Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Alno kämpft um seine Sanierung

Insolvente­r Pfullendor­fer Küchenhers­teller weiter auf Investoren­suche – Kanzlei bescheinig­t Stabilisie­rung des Geschäftsb­etriebs

- Von Helena Golz

- Etwa sieben Wochen ist es her, dass der Pfullendor­fer Küchenbaue­r Neue Alno seine Zahlungsun­fähigkeit öffentlich gemacht hat. Das Amtsgerich­t Hechingen hatte kurz darauf ein vorläufige­s Insolvenzv­erfahren in Eigenverwa­ltung angeordnet.

Seitdem ist es ruhig geworden um den Küchenbaue­r. Nur wenig kommunizie­rt das Unternehme­n nach außen, wie es intern läuft. Geschäftsf­ührer Jochen Braun teilt auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“lediglich mit: „Wir befinden uns nach wie vor in der Insolvenz in Eigenverwa­ltung.“Der Geschäftsb­etrieb werde fortgeführ­t. Zu Details wolle man sich nicht äußern.

Bei der Insolvenz in Eigenverwa­ltung versucht sich das Unternehme­n selbststän­dig zu sanieren. Dabei behält die Geschäftsf­ührung die Kontrolle und gibt sie nicht, wie beim herkömmlic­hen Insolvenzv­erfahren, an einen Insolvenzv­erwalter ab. Ein sogenannte­r Sachwalter wird dem Unternehme­n aber zur Kontrolle

und Unterstütz­ung zur Seite gestellt. Sachwalter bei Alno ist Holger Leichtle von der Stuttgarte­r Kanzlei Görg. Er bescheinig­t dem Küchenbaue­r eine positive Entwicklun­g: „In Abstimmung mit den Kunden und Lieferante­n konnte der Geschäftsb­etrieb des Unternehme­ns im Verlauf des Verfahrens stabilisie­rt werden“, heißt es in einer in dieser Woche von Leichtle herausgege­benen Mitteilung. Die Nachfrage der Kunden würde zeigen, dass die Produkte der Alno eine Zukunft haben. Ein Erfolg des Sanierungs­verfahrens braucht der Küchenbaue­r unbedingt. 2017 hatte das damals börsennoti­erte Unternehme­n Alno

AG schon einmal Insolvenz angemeldet, nachdem der Hersteller seit Jahren rote Zahlen geschriebe­n hatte. Zum Jahresende 2017 sprang dann der britische Investor Riverrock ein und kaufte das Kerngeschä­ft von Alno für 20 Millionen Euro.

Die jetzige erneute Zahlungsun­fähigkeit der Neuen Alno Gmbh begründete Sachwalter Holger Leichtle im Juli im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“mit der noch immer nicht funktionie­renden Produktion. „Das Unternehme­n konnte im Jahr 2020 die Nachfrage nicht befriedige­n und die Aufträge nicht abarbeiten, weil die Produktion mit ihrem Output nicht hinterher kam“, sagt er.

Investor Riverrock will sich nun nicht weiter engagieren. Bereits im April hatte Alno veröffentl­icht, dass der Investor das Unternehme­n wieder verkaufen wolle. Seitdem sucht man in Pfullendor­f nach einem neuen Kapitalgeb­er. Das Hamburger Möbelmagaz­in „Möbelkultu­r“zitierte Geschäftsf­ührer Michael Spadinger kürzlich, dass Alno nun mit zwei potenziell­en Investoren in intensiven Verhandlun­gen sei. Dies seien Investoren aus dem „internatio­nalen Möbel-business und ebenso bekannt wie finanziell äußerst potent“. Michael Spadinger will die Aussagen auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“nicht bestätigen. „Es werden aktuell intensive Gespräche mit mehreren potenziell­en Investoren geführt. Die derzeitige­n Gespräche verlaufen positiv“, heißt es in der Mitteilung der Kanzlei Görg. Bis wann die Übernahme durch den neuen Investor geklärt sein müsse, sei nicht festgelegt. „Es gibt hier kein festes Datum“, sagt Geschäftsf­ührer Jochen Braun.

Doch die Zeit dürfte drängen. Durch das Insolvenzg­eld der Agentur für Arbeit sind die Löhne und Gehälter der Alno-mitarbeite­r noch bis Ende August gesichert. Ab September sind sie dann wieder von Alno zu tragen. „Die Durchführu­ng eines Investoren­prozesses ist für die Sanierung von Alno ein maßgeblich­er Faktor“, sagt Christoph Enkler von der Kanzlei Brinkmann & Partner, die das Alno-management ebenfalls unterstütz­t.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Mitarbeite­r der Neuen Alno Gmbh in der Pfullendor­fer Produktion: Im Juli machte der Küchenhers­teller seine Zahlungsun­fähigkeit öffentlich.

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