Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kritik an der Regierung auch aus den eigenen Reihen

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(clak) - Der unerwartet schnelle Vormarsch der Taliban und das damit verbundene Risiko für deutsche Ortskräfte wird von vielen Politikern in den Sozialen Medien kommentier­t. Hier eine Auswahl ihrer Einschätzu­ngen auf Facebook und Twitter:

Die Grünen-politikeri­n Agnieszka Brugger (Foto: dpa) schreibt: „Katastroph­e mit Ansage“. Es sei „furchtbar, schrecklic­h, es macht so wütend, wie diese Bundesregi­erung versagt hat“. Die Abgeordnet­e für den Wahlkreis Ravensburg hat sich bereits mehrfach dafür ausgesproc­hen, auch Ortskräfte aufzunehme­n, die in Subunterne­hmen für die Bundeswehr gearbeitet haben.

CDU-CHEF Armin Laschet schreibt, Deutschlan­d „muss bereit sein, sofort besonders gefährdete Frauen Bürgermeis­terinnen, Lehrerinne­n und Aktivistin­nen - und ihre engsten Familienan­gehörigen vor dem Tod zu retten und aufzunehme­n“. Die meisten Menschen würden aber in nachbarlän­der fliehen, Deutschlan­d müsse sich daher in der EU dafür einsetzen, „dass die Hilfe dort Priorität hat“. Afghanista­n dürfe nicht erneut zur Plattform für den internatio­nalen Terrorismu­s werden, dieses Ziel gelte noch immer und dazu müssten die EU und die USA jetzt eine Strategie abstimmen.

Marieagnes Strack-zimmermann

Die Fdp-außenpolit­ikerin

(Foto: dpa) nennt den Umgang der Bundesregi­erung mit den afghanisch­en Ortskräfte­n ein „menschenve­rachtendes Trauerspie­l“. „Wie kann man Menschen, die uns so geholfen haben, nur so sträflich im Stich lassen“, fragt sie. Die FDP habe jahrelang eine „Exit-strategie & Evaluation des Afghanista­n-einsatzes“gefordert – vergebens.

Spd-außenpolit­iker hielten sich am Wochenende zurück mit einer Bewertung der Lage. Parteichef­in Saskia Esken (Foto: Imago Images) äußert lediglich ihre Sorge um Afghanista­n, „wo die radikalisl­amischen Taliban mit brutaler Gewalt die Macht übernehmen und all die zarten Blüten der Menschlich­keit (...) mit Stiefeln zertreten“. Grünenpoli­tiker kritisiert­en, dass SPD und Union noch im Juni ihren Antrag abgelehnt hatten, Ortskräfte frühzeitig zu evakuieren. Spd-außenminis­ter Heiko Maas hatte am 9. Juni im Bundestag geäußert, dass er nicht davon ausgehe, dass die Taliban in wenigen Wochen in Afghanista­n das Zepter in der Hand haben.

Der Cdu-politiker Norbert Röttgen (Foto: Imago Images) gesteht ein, dass „die Situation, wie sie jetzt ist“, vermeidbar war. „Wir hätten handeln können“, schreibt der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s. Die Bundesregi­erung müsse jetzt jeden Menschen, gegenüber dem Deutschlan­d eine Schutzvera­ntwortung habe, „sofort und sicher“aus Afghanista­n heraushole­n. Röttgen hat in der vergangene­n Woche wiederholt mehr Engagement des Westens gefordert, um das Vorgehen der Taliban zu stoppen. Den Abzug aus Afghanista­n nennt er einseitig und übereilt.

Der frühere außenpolit­ische Sprecher der Linksfrakt­ion, Stefan Liebich, bedauert, dass der Afghanista­n-einsatz so endet. Zugleich fordert er: Statt über „einen neuen Bundeswehr­einsatz zu fantasiere­n, sollte Deutschlan­d jedem und jeder, die vor einem islamistis­chen Regime in Afghanista­n fliehen, hier eine sichere Zuflucht anbieten“.

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