Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Es grüßen die Wahlkämpfenden
Vor Kurzem ereilte uns die traurige Nachricht von einem „Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende“. Um Gottes Willen, dachten wir spontan, jetzt müssen die armen Suchtopfer sogar als Tote weiter ihre Drogen zu sich nehmen. Schuld waren aber die Überschriftenkünstler (m/w/d), die sich hier um eine korrekte Gendersprache bemüht und deshalb das Partizip Präsens missbraucht haben. Die Drogengebrauchenden sind so in einem Boot mit den Studierenden gelandet, die sich gerade im Freibad vergnügen und deshalb am Studieren gehindert sind oder mit den Feiernden, welche ihren Rausch ausschlafen und von Feiernden zu Pennenden mutieren.
Aus aktuellem Anlass wollen wir uns als schwitzend Schreibender lieber den Wahlkämpfenden zuwenden. Hier lassen wir das Partizip Präsens halbwegs gelten, weil uns die Damen und Herren ja derzeit auf vielen Plakaten begegnen. Sie machen also indirekt Wahlkampf, obwohl sie leibhaftig gar nicht anwesend sind. Ihre Botschaften sind fast alle genial. „Nie gab es mehr zu tun“, verspricht ein Wahlkämpfender vom Parteilein FDP. Der Oberwahlkämpfende der
SPD verkündet: „Kompetenz für Deutschland“. Eine Philosophin von der CDU verblüfft mit der tiefsinnigen Feststellung: „Sicherheit ist, wenn ich mir über Sicherheit keine Gedanken machen muss“. „Bereit, weil Ihr es seid“, lautet die geheimnisvolle Drohung der Grünen.
Ein uns persönlich bekannter Oberstudienrat a. D. hat versichert, er sei überhaupt nicht bereit. Und sicher sei bekanntlich nur die Rente des seine Pfeife gerauchthabenden Norbert Blüm. (vp)