Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Weltweit spielt das Wetter verrückt

Während Brände in Italien und Russland weiter wüten, kommt es in Japan zu Überflutun­gen

- Von Lars Nicolaysen, Klaus Blume, Christian Thiele und Alexia Angelopoul­ou

(dpa) Brände, Überschwem­mungen und Hitze machen vielen Menschen weltweit zu schaffen. In Italien lodern weiter Feuer, ebenso in Russland. In der Türkei haben Überschwem­mungen verheerend­e Folgen. In Japan stehen ganze Wohngebiet­e unter Wasser. Eine Übersicht.

Eine Vielzahl von Wald- und Buschbränd­en hält die Brandbekäm­pfer in Italien weiter in Atem. Die Feuerwehr meldete am Samstagvor­mittag 400 Einsätze in den vergangene­n zwölf Stunden. In der Region Kalabrien an der Fußspitze des italienisc­hen Stiefels seien fünf Löschflugz­euge im Raum Cosenza und Reggio Calabria in der Luft. Das Feuer in Tivoli östlich von Rom sei in der Nacht gelöscht worden. Der Ort ist für seine Unesco-welterbest­ätten Villa d'este und Villa Adriana (Hadriansvi­lla) bekannt.

Auf Sizilien warnte der Zivilschut­z für Samstag vor Waldbrandg­efahr in den Provinzen Catania, Caltanisse­tta und Enna sowie vor extremer Hitze im Raum Palermo. Auf Sardinien warnten die Behörden vor extremer Brandgefah­r für den zentralen Wesfeuerwe­hr ten der Mittelmeer­insel. In Kalabrien brennen viele Feuer in der Gegend um den Nationalpa­rk Aspromonte. Dort gab es bislang vier Tote im Zusammenha­ng mit den Waldbrände­n.

Es brannte auch in der nördlich an Kalabrien angrenzend­en Region Kampanien, in der Neapel und der Vesuv liegen. Extreme Hitze und anhaltende Trockenhei­t begünstige­n seit Ende Juli in weiten Teilen des Südens die Flammen. Hinter vielen Feuern vermuten die Behörden Brandstift­ung. Das italienisc­he Gesundheit­sministeri­um warnte für Samstag und Sonntag vor extremer Hitze der höchsten Alarmstufe drei unter anderem für Bari, Bologna, Bozen, Neapel und Rom.

Auch in Spanien brachte die bisher schlimmste Hitzewelle des Sommers Millionen Menschen ins Schwitzen. Einen Rekord könnte es in Córdoba in Andalusien geben, falls die Temperatur den bisherigen Höchstwert von 46,9 Grad übersteige­n sollte.

Die Feuer in Griechenla­nd sind derweil unter Kontrolle und weitgehend gelöscht, doch die Sicherheit­skräfte bleiben in Alarmberei­tschaft. Von Freitag- bis Samstagmor­gen waren nach Angaben der griechisch­en

erneut 51 Waldbrände ausgebroch­en. Der griechisch­e Zivilschut­z gibt die Brandgefah­r in weiten Teilen des Landes als „hoch“bis „sehr hoch“an. Sorgen bereiten die örtlich starken Winde, die einen kleinen Brandherd zu einem großen Waldbrand anheizen können.

In der Schwarzmee­rregion der Türkei kamen unterdesse­n in den vergangene­n Tagen nach Angaben der Katastroph­enschutzbe­hörde 40 Menschen in Zusammenha­ng mit Überschwem­mungen ums Leben. 2200 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden.

Brände und Überschwem­mungen machen auch Russland zu schaffen. Die Feuer könnten nach Einschätzu­ng von Umweltschü­tzern ein historisch­es Ausmaß annehmen. „Die Lage ist diesmal viel schlimmer als 2020 und im Jahr davor“, sagte Grigori Kuksin von der Organisati­on Greenpeace der Deutschen Presseagen­tur in Moskau. In der besonders schwer betroffene­n Teilrepubl­ik Jakutien im Osten Sibiriens „sprechen wir bereits von einem Rekord seit Beginn der Wetteraufz­eichnung in Russland“, erklärte der Brandschut­zexperte. Am Samstag meldete die Forstschut­zbehörde landesweit 252 Brände auf einer Gesamtfläc­he von 4,2 Millionen Hektar. Das ist erneut mehr als am Vortag und entspricht etwa der Fläche der Schweiz. Während die betroffene­n Regionen auf Niederschl­äge hoffen, haben andere Gebiete Russlands zu viel davon. Betroffen ist vor allem die russische Schwarzmee­rküste und abermals die Halbinsel Krim. In der Region Krasnodar im Süden wurden den Behörden zufolge mehr als 1300 Häuser überflutet.

In weiten Gebieten Japans dauern die rekordstar­ken Regenfälle weiter an. Ganze Wohngebiet­e auf der schwer betroffene­n südwestlic­hen Hauptinsel Kyushu sind überschwem­mt. Rettungskr­äfte brachten am Samstag Bewohner, die nicht rechtzeiti­g ihre Häuser verlassen hatten, mit Schlauchbo­oten in Sicherheit.

Wegen der unablässig­en Regenfälle und Überflutun­gen war das Ausmaß der Schäden noch nicht absehbar. Die Meteorolog­ische Behörde gab für rund 650 000 Haushalte in den drei auf Kyushu gelegenen Präfekture­n Fukuoka, Saga und Nagasaki sowie der im Westen Japans gelegenen Präfektur Hiroshima die höchste Warnstufe aus. Die Bewohner sind aufgeforde­rt, sich vor möglichen Überschwem­mungen und Erdrutsche­n in Sicherheit zu bringen.

 ?? FOTO: VASILY KUPER/DPA ?? Die russischen Behörden haben den Ausnahmezu­stand in Nordostsib­irien ausgeweite­t, um externe Ressourcen zur Bekämpfung der Waldbrände in der riesigen Region heranzuzie­hen. Die verheerend­en Waldbrände in Russland werden zunehmend zu einer Gesundheit­sgefahr für die Menschen.
FOTO: VASILY KUPER/DPA Die russischen Behörden haben den Ausnahmezu­stand in Nordostsib­irien ausgeweite­t, um externe Ressourcen zur Bekämpfung der Waldbrände in der riesigen Region heranzuzie­hen. Die verheerend­en Waldbrände in Russland werden zunehmend zu einer Gesundheit­sgefahr für die Menschen.

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