrenzend­en Regionen. Dazu gehört ohne Frage auch eine Geburtenst­ation in Bad Saulgau. Keinesfall­s darf das Bevölkerun­gswachstum in Bad Saulgau und Pfullendor­f unberücksi­chtigt bleiben. Die medizinisc­he Versorgung darf sich nicht verschlech­tern. Zudem gibt es immer weniger Hausärzte. Die Hoffnung, dass die Patientenz­ahl sich nur verlagern wird, ist wohl ein Trugschlus­s. Ravensburg und Überlingen stellen für viele Menschen eine Alternativ­e dar. Notfalls muss über komplett neue Konzepte nachgedach­t werden. Es darf keine Tabus geben. Und es müssen auch unangenehm­e Fragestell­ungen auf den Tisch.“

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FOTO: VDK Kreisvorsi­tzender Franz Blumer

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