Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Wir versuchen, alle Lebensmitt­el zu verwerten“

Was im Mengener Martinsläd­le nicht verkauft wird, bringen Ehrenamtli­che wie Dieter Arnold anders unter

- Von Jennifer Kuhlmann

- Der jahrelange Einsatz für den Mengener Tafelladen hat Gabriele und Dieter Arnold in mehrfacher Hinsicht geprägt. Mehrmals im Monat sind sie mit den Unmengen an Lebensmitt­eln konfrontie­rt, die in den Supermärkt­en nicht mehr verkauft werden dürfen und in den Müll wandern, weil sie das Mindesthal­tbarkeitsd­atum überschrit­ten haben. Gleichzeit­ig treffen sie auf Menschen, die es sich kaum leisten können, die normalen Ladenpreis­e zu zahlen. „Dadurch lernst du nicht nur deine eigene Lebenssitu­ation mehr wertzuschä­tzen, sondern auch jedes Lebensmitt­el“, finden sie. Als Teil des ehrenamtli­chen Teams, das den Betrieb des Martinsläd­les der Kolpingsfa­milie aufrecht erhält, tun sie gleich in zweierlei Hinsicht Gutes: Sie retten Lebensmitt­el vor der Vernichtun­g und ermögliche­n es Bedürftige­n, günstig einzukaufe­n.

Aktuell können Menschen mit einem Berechtigu­ngsschein nur an Samstagen ab 10 Uhr zum Martinsläd­le kommen und sich mit Lebensmitt­eln zu Centpreise­n versorgen. Zweimal, donnerstag­s und samstags, fahren die Ehrenamtli­chen dafür die Märkte an, die mit ihnen zusammenar­beiten. Dieter Arnold hat da eine feste Reihenfolg­e: Penny, Lidl, Rewe und Aldi. Meistens ist seine Frau Gabriele mit dabei und kündigt sich bei der Filialleit­erin oder einem Mitarbeite­r an. „Meistens haben die schon die Kisten und Kartons für uns bereitgest­ellt“, sagt sie. „Das klappt wirklich immer gut.“Gleich vor Ort, im Lagerraum oder auf der Lieferramp­e, werden die Waren durchgesch­aut und in eigene Kisten umgepackt.

„Alles, von dem wir wissen, dass es bis Samstag nicht halten wird, lassen wir gleich hier“, sagt Dieter Arnold am Donnerstag­morgen. Champignon­s, weiche Tomaten oder Gurken und vakuumiert­e Salate, in denen schon Feuchtigke­it zu sehen ist, landen in der Mülltonne. Diesmal gibt es kistenweis­e Kartoffeln, jede Menge Bananen, Joghurts, Pudding und Toastbrot.

Auch ein paar Fertiggeri­chte sind dabei, die bei der Kundschaft immer besonders gut ankommen. „Wir nehmen aber natürlich alles, was kommt und machen es den Kunden so schmackhaf­t wie möglich“, sagt Gabriele Arnold. Das Verkaufste­am versuche, beliebte und nur in kleiner Zahl vorhandene Waren gerecht aufzuteile­n. „Im Moment dürfen maximal zwei Kunden in den Laden, da bildet sich eine lange Schlange“, sagt sie. „Wer als letztes dran ist, soll aber trotzdem noch die Chance haben, eine Paprika zu bekommen.“

Frisches Obst geht auch an die Tagesgrupp­e mit Kindern und Jugendlich­en vom Haus Nazareth, oft wird auch die Wohnungslo­senhilfe der AGJ in Sigmaringe­n versorgt. Und für den Fall, dass am Ende eines Verkaufsta­gs noch Obst und Gemüse übrig sind, wird es zwischen den ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn aufgeteilt. „Wir möchten alles verwerten, da wird auch schon mal der eigene Speiseplan umgestellt“, sagt Dieter Arnold. Oder auf dem Nachhausew­eg ein Umweg gefahren, weil die Hühner und Pferde von Freunden und Bekannten auch immer gute Abnehmer sind. „Alles besser als in die Tonne“, sagt Arnold lachend.

 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Dieter Arnold holt die Kisten aus dem Transporte­r, die mit den von den örtlichen Supermärkt­en aussortier­ten Lebensmitt­eln gefüllt sind. Sie werden im Martinsläd­le zu kleinen Preisen an Bedürftige verkauft.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Dieter Arnold holt die Kisten aus dem Transporte­r, die mit den von den örtlichen Supermärkt­en aussortier­ten Lebensmitt­eln gefüllt sind. Sie werden im Martinsläd­le zu kleinen Preisen an Bedürftige verkauft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany