Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
CDU und CSU erhöhen Druck auf Laschet
Union grenzt sich von Liberalen ab – Fdp-landeschef sieht darin „Verzweiflungstat“
- Angesichts schwacher Umfragewerte gerät Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) innerhalb seiner Partei zunehmend unter Druck. Wie die „Bild“berichtete, erntete Laschet in einer virtuellen Fraktionssitzung der Bundestagsabgeordneten am Freitag heftige Kritik.
So sagte Axel Müller, Bundestagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Ravensburg, demnach: „Mit einem Wort: Es ist beschissen!“Müller griff laut „Bild“auch die Parteizentrale der CDU an und verglich sie indirekt mit dem sogenannten „Volkssturm“am Ende des Zweiten Weltkriegs: „Das Adenauerhaus kommt mir manchmal wie die Reichskanzlei im April/mai 1945 vor, ihr arbeitet mit Divisionen, die es nicht mehr gibt und schickt Rentner und die JU auf die Straße.“
Anschließend entschuldigte er sich für den „unglücklichen Vergleich“, nicht aber für die Kritik. „Mitnichten habe ich den Rücktritt unseres Spitzenkandidaten gefordert, aber wir müssen doch ehrlich sein: Wenn die CDU in keiner relevanten Umfrage, fünf Wochen vor der Wahl, bei über 30 Prozent liegt, dann haben wir die letzten Wochen nicht alles richtig gemacht“, sagte er der „Schwäbischen Zeitung“.
Kritik kam auch von der Schwesterpartei CSU. „Ich halte es schon für dringend notwendig, dass wir jetzt auch als Union deutlich machen, dass der Kanzlerkandidat sagt, welchen Weg er für Deutschland will“, forderte Csu-generalsekretär Markus Blume.
Führende Unionspolitiker befürchten angesichts der sinkenden Zustimmung der Wähler, Stimmen an die FDP zu verlieren. „Jeder, der die FDP wählt, muss wissen: Der kann dann am Ende auch aufwachen mit SPD und Grünen“, sagte etwa Cdu-generalsekretär Paul Ziemiak mit Blick auf eine mögliche Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP.
Michael Theurer, der stellvertretende Fdp-fraktionsvorsitzende im Bundestag und baden-württembergische Spitzenkandidat der FDP bei der Bundestagswahl, bezeichnet diese Attacken der Union als „Verzweiflungstat“. In Baden-württemberg habe sich die CDU vor den Grünen bei den Koalitionsverhandlungen sogar „geradezu in den Staub geworfen“, sagte Theurer im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Und im Bund tragen vier Jahre Groko inhaltlich eindeutig die Handschrift der SPD.“
Laschet selbst will in der heißen Wahlkampfphase stärker als bisher auf ein Team setzen. „Wir müssen und werden mehr Köpfe zeigen und machen so deutlich, dass wir ein starkes Team sind“, wurde der CDU-CHEF am Freitag nach Angaben von Teilnehmern in der Online-sitzung der Unionsfraktion im Bundestag zitiert.
In Umfragen hatte die Union zuletzt verloren, während die SPD zulegte und zum Teil an den Grünen vorbei auf Platz zwei zog.