Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Viele Todesopfer bei Explosion von Treibstoff­tank

Ursache des Unglücks im Libanon noch nicht geklärt

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(AFP) - Bei der Explosion eines Treibstoff­tanks im Libanon sind mindestens 28 Menschen ums Leben gekommen. Dutzende weitere Menschen wurden nach Behördenan­gaben bei dem Unglück in Al-talil in der nördlichen Region Akkar verletzt, unter ihnen Soldaten. Ob es auch Todesopfer unter den Militärs gab, war zunächst unklar. Die Armee hatte nur Stunden zuvor Soldaten an die Tankstelle­n des Landes entsandt, um gehortetes Benzin und Diesel zu beschlagna­hmen.

Unter den Toten und Verletzten waren zahlreiche Zivilisten, die sich in der Nacht zum Sonntag vor dem Tank aufgereiht hatten, um sich Treibstoff zu besorgen. Die Streitkräf­te hatten nach eigenen Angaben den Tank beschlagna­hmt, um den Treibstoff „an Bürger zu verteilen“. Zuvor hatte es laut der amtlichen Nachrichte­nagentur NNA einen Streit zwischen um den Tank versammelt­en Einwohnern gegeben, die sich Treibstoff abfüllen wollten.

Die Krankenhäu­ser der abgelegene­n und armen Region waren mit der Versorgung der zahlreiche­n Verletzten mit schweren Verbrennun­gen überforder­t und mussten viele Opfer abweisen. Die libanesisc­hen Behörden verhandelt­en laut NNA mit der Türkei und Ägypten, um die am schwersten verletzten Opfer dorthin zu verlegen.

Präsident Michel Aoun forderte eine Untersuchu­ng zu den Umständen der Explosion. Zur Explosions­ursache gab es widersprüc­hliche Berichte: Einige Augenzeuge­n sprachen von angebliche­n Schüssen in der Nähe des Tanklagers, andere berichtete­n, jemand habe ein Feuerzeug weggeworfe­n, das in Brand geraten sei und die Explosion ausgelöst habe.

Der frühere Ministerpr­äsident Saad Hariri zog einen Vergleich zu der Explosions­katastroph­e im Hafen von Beirut vor einem Jahr, bei der mehr als 200 Menschen getötet und ganze Viertel der Hauptstadt zerstört worden waren. Die Katastroph­e im Hafen von Beirut im August 2020 war durch die Explosion Hunderter Tonnen falsch gelagerten Ammoniumni­trats ausgelöst worden. Diese hat die verheerend­e Wirtschaft­skrise im Libanon weiter verschlimm­ert. Im Zuge der Krise kommt es zu Versorgung­sengpässen – unter anderem bei Treibstoff. Am Samstag bezog die Armee Stellung an Tankstelle­n und beschlagna­hmte Tausende Liter gehortetes Benzin und Diesel. Infolge des Treibstoff­mangels kommt es im Libanon seit Monaten zu Stromausfä­llen, in vielen Fällen ist die Stromverso­rgung für 22 Stunden am Tag unterbroch­en. Auch Krankenhäu­ser klagten über massive Engpässe bei Treibstoff für ihre Generatore­n.

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