Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Abteilungen über drei Kliniken streuen?
Bei der Oberschwabenklinik soll es Schwerpunkt geben - Notfallversorgung in Ravensburg
- Die Oberschwabenklinik (OSK) Ravensburg muss sich nicht nur aufgrund der angespannten Personalsituation für die Zukunft rüsten. Doch welche Konsequenzen bringt das für die drei Krankenhäuser und für Patienten in Ravensburg, Bad Waldsee und Wangen mit sich? Zuletzt war die Rede von möglichen Abteilungsschließungen an einzelnen Standorten. Im Gespräch mit der SZ hat Geschäftsführer Oliver Adolph interessante Einblicke in die ersten Zukunftsplanungen gewährt sowie Neubau- und Kooperationsideen aufgebracht. Eine Schließung ganzer Krankenhäuser an den drei Osk-standorten kommt für ihn nicht infrage.
Das Damoklesschwert Personalmangel schwebt über der OSK und „der Faden ist sehr dünn“, wie Adolph betont. Außerdem sind die Krankenhäuser in Bad Waldsee und Wangen mehr als 100 Jahre alt und Sanierungen aufwendig, teuer und während des laufenden Betriebs kaum realisierbar. „Die Probleme wurden seit Jahren vertagt oder verdrängt. Aber wir können die Augen nicht länger davor verschließen. Wir müssen aktiv werden und wir haben noch genug Zeit und genug Geld“, erklärt Adolph, der nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen möchte, „bis man wie im Beispiel des 14 Nothelfer in Weingarten zum Getriebenen“wird.
Die Schließung ganzer Standorte stellt für Adolph keine Option dar: „Klar hätten wir es uns einfach machen können – alles am EK bündeln und Wangen und Waldsee schließen, aber wir gehen den steinigen Weg.“Und so soll vielmehr das Portfolio angepasst werden. Das bedeutet, dass einzelne Abteilungen an einzelnen Standorten geschlossen und dann jeweils an einem Osk-krankenhaus zusammengefasst werden sollen. Die ersten Überlegungen sehen einen Schwerpunkt der Inneren Medizin in Bad Waldsee und einen Orthopädie-schwerpunkt in Wangen vor. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass die Orthopädie in Bad Waldsee geschlossen wird und in Wangen keine Notfallpatienten mehr operiert werden.
Diese Spezialisierung auf ein elektives Konzept, also planbare und terminierbare Operationen, soll das Wangener Dilemma der hohen Vorhaltekosten für die rund 230 Betten und der geringen Inanspruchnahme lösen. Am Elisabethen-krankenhaus in Ravensburg stelle die Notfallversorgung hingegen eine Stärke dar. Ein weiterer Schwerpunkt ist weiterhin die Onkologie. Mithilfe der schwerpunktmäßigen Umverlagerung würden sich die drei Oskstandorte ergänzen, die Stärken gestärkt und die Schwächen besser kaschiert, so der Geschäftsführer.
Dass diese angedachten Veränderungen längere Fahrtwege für die Patienten bedeuten, dessen ist sich Adolph bewusst: „Die Vorstellung, dass alles so bleibt wie in den vergangenen 20 Jahren, ist Utopie. Es gibt einen immensen Handlungsdruck. Wenn wir nicht reagieren, dann macht alles zu – so ehrlich muss man sein.“
Die Pläne zu dieser Strukturreform sind noch nicht abgeschlossen, es handelt sich um erste Ideen, die die Osk-verantwortlichen genau prüfen wollen. Auch die Fragen nach den zukünftigen Krankenhausgebäuden in Bad Waldsee und Wangen gilt es zu beantworten. In der Kurstadt stehen Überlegungen im Raum, wonach das Krankenhaus hin zu den Städtischen Rehakliniken verlegt werden könnte und folglich ein Umzug in Richtung Kurgebiet möglich ist. „Es gibt möglicherweise gute Gründe, den Standort zu verlegen und näher an die Städtischen Rehakliniken
zu kommen. So könnten Synergieeffekte genutzt werden“, zeigt sich Adolph interessiert an Standortsicherungsmaßnahmen, die auf die nächsten 20 bis 30 Jahre einzahlen.
Eine Sanierung des aus dem Jahr 1907 stammenden Gebäudes am Stadtsee schließt Adolph eher aus. „Da geht man mehr Kompromisse ein, als gut für uns sind.“Das Gleiche gelte für das Westallgäu-klinikum in Wangen. Dort hätten Sanierungsmaßnahmen der Badezimmer zuletzt sogar abgebrochen werden müssen. „Das ist einfach nicht zukunftsfähig“, weiß der Geschäftsführer und lehnt eine Sanierung als ersten Lösungsansatz ab. Vielmehr möchte er auch in Wangen Synergien nutzen. Eine Kooperation mit den Waldburg-zeil-kliniken soll geprüft werden. Mit diesen weiteren 150 Betten könnte eine wirtschaftlich profitable Größe erreicht werden. „Ein Neubau in 200 Metern Sichtweite Entfernung macht keinen Sinn“, erläutert Adolph und sieht die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsdienstleistern
als sinnvolle, zukunftsträchtige Lösung an. „Da muss man die Eitelkeiten einfach hintanstellen.“Die weitreichenden Entscheidungen sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre getroffen werden. Schließlich sei ein reibungsloser Betrieb in den Gebäuden in Bad Waldsee und Wangen nur noch in den nächsten fünf bis zehn Jahren gewährleistet. Ziel aller Überlegungen sei es, „mit allen vier Häusern durchzukommen“. Damit sollen sowohl die drei Krankenhäuser sowie das Heilig-geist-spital in Ravensburg von Komplettschließungen verschont bleiben. Und: Mit der Auflösung der Doppelstrukturen an den drei Osk-standorten würden die Vorgaben des Sozialministeriums erfüllt, die etwaige Fördergelder ermöglichen könnten. Denn die angedachte Reform kostet die OSK viel Geld. Allein in Bad Waldsee und Wangen wird die OSK bis zum Jahr 2030 rund 150 Millionen zu investieren haben, beziffert Adolph die bevorstehenden Investitionen.