Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Seehofer verteidigt Vorgehen bei Ortskräfte­n

Innenminis­ter für Aufnahme besonders schutzbedü­rftiger Afghanen – Kritik an Regierung

- Von Claudia Kling und Agenturen

- Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) hat sich dafür ausgesproc­hen, nicht nur Ortskräfte, sondern weitere, besonders schutzwürd­ige Personen aus Afghanista­n in Deutschlan­d aufzunehme­n. Die Innenminis­ter der Länder seien bereit zur Aufnahme einer größeren Zahl von Menschen. Zugleich verteidigt­e Seehofer sein Ressort gegen Vorwürfe, die Gewährung von Visa an Ortskräfte verzögert zu haben. Eine „bessere Lösung“im Umgang mit der Situation in Afghanista­n sei nicht an ihm gescheiter­t. In der Debatte, ob auch volljährig­e Kinder mit ihren Eltern aufgenomme­n würden, stellte er klar: „Wir reißen Familien nicht auseinande­r.“

Am Donnerstag war die Deutsche Gesellscha­ft für Internatio­nale Zusammenar­beit in die Kritik geraten, weil sie laut „Spiegel“die erwachsene­n Söhne ihrer Mitarbeite­r nicht aus Afghanista­n evakuieren wollte. Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) sagte dazu der „Schwäbisch­en Zeitung“, „dass der Innenminis­ter jetzt reagiert und die von ihm festgelegt­e Regelung zur Kernfamili­e anpasst und damit beiträgt, Härtefälle zu vermeiden“, begrüße er sehr. „Keiner soll zurückblei­ben, der mitgenomme­n werden könnte“, so Müller.

In der politische­n Aufarbeitu­ng des Afghanista­n-debakels ging es am Donnerstag auch um die Einsetzung eines parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­sses. Die Vorsitzend­e des Innenaussc­husses, Andrea Lindholz zeigte sich dafür offen: „Sogar einen Untersuchu­ngsausschu­ss will ich nicht für ausgeschlo­ssen halten“, sagte die Csu-politikeri­n. Der Fdpinnenex­perte Benjamin Strasser sprach von einem „Komplettve­rsagen der gesamten Bundesregi­erung“.

Die Bundesregi­erung habe das Thema erst ausgesesse­n, dann hätten sich die Ministerie­n gegenseiti­g Steine in den Weg gelegt. Zudem stehe im Raum, „dass auch falsche Analysen aus dem Bundesnach­richtendie­nst mit dafür verantwort­lich waren, dass zu lange gezögert wurde“, so Strasser.

In Afghanista­n kam es derweil in mehreren Städten zu Protesten gegen die Taliban. Die Islamisten töteten mehrere Menschen, wie der arabische Sender Al-dschasira berichtete. Die Evakuierun­gsoperatio­n am Flughafen der Hauptstadt Kabul dauerte an.

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