Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Häftling schwebt nach Fluchtversuch in Lebensgefahr
Ein Mann will in Ulm aus der U-haft fliehen - Er stürzt 15 Meter tief und verletzt sich lebensbedrohlich
- Groß war die Aufregung am Samstagnachmittag in der Ulmer Innenstadt: Rund um das Justizgebäude waren Polizei und Rettungskräfte im Einsatz. Ein Häftling, des Untersuchungsgefängnisses im Frauengraben hatte versucht, während eines Hofgangs zu flüchten. Er stürzte aus 15 Metern in die Tiefe und zog sich dabei schwere Verletzungen zu. Der Mann schwebt auch zwei Tage nach dem Vorfall in Lebensgefahr.
Die Polizei macht auf Nachfrage keine weiteren Angaben als die, die bereits am Sonntag in einer Mitteilung veröffentlicht wurden. Beim Versuch, sich über ein Regenfallrohr herunterzuhangeln, sei der Mann auf ein Auto gestürzt. Passanten hatten die Rettungsleitstelle und Polizei verständigt.
Jennifer Wallimann, die stellvertretende Leiterin der Ulmer Justizvollzugsanstalt (JVA), hält sich zu den Hintergründen ebenfalls bedeckt. Der Häftling werde jetzt rund um die Uhr von zwei Beamten bewacht. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht. Sein Zustand sei weiterhin „kritisch“. Weitere Angaben zum Häftling machte sie nicht – weder das Alter noch den Grund, warum der Mann in Untersuchungshaft saß. Auch lässt Wallimann die Frage offen, was sich innerhalb des Gefängnisses genau abgespielt hat. Eine sogenannte „Sicherheitsgruppe“aus der Justizvollzugsanstalt Bruchsal sei am Montag nach Ulm gekommen, um die baulichen Sicherheitsvorkehrungen am Gebäude abzuklären. Diese Gruppe sei vom Land Badenwürttemberg dafür vorgesehen, um entsprechende Vorfälle aufzuarbeiten. Solche Fluchtversuche seien extrem selten, so die stellvertretende Anstaltsleiterin.
„Wir haben uns intern besprochen. Aufgrund der Unschuldsvermutung werden wir keine weiteren Angaben machen, um so zu verhindern, dass der Mann identifiziert werden kann“, erklärt Stefan Adamski, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm, das Vorgehen. Sie würden untersuchen, ob es zu einem strafrechtlich relevanten Fehlverhalten gekommen war. Bislang würden dafür keine Hinweise vorliegen.
Bei dem Gefängniskomplex im Frauengraben hinter dem Justizgebäude handelt es sich um eine Außenstelle der Jva-hauptanstalt in der Talfinger Straße. Die JVA Ulm ist eigenen Angaben zufolge eine multifunktionale Anstalt für den offenen und den geschlossenen Vollzug. Insgesamt gibt es dort 350 Haftplätze.