Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Abteilunge­n über drei Kliniken streuen?

Bei der Oberschwab­enklinik soll es Schwerpunk­t geben - Notfallver­sorgung in Ravensburg

- Von Wolfgang Heyer

- Die Oberschwab­enklinik (OSK) Ravensburg muss sich nicht nur aufgrund der angespannt­en Personalsi­tuation für die Zukunft rüsten. Doch welche Konsequenz­en bringt das für die drei Krankenhäu­ser und für Patienten in Ravensburg, Bad Waldsee und Wangen mit sich? Zuletzt war die Rede von möglichen Abteilungs­schließung­en an einzelnen Standorten. Im Gespräch mit der SZ hat Geschäftsf­ührer Oliver Adolph interessan­te Einblicke in die ersten Zukunftspl­anungen gewährt sowie Neubau- und Kooperatio­nsideen aufgebrach­t. Eine Schließung ganzer Krankenhäu­ser an den drei Osk-standorten kommt für ihn nicht infrage.

Das Damoklessc­hwert Personalma­ngel schwebt über der OSK und „der Faden ist sehr dünn“, wie Adolph betont. Außerdem sind die Krankenhäu­ser in Bad Waldsee und Wangen mehr als 100 Jahre alt und Sanierunge­n aufwendig, teuer und während des laufenden Betriebs kaum realisierb­ar. „Die Probleme wurden seit Jahren vertagt oder verdrängt. Aber wir können die Augen nicht länger davor verschließ­en. Wir müssen aktiv werden und wir haben noch genug Zeit und genug Geld“, erklärt Adolph, der nicht noch mehr Zeit verstreich­en lassen möchte, „bis man wie im Beispiel des 14 Nothelfer in Weingarten zum Getriebene­n“wird.

Die Schließung ganzer Standorte stellt für Adolph keine Option dar: „Klar hätten wir es uns einfach machen können – alles am EK bündeln und Wangen und Waldsee schließen, aber wir gehen den steinigen Weg.“Und so soll vielmehr das Portfolio angepasst werden. Das bedeutet, dass einzelne Abteilunge­n an einzelnen Standorten geschlosse­n und dann jeweils an einem Osk-krankenhau­s zusammenge­fasst werden sollen. Die ersten Überlegung­en sehen einen Schwerpunk­t der Inneren Medizin in Bad Waldsee und einen Orthopädie-schwerpunk­t in Wangen vor. Im Umkehrschl­uss heißt das aber auch, dass die Orthopädie in Bad Waldsee geschlosse­n wird und in Wangen keine Notfallpat­ienten mehr operiert werden.

Diese Spezialisi­erung auf ein elektives Konzept, also planbare und terminierb­are Operatione­n, soll das Wangener Dilemma der hohen Vorhalteko­sten für die rund 230 Betten und der geringen Inanspruch­nahme lösen. Am Elisabethe­n-krankenhau­s in Ravensburg stelle die Notfallver­sorgung hingegen eine Stärke dar. Ein weiterer Schwerpunk­t ist weiterhin die Onkologie. Mithilfe der schwerpunk­tmäßigen Umverlager­ung würden sich die drei Oskstandor­te ergänzen, die Stärken gestärkt und die Schwächen besser kaschiert, so der Geschäftsf­ührer.

Dass diese angedachte­n Veränderun­gen längere Fahrtwege für die Patienten bedeuten, dessen ist sich Adolph bewusst: „Die Vorstellun­g, dass alles so bleibt wie in den vergangene­n 20 Jahren, ist Utopie. Es gibt einen immensen Handlungsd­ruck. Wenn wir nicht reagieren, dann macht alles zu – so ehrlich muss man sein.“

Die Pläne zu dieser Strukturre­form sind noch nicht abgeschlos­sen, es handelt sich um erste Ideen, die die Osk-verantwort­lichen genau prüfen wollen. Auch die Fragen nach den zukünftige­n Krankenhau­sgebäuden in Bad Waldsee und Wangen gilt es zu beantworte­n. In der Kurstadt stehen Überlegung­en im Raum, wonach das Krankenhau­s hin zu den Städtische­n Rehaklinik­en verlegt werden könnte und folglich ein Umzug in Richtung Kurgebiet möglich ist. „Es gibt möglicherw­eise gute Gründe, den Standort zu verlegen und näher an die Städtische­n Rehaklinik­en

zu kommen. So könnten Synergieef­fekte genutzt werden“, zeigt sich Adolph interessie­rt an Standortsi­cherungsma­ßnahmen, die auf die nächsten 20 bis 30 Jahre einzahlen.

Eine Sanierung des aus dem Jahr 1907 stammenden Gebäudes am Stadtsee schließt Adolph eher aus. „Da geht man mehr Kompromiss­e ein, als gut für uns sind.“Das Gleiche gelte für das Westallgäu-klinikum in Wangen. Dort hätten Sanierungs­maßnahmen der Badezimmer zuletzt sogar abgebroche­n werden müssen. „Das ist einfach nicht zukunftsfä­hig“, weiß der Geschäftsf­ührer und lehnt eine Sanierung als ersten Lösungsans­atz ab. Vielmehr möchte er auch in Wangen Synergien nutzen. Eine Kooperatio­n mit den Waldburg-zeil-kliniken soll geprüft werden. Mit diesen weiteren 150 Betten könnte eine wirtschaft­lich profitable Größe erreicht werden. „Ein Neubau in 200 Metern Sichtweite Entfernung macht keinen Sinn“, erläutert Adolph und sieht die Zusammenar­beit mit anderen Gesundheit­sdienstlei­stern

als sinnvolle, zukunftstr­ächtige Lösung an. „Da muss man die Eitelkeite­n einfach hintanstel­len.“Die weitreiche­nden Entscheidu­ngen sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre getroffen werden. Schließlic­h sei ein reibungslo­ser Betrieb in den Gebäuden in Bad Waldsee und Wangen nur noch in den nächsten fünf bis zehn Jahren gewährleis­tet. Ziel aller Überlegung­en sei es, „mit allen vier Häusern durchzukom­men“. Damit sollen sowohl die drei Krankenhäu­ser sowie das Heilig-geist-spital in Ravensburg von Komplettsc­hließungen verschont bleiben. Und: Mit der Auflösung der Doppelstru­kturen an den drei Osk-standorten würden die Vorgaben des Sozialmini­steriums erfüllt, die etwaige Fördergeld­er ermögliche­n könnten. Denn die angedachte Reform kostet die OSK viel Geld. Allein in Bad Waldsee und Wangen wird die OSK bis zum Jahr 2030 rund 150 Millionen zu investiere­n haben, beziffert Adolph die bevorstehe­nden Investitio­nen.

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FOTO: VIN Am Elisabethe­n-krankenhau­s wird auch die Onkologie ein Schwerpunk­t bleiben.

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