Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Vorbereitu­ng auf das Leben

- Von Ellen Hasenkamp ●» politik@schwaebisc­he.de

Informatio­n ist normalerwe­ise die Voraussetz­ung für Entscheidu­ngen. Nun gibt es aber in einigen Lebensbere­ichen durchaus auch ein Recht auf Nicht-wissen. Dazu gehören vorgeburtl­iche Untersuchu­ngen: Nicht wenige Menschen lehnen diese Vielzahl pränataler Tests und Messungen ab – unter anderem, um die mögliche Entscheidu­ng über einen Schwangers­chaftsabbr­uch erst gar nicht treffen zu müssen. Diese Haltung ist zu respektier­en, sie ist allerdings eben auch eine Entscheidu­ng.

Hinter der emotionale­n Debatte über die nun vom Gemeinsame­n Bundesauss­chuss von Ärzten, Kliniken und Kassen beschlosse­ne Übernahme der Kosten für Trisomie-bluttests steht natürlich die Sorge, dass dies am Ende zu mehr Abtreibung­en in Deutschlan­d führen wird.

Diese Bedenken sind nicht abwegig, doch deswegen den Bluttests insgesamt den Kampf anzusagen, wäre der falsche Weg. Zumal diese nicht-invasiven Tests für das ungeborene Kind mehr Sicherheit bieten als die seit Jahren gängigen Fruchtwass­eruntersuc­hungen bei werdenden Müttern.

Denn grundsätzl­ich lassen sich die Startchanc­en für Trisomie-21kinder erheblich verbessern, wenn Eltern und Ärzte gut vorbereite­t sind: auf mögliche Komplikati­onen während der Geburt ebenso wie auf die Versorgung und Förderung der Kinder zu Hause.

Erfahrunge­n von Medizinern zeigen, dass sich viele werdende Eltern gerade dann für ein Trisomieki­nd entscheide­n, wenn sie von Fachleuten und anderen Familien möglichst viel erfahren. Zum Beispiel über die Entwicklun­gsrisiken, aber eben auch und gerade darüber, wie viel Freude die Kinder mit ihrer fröhlichen Art bescheren.

Statt also die Informatio­nsmöglichk­eit, die Bluttests bei Schwangere­n bieten, zu unterbinde­n, ist es für Eltern, Medizin und Gesellscha­ft sehr viel wichtiger, der Diagnose Trisomie 21 möglichst viele andere Informatio­nen zur Seite zu stellen: Auch über mögliche Hilfen, mögliche Chancen und das mögliche Glück.

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