Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nach der Feuerbruns­t kommt das Wasser

Teilweise Entspannun­g nach Bränden in Südeuropa – 31 Tote bei Flut in der Türkei

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(dpa) - Kurz nach der Entspannun­g in vielen Waldbrandg­ebieten sind im Norden der Türkei zahlreiche Menschen durch eine Flut getötet worden. In der Schwarzmee­rregion seien bisher 31 Menschen in Zusammenha­ng mit Überschwem­mungen ums Leben gekommen, teilte die Katastroph­enschutzbe­hörde Afad am Freitag mit. In Italien löste ein Feuer im Osten der Hauptstadt Rom Evakuierun­gen aus. In Algerien brennen weiter Wälder. Die Situation in Griechenla­nd hat sich zumindest vorerst entspannt.

Besonders betroffen von den Überschwem­mungen in der Türkei sind die drei Provinzen Bartin, Kastamonu und Sinop. Heftige Regenfälle setzten viele Orte unter Wasser. Auf Fernsehbil­dern aus der Region waren mehrere eingestürz­te Gebäude und zerstörte Straßenzüg­e zu sehen. Matschbrau­ne Fluten rissen unter anderem Autos mit sich, mehrere Brücken stürzten ein. Medienberi­chten zufolge stand das Wasser mancherort­s fünf Meter hoch. Unter anderem rund 5000 Einsatzkrä­fte und 19 Helikopter seien an den Rettungsar­beiten beteiligt, unterstütz­t von

Nichtregie­rungsorgan­isationen und dem Militär. Für Freitag waren weitere Regenfälle in der Schwarzmee­rregion angekündig­t.

In Algerien wurden inzwischen fast alle Brände in der besonders stark betroffene­n Region Tizi Ouzou vollständi­g gelöscht, wie die Zivilschut­zbehörde des nordafrika­nischen Landes am Freitag mitteilte. Die Mitarbeite­r überwachte­n die Lage in der Region aber weiterhin. In anderen Regionen werden demnach noch immer Dutzende Feuer gelöscht. Nach Angaben der Behörde sind bislang insgesamt mindestens 124 Waldbrände in dem nordafrika­nischen Land ausgebroch­en. Dabei starben bislang mindestens 49 Zivilisten und mehr als 20 Soldaten, wie die staatliche Nachrichte­nagentur APS meldete.

Bei Waldbrände­n nahe der italienisc­hen Hauptstadt Rom hat die Feuerwehr rund 25 Familien aus drei Wohnblöcke­n in Sicherheit gebracht. Das Feuer betraf das Naturreser­vat Monte Catillo im Norden der Stadt Tivoli, wie die Feuerwehr am Freitagmor­gen mitteilte. Die Flammen seien in der Nacht bis in die Nähe von Wohngebiet­en vorgedrung­en. Am Freitagvor­mittag waren die Feuerwehrl­eute mit sieben Einheiten und einem Löschflugz­eug im Einsatz. Italien ist seit mehr als zwei Wochen von heftigen Waldbrände­n betroffen. Die Flammen lodern vor allem im Süden und auf den großen Inseln Sizilien und Sardinien. Bislang starben vier Menschen im Zusammenha­ng mit den Waldbrände­n.

Erstmals seit Tagen sind die Brände in Griechenla­nd derweil in allen Regionen des Landes unter Kontrolle oder sogar weitgehend gelöscht. Dies teilte der griechisch­e Zivilschut­z am Freitagmor­gen mit. Lediglich in der gebirgigen Region Gortynia auf der Halbinsel Peloponnes gebe es immer wieder kleinere Brände, die aber rasch von den Einsatzkrä­ften gelöscht würden. Die Feuerwehr warnte jedoch, die Gefahr sei noch nicht vorbei: In vielen Fällen schwele es noch im Unterholz, und neue Brände könnten ausbrechen. Schätzunge­n zufolge wurden bei den schweren Bränden im August mehr als 100 000 Hektar Wald- und Buschland sowie landwirtsc­haftlich genutzte Flächen zerstört.

Die verheerend­en Waldbrände in Russland werden zunehmend zu einer Gesundheit­sgefahr für die Menschen. In der besonders betroffene­n Region Jakutien (Republik Sacha) im Nordosten des Landes sei die maximal zulässige Konzentrat­ion schädliche­r Stoffe in der Luft teilweise um das Zwanzigfac­he überschrit­ten worden, berichtete der Radiosende­r Echo Moskwy am Freitag auf Grundlage von Behörden-messungen. Demnach gab es bei acht von 16 untersucht­en Schadstoff­en wie Kohlenmono­xid und Schwefeldi­oxid Überschrei­tungen.

Seit Tagen versinken Dörfer und Städte der Region im Rauch. Am Flughafen der Großstadt Jakutsk kommt es dem Betreiber zufolge wegen schlechter Sicht zu Ausfällen und Verspätung­en. Die Behörden hatten für Freitag einen arbeitsfre­ien Tag angekündig­t, damit sich die Menschen möglichst nicht im Freien aufhalten. Der Rauch zog bereits Tausende Kilometer westlich ins Landesinne­re bis über den Ural und zur Mongolei. Jakutsk liegt etwa 4800 Kilometer von der Hauptstadt entfernt.

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