Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Wir versuchen, alle Lebensmittel zu verwerten“
Was im Mengener Martinslädle nicht verkauft wird, bringen Ehrenamtliche wie Dieter Arnold anders unter
- Der jahrelange Einsatz für den Mengener Tafelladen hat Gabriele und Dieter Arnold in mehrfacher Hinsicht geprägt. Mehrmals im Monat sind sie mit den Unmengen an Lebensmitteln konfrontiert, die in den Supermärkten nicht mehr verkauft werden dürfen und in den Müll wandern, weil sie das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben. Gleichzeitig treffen sie auf Menschen, die es sich kaum leisten können, die normalen Ladenpreise zu zahlen. „Dadurch lernst du nicht nur deine eigene Lebenssituation mehr wertzuschätzen, sondern auch jedes Lebensmittel“, finden sie. Als Teil des ehrenamtlichen Teams, das den Betrieb des Martinslädles der Kolpingsfamilie aufrecht erhält, tun sie gleich in zweierlei Hinsicht Gutes: Sie retten Lebensmittel vor der Vernichtung und ermöglichen es Bedürftigen, günstig einzukaufen.
Aktuell können Menschen mit einem Berechtigungsschein nur an Samstagen ab 10 Uhr zum Martinslädle kommen und sich mit Lebensmitteln zu Centpreisen versorgen. Zweimal, donnerstags und samstags, fahren die Ehrenamtlichen dafür die Märkte an, die mit ihnen zusammenarbeiten. Dieter Arnold hat da eine feste Reihenfolge: Penny, Lidl, Rewe und Aldi. Meistens ist seine Frau Gabriele mit dabei und kündigt sich bei der Filialleiterin oder einem Mitarbeiter an. „Meistens haben die schon die Kisten und Kartons für uns bereitgestellt“, sagt sie. „Das klappt wirklich immer gut.“Gleich vor Ort, im Lagerraum oder auf der Lieferrampe, werden die Waren durchgeschaut und in eigene Kisten umgepackt.
„Alles, von dem wir wissen, dass es bis Samstag nicht halten wird, lassen wir gleich hier“, sagt Dieter Arnold am Donnerstagmorgen. Champignons, weiche Tomaten oder Gurken und vakuumierte Salate, in denen schon Feuchtigkeit zu sehen ist, landen in der Mülltonne. Diesmal gibt es kistenweise Kartoffeln, jede Menge Bananen, Joghurts, Pudding und Toastbrot.
Auch ein paar Fertiggerichte sind dabei, die bei der Kundschaft immer besonders gut ankommen. „Wir nehmen aber natürlich alles, was kommt und machen es den Kunden so schmackhaft wie möglich“, sagt Gabriele Arnold. Das Verkaufsteam versuche, beliebte und nur in kleiner Zahl vorhandene Waren gerecht aufzuteilen. „Im Moment dürfen maximal zwei Kunden in den Laden, da bildet sich eine lange Schlange“, sagt sie. „Wer als letztes dran ist, soll aber trotzdem noch die Chance haben, eine Paprika zu bekommen.“
Frisches Obst geht auch an die Tagesgruppe mit Kindern und Jugendlichen vom Haus Nazareth, oft wird auch die Wohnungslosenhilfe der AGJ in Sigmaringen versorgt. Und für den Fall, dass am Ende eines Verkaufstags noch Obst und Gemüse übrig sind, wird es zwischen den ehrenamtlichen Mitarbeitern aufgeteilt. „Wir möchten alles verwerten, da wird auch schon mal der eigene Speiseplan umgestellt“, sagt Dieter Arnold. Oder auf dem Nachhauseweg ein Umweg gefahren, weil die Hühner und Pferde von Freunden und Bekannten auch immer gute Abnehmer sind. „Alles besser als in die Tonne“, sagt Arnold lachend.