Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

So wenige Verkehrsto­te wie lange nicht mehr

Corona führt zu geringerem Verkehrsau­fkommen – Einen langfristi­gen Trend sieht ein Unfallfors­cher nicht

-

(dpa) - Die Corona-pandemie sorgt weiter für historisch­e Tiefstände bei der Zahl der Verkehrsun­fälle mit Toten und Verletzten in Deutschlan­d. In den ersten sechs Monaten 2021 kamen 1128 Menschen im Straßenver­kehr ums Leben, wie das Statistisc­he Bundesamt am Freitag unter Berufung auf vorläufige Ergebnisse mitteilte. Der Rückgang im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum – der nur teilweise von der Pandemie geprägt war – beträgt demnach 12,6 Prozent.

Die Zahl der Verletzten sank um 10 Prozent auf knapp 134 800. Noch nie seit der Wiedervere­inigung im Jahr 1990 seien von Januar bis Juni weniger Menschen bei Verkehrsun­fällen getötet oder verletzt worden, erklärte das Bundesamt. Grund sei, dass wegen Corona weiterhin deutlich weniger Verkehrste­ilnehmer unterwegs seien. Der Unfallfors­cher Siegfried Brockmann von der Unfallfors­chung der Versichere­r (UDV) zeigte sich dennoch überrascht, dass die Zahlen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 noch einmal so deutlich zurückging­en. „Am ehesten kann man das damit erklären, dass es im ersten Halbjahr 2021 praktisch keine Reisetätig­keit mit dem Pkw gab“, sagte er der Deutschen Presse-agentur am Freitag.

Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s nahm die Polizei in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 2,4 Prozent weniger Unfälle auf als im Vorjahresz­eitraum. Die Zahl sank den Angaben zufolge auf rund 1,05 Millionen, ebenfalls ein historisch­er Tiefstand. Bei knapp 935 700 Unfällen blieb es bei Sachschade­n, hier betrug das Minus 1,5 Prozent. Bei rund 109 400 Unfällen gab den Angaben zufolge Getötete oder Verletzte, hier verzeichne­t die Statistik ein Minus von 9,3 Prozent.

Je eine Million Personen wurden in Deutschlan­d durchschni­ttlich 14 Menschen im Straßenver­kehr getötet. Brockmann erwartet, dass die Zahlen früher oder später ungefähr auf den Stand vor der Pandemie zurückgehe­n werden. „Von der Tendenz her schätze und fürchte ich, dass wir wieder zurückkomm­en auf das Niveau von 2019“, sagte er. Sollte sich der Trend zum verstärkte­n Radverkehr halten, könnten die Zahlen der Verkehrsto­ten sogar darüber hinausgehe­n, „weil der Radfahrer einfach verletzlic­her ist“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany