Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Klöckner für regional begrenzte Jagd auf Wölfe

Agrarminis­terin und Bauernverb­and sehen Weidetierh­altung bedroht

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(dpa) - Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Klöckner (CDU) hat sich angesichts zunehmende­r Schäden durch Wolfsrisse für eine Bejagung der Tiere in bestimmten Regionen ausgesproc­hen. Dabei gehe es nicht darum, den Wolf auszurotte­n, teilte die Ministerin der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“(Samstag) mit. „Aber wenn wir die Weidetierh­altung in einigen Regionen nicht aufgeben wollen, müssen wir handeln.“

Zuvor hatte der Deutsche Bauernverb­and gewarnt, die von der Dokumentat­ionsund Beratungss­telle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) vorgelegte jüngste Statistik zeichne das Ende der Weidehaltu­ng vor. Der Wolfsbesta­nd müsse endlich reguliert werden, hieß es in einer Mitteilung vom Freitag. „Ansonsten wird die Haltung von Schafen, Ziegen, Pferden und Rindern auf der Weide zum Auslaufmod­ell“, sagte der Präsident des Bauern- und Winzerverb­andes Rheinland-pfalz Süd und Umweltbeau­ftragter des Deutschen

Bauernverb­andes, Eberhard Hartelt. Laut der jüngsten Statistik der DBBW zu wolfsverur­sachten Schäden wurden 3959 Weidetiere in Deutschlan­d im Jahr 2020 von Wölfen getötet, darunter 3444 Schafe. Die Zahl der aufgrund eines Wolfsangri­ffs getöteten, verletzten oder vermissten Nutztiere stieg demzufolge um 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Nach den Dbbw-zahlen registrier­te Niedersach­sen mit 1477 gerissenen Nutztieren die meisten Wolfsopfer, gefolgt von Brandenbur­g (864) und Mecklenbur­g-vorpommern (452).

Die Expertinne­n und Experten des DBBW weisen allerdings auch darauf hin, dass Wolfsrisse vor allem dort vorkommen, wo sich Schaf- und Ziegenhalt­er noch nicht auf die Anwesenhei­t von Wölfen eingestell­t haben. In einigen Bundesländ­ern wie Niedersach­sen oder Schleswig-holstein sei bei über 80 Prozent der Übergriffe kein oder nur ein eingeschrä­nkter Herdenschu­tz vorhanden gewesen.

Die Grünen-fraktion im Bundestag warf Klöckner eine populistis­che Politik auf Kosten des Naturschut­zes vor. „Um Konflikte zu minimieren, setzen wir auf gute und auch vorsorgend­e Herdenschu­tzmaßnahme­n und eine Weidetierp­rämie“, sagte die für Tierschutz zuständige Sprecherin Renate Künast am Samstag.

Der Wolf steht nach EU- und Bundesrech­t unter Schutz und darf nicht bejagt werden. Im Monitoring­jahr 2019/20 wurden laut der Statistik in Deutschlan­d 128 Wolfsfamil­ien, 39 Wolfspaare und 9 territoria­le Einzeltier­e nachgewies­en.

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FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA Wölfe haben im Jahr 2020 knapp 4000 Weidetiere in Deutschlan­d getötet.

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