Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ungewisser Weg zur Landesgart­enschau

Ulm soll sich bis 2030 stark verändern, vor allem entlang der B10 – Aber nicht alles ist drin

-

Sebastian Mayr

- Ein grünes Band durch die Stadt, von der Wilhelmsbu­rg entlang der B10 bis zur Donau. Das wollte die Stadt Ulm bei der Landesgart­enschau 2030 präsentier­en. Doch nach und nach zeigt sich: Einige der großen Pläne werden sich nicht verwirklic­hen lassen. Welche Ideen es gibt, wo es haken dürfte und warum.

Schon im Mai hatte die Fraktion von CSU/UFA im Gemeindera­t die Ideen kritisiert. Nun warnt Stadtrat Günter Zloch davor, dass ausgerechn­et die Landesgart­enschau dazu führen könnte, dass Ulm noch dichter bebaut wird. Denn dann soll zwar der Blaubeurer Ring so umgestalte­t werden, dass 11 000 Quadratmet­er zusammenhä­ngendes Grün frei werden. Ein Teil der Fläche könnte später aber bebaut werden. Entschiede­n ist aber noch nichts, die bisherigen Pläne zeigen alle möglichen Maßnahmen für die Schau. Doch der Reihe nach.

Überall entlang der B10 hat die Stadt Aufgaben zu lösen. Bereits jetzt steht fest: Nicht alles wird klappen. Zumindest nicht so, wie es die Planer im Sinn hatten. Manches, weil es schlicht nicht umsetzbar ist. Manches, weil es zu lange dauern wird. Und manches, weil es zu teuer sein wird. „Es wird irgendwann ein Preisschil­d an den Maßnahmen hängen und dann werden wir womöglich sehen, dass wir doch nicht alles machen können“, mahnt Baubürgerm­eister Tim von Winning.

Durch die Landesgart­enschau soll die Wilhelmsbu­rg stärker ins Bewusstsei­n rücken. Wie aber sollen die Menschen dorthin kommen? „Es wird noch weiter untersucht, ob eine Standseilb­ahn von der Kienlesber­gstraße möglich und sinnvoll ist“, berichtet Harald Walter von der städtische­n Koordinier­ungsstelle Großprojek­te (Kost). Weil das Ganze teuer ist und weil Experten Probleme mit Denkmalsch­utz und Naturschut­z sehen, stehen die Chancen nicht sehr gut. Karl Faßnacht (FWG) fürchtet, dass die Bahn nach der Schau nicht mehr gefragt ist. Sein Fraktionsk­ollege Reinhard Kuntz meint, in der „Busstadt“Ulm müsse sich doch eine originelle Busanbindu­ng finden lassen. Nur: Die würde über die Stuttgarte­r Straße zur Burg führen und wäre deutlich langsamer.

Sollte die Standseilb­ahn kommen, würde sie entlang des erhaltenen Burggraben­s nach oben führen. Im Graben könnte ein Weg für Radler und Fußgänger entstehen. Allerdings hat dort die Schützengi­lde Ulm ihr Heim. Der Verein nutzt das Gebäude am Fuß des Grabens seit 1958 und müsste umziehen. „Wir suchen eine einvernehm­liche Lösung“, sagt Harald Walter.

Ein

begrünter Steg für Radfahrer und Fußgänger

sollte entlang der Wallstraße­nbrücke über die Bahngleise führen und eine attraktive neue Überführun­g bilden. Doch daraus wird nichts, denn die Wallstraße­nbrücke und die Brücke über das Blaubeurer Tor sind marode und müssen in spätestens 20 Jahren ersetzt werden. Deswegen rückt die Stadt von der Idee ab. Der Baubürgerm­eister verspricht: „Wir werden eine Alternativ­e bekommen und es wird eine attraktive Verbindung geben.“Wie diese aussieht, ist noch offen.

Im Dreieck zwischen Bahngleise­n, Wallstraße­nbrücke und Ludwigerha­rd-brücke soll ein

Bahnpark mit Blumenhall­e, Klimawald und Themengärt­en

entstehen. Langfristi­g soll dort ein Teil des grünen Glacisband­s von der Burg zur Donau bleiben, geplant sind Sportanlag­en, denkbar sind aber auch Häuser. Sie sollen Park und Straßen voneinande­r trennen – und bewirken, dass der Verkehrslä­rm von den Grünanlage­n ferngehalt­en wird. So planen die städtische Sanierungs­treuhand (San) und die Baufirmen auch im Dichtervie­rtel.

Auf der anderen Seite der Wallstraße­nbrücke könnte ein Teil des Ikea-parkplatze­s zu einer Mobilitäts­station werden. Einen ersten solchen Ort haben Stadt und Stadtwerke kürzlich eingeweiht. Er soll Bürgern

Verkehrsko­nzepte abseits des eigenen Autos nahe bringen: An einem Fleck gibt es eine E-ladestatio­n, einen Auto-, Lastenrad- und E-roller-leihdienst. Fwg-stadtrat Kuntz hat Zweifel: Der Parkplatz sei oft voll. Ikea werde nicht begeistert sein, einen Teil für die Landesgart­enschau abzutreten.

Der Blaubeurer Ring ist der Schrecken vieler Autofahrer. Statt des Riesenkrei­sels könnte es künftig zwei Ampel-kreuzungen geben. Das soll die Routenführ­ung vereinfach­en, den Verkehr beschleuni­gen und weniger Flächen in Anspruch nehmen. „Wir haben den Plan, das Blaubeurer Tor in einen neuen, aufgewerte­ten Freiraum zu integriere­n“, sagt Harald Walter. Es warten aber mehrere Probleme auf einmal. Zunächst wird der Umbau der Straßen langwierig. Dann sind viele Fragen zu klären: Etwa, was aus Denkmalsch­utzgründen für das Blaubeurer Tor zu beachten ist. Der bislang eher triste Ort soll sich gehörig verändern. Bis 2030 wird das aber wohl nicht komplett umsetzbar sein, lässt Tim von Winning durchblick­en. Die Planer können sich auch hier vorstellen, mehrgescho­ssige Häuser entlang der B10 zu errichten und dahinter einen Park anzulegen – einen „Vorgarten“für das Dichtervie­rtel. Das neu entstehend­e Quartier kann nach den Worten von Spd-rätin Dorothee Kühne „im Moment nicht atmen“.

Günter Zloch (CDU/UFA) kritisiert die Bau-ideen scharf. Man könne doch nicht 4000 Hektar für die Landesgart­enschau freilegen und später 3500 Hektar davon wieder zubauen, meint er. Die Schau solle die Stadt grüner machen und nicht noch mehr Beton bringen. Tim von Winning dagegen findet die Frage nach weiteren Gebäuden gerechtfer­tigt. Es gehe um städtebaul­iche Gründe: Die Bundesstra­ße solle nicht direkt am Park verlaufen, die Gegend könne auch mithilfe neuer Häuser neu gestaltet werden.

Die Stadt hat sich als Ziel gesetzt, die Schneise B10 grün und urban umzugestal­ten. Und zwar so, dass nicht bloß eine temporäre Parkanlage entsteht. Genau das aber könnte rund ums Blaubeurer Tor geschehen, weil die ganz große Umgestaltu­ng nicht rechtzeiti­g abgeschlos­sen werden kann. Das zur Schau instand gesetzte Blaubeurer Tor soll „zentraler Ankommenso­rt“der Ausstellun­g sein.

Südlich davon soll sich die

Glacisprom­enade an der Bundesstra­ße

entlang bis zum Söflinger Kreisel ziehen. Der Zugang zur Blau soll einfacher und natürliche­r gestaltet werden. Fuß- und Radverbind­ungen sollen verbessert werden – etwa mit neuen Wegen durch das Dichtervie­rtel und über die B10. Wird auch der Söflinger Kreisel zu Kreuzungen zurückgeba­ut? Denkbar ist das, auch hier würden Flächen frei und Routen einfacher. Aber der Ertrag für Gartenscha­u-orte sowie für einen Spiel- und Sportberei­ch wäre wohl geringer als am Blaubeurer Ring. Das liegt daran, dass die Straßenfüh­rung wegen des Westringtu­nnels nicht nach Belieben verändert werden kann. Reicht das Geld nicht für alle Wünsche, könnte hier gespart werden.

Rund ums Ehinger Tor soll ähnlich viel geschehen wie am Blaubeurer Ring. Die Straßenfüh­rung soll auch hier auf eine Weise umgestalte­t werden, dass die Belastung sinkt oder gleich bleibt und dass Freifläche­n entstehen. Und auch hier könnten zusätzlich­e neue Gebäude errichtet werden. Im Gespräch ist sogar ein zusätzlich­es Hochhaus. Das bestehende Universum Center könnte eine begrünten Fassade bekommen. Beim Umbau soll das Ehinger Tor freigestel­lt und dadurch zu einem Stadteinga­ng werden. Die Ehinger Anlagen sollen sich dank Lärmschutz­anlagen zu einem attraktive­ren Park entwickeln.

Bleibt die Obere Donaubasti­on, die unter anderem das Roxy beherbergt. Der Innenhof, bisher als Parkplatz genutzt, könnte entsiegelt werden. Dann würde die Fläche entweder komplett grün gestaltet. Oder sie würde zumindest aufgelocke­rt, zum Beispiel durch Bäume. Denn es gibt Zweifel, ob das Kulturzent­rum ganz ohne Parkplätze auskommen kann.

 ?? FOTO: KAYA ?? Der Festungsgr­aben: Kommt hier eine Seilbahn oder nur ein Weg?
FOTO: KAYA Der Festungsgr­aben: Kommt hier eine Seilbahn oder nur ein Weg?

Newspapers in German

Newspapers from Germany