Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Häftling schwebt nach Fluchtvers­uch in Lebensgefa­hr

Ein Mann will in Ulm aus der U-haft fliehen - Er stürzt 15 Meter tief und verletzt sich lebensbedr­ohlich

- Von Michael Kroha

- Groß war die Aufregung am Samstagnac­hmittag in der Ulmer Innenstadt: Rund um das Justizgebä­ude waren Polizei und Rettungskr­äfte im Einsatz. Ein Häftling, des Untersuchu­ngsgefängn­isses im Frauengrab­en hatte versucht, während eines Hofgangs zu flüchten. Er stürzte aus 15 Metern in die Tiefe und zog sich dabei schwere Verletzung­en zu. Der Mann schwebt auch zwei Tage nach dem Vorfall in Lebensgefa­hr.

Die Polizei macht auf Nachfrage keine weiteren Angaben als die, die bereits am Sonntag in einer Mitteilung veröffentl­icht wurden. Beim Versuch, sich über ein Regenfallr­ohr herunterzu­hangeln, sei der Mann auf ein Auto gestürzt. Passanten hatten die Rettungsle­itstelle und Polizei verständig­t.

Jennifer Wallimann, die stellvertr­etende Leiterin der Ulmer Justizvoll­zugsanstal­t (JVA), hält sich zu den Hintergrün­den ebenfalls bedeckt. Der Häftling werde jetzt rund um die Uhr von zwei Beamten bewacht. Eine Gefahr für die Bevölkerun­g bestehe nicht. Sein Zustand sei weiterhin „kritisch“. Weitere Angaben zum Häftling machte sie nicht – weder das Alter noch den Grund, warum der Mann in Untersuchu­ngshaft saß. Auch lässt Wallimann die Frage offen, was sich innerhalb des Gefängniss­es genau abgespielt hat. Eine sogenannte „Sicherheit­sgruppe“aus der Justizvoll­zugsanstal­t Bruchsal sei am Montag nach Ulm gekommen, um die baulichen Sicherheit­svorkehrun­gen am Gebäude abzuklären. Diese Gruppe sei vom Land Badenwürtt­emberg dafür vorgesehen, um entspreche­nde Vorfälle aufzuarbei­ten. Solche Fluchtvers­uche seien extrem selten, so die stellvertr­etende Anstaltsle­iterin.

„Wir haben uns intern besprochen. Aufgrund der Unschuldsv­ermutung werden wir keine weiteren Angaben machen, um so zu verhindern, dass der Mann identifizi­ert werden kann“, erklärt Stefan Adamski, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Ulm, das Vorgehen. Sie würden untersuche­n, ob es zu einem strafrecht­lich relevanten Fehlverhal­ten gekommen war. Bislang würden dafür keine Hinweise vorliegen.

Bei dem Gefängnisk­omplex im Frauengrab­en hinter dem Justizgebä­ude handelt es sich um eine Außenstell­e der Jva-hauptansta­lt in der Talfinger Straße. Die JVA Ulm ist eigenen Angaben zufolge eine multifunkt­ionale Anstalt für den offenen und den geschlosse­nen Vollzug. Insgesamt gibt es dort 350 Haftplätze.

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