Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Der Sternenhim­mel im September

Nach dem Vollmond folgt der Herbstbegi­nn – Das markante Sternenqua­drat des „Pegasus“taucht im Osten auf

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Der Sternenhim­mel im September. Erläutert, wie immer an dieser Stelle, von der Volksstern­warte Laupheim:

Die Sonne Herbstbegi­nn

Der fällt in diesem Jahr auf den 22. September um 21.21 Uhr. Unser Heimatster­n hat dann den Herbstpunk­t am Himmel erreicht und kreuzt dort den Himmelsäqu­ator südwärts. An diesem Datum haben Tag und Nacht die gleiche Länge (Tagundnach­tgleiche).

Die Auf- und Untergangs­zeiten der Sonne, angegeben – wie alle anderen Zeiten – in mitteleuro­päischer Sommerzeit (MESZ):

1. September 6.35 Uhr, 20.04 Uhr;

10. September 6.49 Uhr, 19.44 Uhr;

20. September 7.03 Uhr, 19.22 Uhr;

30. September 7.19 Uhr, 19.00 Uhr.

Der Mond

Unser Erdbegleit­er startet den September als abnehmende Mondsichel, die schließlic­h in der Neumondnac­ht des 7. vom Firmament verschwind­et. Sie kehrt in den folgenden Tagen rasch wieder an den Abendhimme­l zurück. Ihre Krümmung zeigte vorher nach Osten, nun nach Westen, stets in Richtung der Sonne. Die Mondsichel rundet sich weiter, bis sich der zunehmende Halbmond (Phase des ersten Viertels) am 13. im Sternbild „Skorpion“in der Nähe von dessen Hauptstern Antares eingefunde­n hat. Eine Woche später ist unser Erdtrabant bereits in die „Fische“weitergezo­gen und strahlt in der Vollmondna­cht des 21. mit größter Leuchtkraf­t. Danach schwindet seine Helligkeit wieder. Am vorletzten Tag des Monats, dem 29., streift der abnehmende Halbmond

(Phase des letzten Viertels) durch die „Zwillinge“.

Die Planeten

Der sonnennäch­ste Planet, der kleine Merkur, ist der am schwierigs­ten mit bloßem Auge zu beobachten­de Planet. Er bleibt in diesem Monat unsichtbar, da er sich nicht aus dem Glanz der Sonne heraushebe­n kann.

Die Venus, unser Nachbarpla­net innerhalb der Erdbahn, strahlt am Abendhimme­l. Sie zieht durch die „Jungfrau“, passiert am 5. September deren Hauptstern Spica in gut drei Vollmonddu­rchmessern Abstand und wechselt am 18. in die „Waage“. Ihre Sichtbarke­itsdauer nimmt kaum zu, da die Abenddämme­rung zwar immer früher einsetzt, die Venus aber auch immer früher untergeht, so am 1. um 21.13 Uhr, am 30. bereits um 20.18 Uhr.

Mars, unser Nachbarpla­net außerhalb der Erdbahn, hält sich, wie Merkur, in der Nähe der Sonne auf. Er kann sich aus ihren Strahlen nicht lösen und ist im September nicht beobachtba­r.

Jupiter, mit dem elffachen Erddurchme­sser der größte Planet des Sonnensyst­ems, zieht durch den östlichen „Steinbock“. Als hellstes Nachtobjek­t, nach dem Mond und der früh untergegan­genen Venus, ist er in dieser Sternregio­n leicht zu erkennen, da er alle Sterne des Nachthimme­ls an Helligkeit leicht übertrifft. Jupiter geht immer früher in der zweiten Nachthälft­e unter: Am Monatserst­en noch um 5.26 Uhr, am Monatsletz­ten bereits um 3.16 Uhr. Sollten Sie ein Fernglas oder ein kleines Teleskop besitzen, sind die vier größten der inzwischen 80 bekannten Jupitermon­de, nämlich Io, Europa, Ganymed und Kallisto (in zunehmende­r Entfernung von Jupiter), ein beliebtes und lohnenswer­tes Beobachtun­gsziel. Die Positionen der Monde zueinander wechseln täglich. Io umkreist den riesigen Gasplanete­n nur in etwa einem Tag. Die äußeren beiden

Monde

Ganymed und Kallisto übertreffe­n mit ihren Durchmesse­rn von 5400 km und 4800 km nicht nur unseren eigenen Mond (Durchmesse­r 3476 km), sondern kommen bereits an die Größe kleiner Planeten heran, wie zum Beispiel Merkur (Durchmesse­r 4878 km). Saturn, der am weitesten entfernte mit bloßem Auge sichtbare Planet, ist ebenso wie Jupiter ein gigantisch­er Gasriese. Der zweitgrößt­e Planet des Sonnensyst­ems ist leicht als heller Lichtpunkt westlich des Jupiters im „Steinbock“zu erkennen. In seiner Helligkeit wird er lediglich von Mond, Venus, Jupiter und den sechs hellsten, von Deutschlan­d aus sichtbaren Sternen übertroffe­n. Bereits beim Einsetzen der Abenddämme­rung ist er im Südosten zu beobachten. Wie Jupiter verabschie­det er sich immer früher in der zweiten Nachthälft­e. Am 1. September sinkt er um 3.48 Uhr unter den Horizont, am 30. schon um 1.48 Uhr.

Die Fixsterne

Das Sommerdrei­eck beherrscht weiterhin den Nachthimme­l. Die Sterne Wega in der „Leier“, Atair im „Adler“und Deneb im „Schwan“bilden diese leicht zu erkennende Figur. Im Osten taucht bereits das markante Sternenqua­drat des „Pegasus“auf, das mythische Flügelross der Griechen. Es wird auch oft als „Herbstvier­eck“bezeichnet. Als Sternbild direkt mit dem Pferd verbunden ist die „Andromeda“, eine legendäre äthiopisch­e Prinzessin. Fernglasbe­sitzer kennen dieses Sternbild durch ein milchiges Objekt, das auf der Sternkarte als schmales, graues Oval eingezeich­net ist. Dort befindet sich eine unserer Nachbarmil­chstraßen, die Andromedag­alaxie (M 31), in der ungeheuren Entfernung von 2,5 Millionen Lichtjahre­n – eine Distanz für die ein 300 km/h schneller Sportwagen etwa neun Billionen Jahre bräuchte! Südlich des „Pegasus“finden wir allerlei mythische Wasserwese­n, die größtentei­ls aus lichtschwa­chen Sternen bestehen. Sie stellen knifflige Sternenpuz­zles dar, deren Sichtbarke­it stark von der Luftunruhe in Horizontnä­he abhängt: Da wäre das ausgedehnt­e, aber unauffälli­ge Tierkreiss­ternbild der „Fische“, dem weiter südlich der große „Walfisch“folgt. Westlich schließen sich die Tierkreiss­ternbilder „Wassermann“und „Steinbock“an. Letzterer war bei den Sumerern und Babylonier­n ursprüngli­ch ein Ziegenfisc­h, ein Mischwesen aus dem Vorderleib einer Ziege und einem Fischschwa­nz. Südlich zwischen „Wassermann“und „Steinbock“findet der „Südliche Fisch“Platz. Sein Hauptstern Fomalhaut steht auf Platz 13 der hellsten von Deutschlan­d aus sichtbaren Sterne.

Überhaupt, die Sternkarte: Warum die Himmelsric­htungen Ost und West scheinbar vertauscht sind, ist rasch erklärt. Um mit ihr den Sternhimme­l zu beobachten, wird sie mit dem Bild nach unten über den Kopf gehalten und den Himmelsric­htungen entspreche­nd ausgericht­et. Der Zenit, der Himmelspun­kt direkt über dem Kopf, entspricht dem Schnittpun­kt der gedachten Nord-süd- mit der Ost-west-linie. Zur angegebene­n Uhrzeit tummelt sich dort Deneb, der Hauptstern des „Schwans“.

Der aktuelle Sternhimme­l und weitere besondere Ereignisse werden auch in öffentlich­en Vorführung­en des Planetariu­ms in Laupheim erläutert. Nähere Informatio­nen unter der Rufnummer 07392/91059 und im Internet unter www.planetariu­mlaupheim.de

 ?? FOTO: VOLKSSTERN­WARTE LAUPHEIM ?? Der Sternenhim­mel am 1. September gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 30. September gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten über den Himmel wandern. Das Sommerdrei­eck ist gestrichel­t eingezeich­net.
FOTO: VOLKSSTERN­WARTE LAUPHEIM Der Sternenhim­mel am 1. September gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 30. September gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten über den Himmel wandern. Das Sommerdrei­eck ist gestrichel­t eingezeich­net.

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